Die Einreise in die USA wird immer häufiger von Problemen begleitet, immer mehr Länder werden von Donald Trumps Regierung pauschal ausgeschlossen. Immer mehr Fragen stellen sich mit Blick auf die Fußball-WM 2026 und Olympia 2028 – auch für deutsche Sporttouristen. Das Auswärtige Amt teilt nun mit, dass sich die Regelungen für deutsche Staatsangehörige grundsätzlich nicht verändert hätten.
Als FIFA-Präsident Gianni Infantino vergangene Woche mal wieder im Oval Office bei US-Präsident Donald Trump zu Gast war, bekam er eine unangenehme Frage gestellt. Während Infantino seit 2023 keine Pressekonferenzen mehr zulässt, waren Reporter im Büro von Trump zugegen. Einer fragte, welche Auswirkungen die pauschalen Einreiseverbote der USA für Menschen aus bestimmten Ländern für die Spiele habe. Infantino antwortete, dass die Klub-WM „reibungslos verläuft“, man pflege „exzellente Beziehungen“ zu Trump und der Task Force.
Gianni Infantino (mit Trikot) bei Donald Trump (r.)
Mit Blick auf die WM 2026, die maßgeblich in den USA stattfindet, sei noch ein Jahr Zeit, um Arbeit zu erledigen. „Die Erfahrungen der Klub-WM können wir nutzen.“ Trump sprach mit Blick auf die Klub-WM, dass die Stadien doch „weitgehend ausverkauft“ seien. Die Auslastung der Stadien beträgt den Verkaufszahlen der FIFA zufolge etwas mehr als 50 Prozent. „Er weiß gar nicht, was Einreiseverbote sind“, sagte Trump und zeigte auf Infantino, der die Situation wegzulächeln versuchte.
Iran für WM qualifiziert – und von der Einreise ausgeschlossen
Aktuell gelten pauschale Einreiseverbote gegen zwölf Länder. Darunter befindet sich der Iran, der bereits sicher für die WM qualifiziert ist und zuletzt in einem militärischen Konflikt mit den USA stand. Das Einreiseverbot nimmt Sportler und Trainer zwar ausdrücklich von dem Verbot aus. Doch für Fans aus den betroffenen Ländern bleibt der Weg versperrt zu einem Turnier, das von der internationalen Atmosphäre lebt.
Die iranischen Nationalspieler Omid Norafkan (l.) und Saman Ghoddos feiern im März 2025 die feststehende WM-Qualifikation.
2017 hatte Infantino vor der Vergabe der WM 2026 an die USA, Mexiko und Kanada noch gesagt: „Es gibt viele Länder mit Einreisebeschränkungen und Visavorgaben. Aber bei FIFA-Wettbewerben gilt selbstverständlich: Jede qualifizierte Mannschaft, einschließlich ihrer Funktionäre und Fans, brauchen Zugang zum Gastgeberland – sonst gibt es keine Weltmeisterschaft.“ Von solch klaren Worten ist die FIFA längst abgerückt, und das Problem könnte größer werden: Weitere 36 Länder werden nun möglicherweise von der US-Regierung dieser Liste hinzugefügt, wenn sie nicht bestimmte Bedingungen erfüllen. Darunter befinden sich Länder mit Fußballteams, die teils sehr gute Chancen haben, sich für die WM zu qualifizieren: Ägypten, Venezuela, DR Kongo, Haiti oder Ghana.
Ägyptens Mohamed Salah (r.) gegen Alhassan Koroma aus Sierra Leone – beide Länder könnten bald unter ein Einreiseverbot in die USA fallen.
Auswärtiges Amt aktualisiert Reisehinweise für die USA
Längst geht es nicht nur um die Einreiseverbote. Immer wieder gibt es Berichte über Probleme bei der Einreise von Menschen, die nicht aus den betroffenen Ländern kommen. Mehrere deutsche Staatsbürger berichteten von Problemen oder sogar Inhaftierung bei der Einreise.
Das Auswärtige Amt aktualisierte zuletzt seine Reisehinweise für die USA. Reisende sollten genau prüfen, ob Angaben zu Zweck und Dauer der Reise wirklich stimmen. „Vorstrafen in den USA, falsche Angaben zum Aufenthaltszweck oder eine auch nur geringfügige Überschreitung der Aufenthaltsdauer bei Reisen können bei Ein- beziehungsweise Ausreise zu Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung führen.“
Grünen-Abgeordneter: „Die USA verlassen rechtstaatliche Grundlagen“
Auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Boris Mijatovic von den Grünen an die Bundesregierung antwortete das Auswärtige Amt, dass sich die Regelungen für deutsche Staatsangehörige grundsätzlich nicht verändert hätten. Ein 90-tägiges Visum sei möglich, es gelte auch für Sportveranstaltungen in den USA. Aber: „Die Beamten der US Customs and Border Protection treffen in jedem Einzelfall die Entscheidung über die Einreiseberechtigung an den Grenzübergängen der USA.“
Mijatovic kritisierte auf Anfrage der Sportschau, dass es sich die Bundesregierung damit „zu leicht“ mache. Mittlerweile würde aber auch immer häufiger das Social-Media-Verhalten von Einreisenden in den Fokus genommen und eine Offenlegung der Aktivitäten verlangt. Kritische Beiträge könnten zu einem Einreiseverbot führen, sagte Mijatovic. „Hier verlassen die USA derzeit glasklar rechtstaatliche Grundlagen. In der Folge fahren Reisende in die USA heute schon mit ‚leeren‘ Mobiltelefonen los, damit keine Daten ausgelesen oder Spyware installiert werden kann.“ Er erwarte von der Bundesregierung, „dass sie sich für die Rechte von Fans, Athlet*innen und Journalist*innen einsetzt“.
Der Bundestagsabgeordnete Boris Mijatovic von den Grünen
Tausende Athleten aus hunderten von Ländern für Olympia erwartet
Unter den möglichen 36 neuen Ländern auf der Liste für Einreiseverbote steht auch der afrikanische Staat Simbabwe. Aus diesem Land stammt Kirsty Coventry, die in dieser Woche die Amtsgeschäfte von Thomas Bach als IOC-Präsidentin übernahm. Für das IOC wird die Frage nach Einreisebestimmungen ebenfalls von Bedeutung. Denn 2028 finden in Los Angeles die Olympischen Sommerspiele statt, in Paris 2024 nahmen mehr als 10.000 Athletinnen und Athleten aus 206 Ländern teil. Ähnliche Zahlen werden für 2028 erwartet.
Kirsty Coventry und Thomas Bach
Zuletzt wurden in den USA mehrere Visumsanträge der senegalesischen Basketball-Nationalmannschaft der Frauen abgelehnt. Wie der senegalesische Verband mitteilte, seien insgesamt zwölf Anträge von Spielerinnen und Betreuern negativ beschieden worden. Coventry wird am Donnerstag eine erste Pressekonferenz als IOC-Präsidentin abhalten.