Bei der Kieler Woche gab es am zweiten Starkwindtag in Folge wieder Probleme. Es haperte bei der Durchführung der Rennen auf dem Wasser. Sowohl bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft der Seesegler als auch auf den Jollenbahnen hielten am Dienstag die Anker von Startschiffen nicht. Entsprechend heftig fielen die Reaktion der Athleten aus. Was war geschehen?
Auch auf dem Kurs der olympischen Ilca-7-Klasse herrschte Unmut, weil in knackigen und für die Jollen gut machbaren 20 bis 25 Knoten Wind das Startschiff „umhertrieb“, wie Spitzensegler Philipp Buhl berichtete. Die Klasse des Weltmeisters von 2020 hatte deshalb nach einem Rennen so lange warten müssen, dass die Segler von alleine in den Hafen zurücksegelten. Die Wettfahrtleitung folgte.
Schon am Vortag hatten sich die Ilca-7-Segler mit Proviant auf vier Rennen vorbereitet. Sie waren aber nach zwei Läufen mit laut Buhl „besten Bedingungen“ zurückgeschickt worden ins Olympiazentrum Kiel-Schilksee. Buhls Fazit: „Das ist ein Trauerspiel und nicht olympiareif.“ Zuvor war Buhl am Morgen gebeten worden, eine Anbordkamera mit aufs Boot zu nehmen. Er verweigerte das – wie weitere Segler der Klasse. Denn für die Boote ohne Kamera gab es kein Ausgleichsgewicht.
Startboot nicht für Starkwind geeignet
Auch auf der Seebahn sorgte das nicht für Starkwinde geeignete Startboot für Unmut. Denn der Anker hielt nicht. Hier hatte sich – nach ähnlichen Problemen am Vortag – die Wettfahrtleitung um den Austausch des Startboots bemüht, aber ohne Erfolg. Nach nur einem Rennen statt erhoffter drei Starts war auch hier vorzeitig Schluss.
Philipp Buhl 2025 in Kiel © Christian Beeck
Jürgen Klinghardt (Bremen), Eigner der Drittplatzierten „patent 4“, sagte: „Wir fühlen uns um die Chance betrogen, die IDM Inshore noch zu unseren Gunsten entscheiden zu können.“ Auch andere Teams beklagten mit Blick auf ihren Aufwand das sportliche Kurzprogramm. Die IDM Inshore gewann in der großen ORC-Klasse die dänische „Formula X“, in der kleinen Klasse Torsten Bastiansens „Sydbank“ vom Flensborg Yacht Club.
Seebahn-Chef Eckart Reinke hatte sich per Chat-Nachricht bei den Seeseglern entschuldigt und erklärt: „Die Veranstaltung verlief nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Ausgerechnet Kiel – bekannt dafür, kein Windlimit zu haben und wo Starkwind-Rennen an der Tagesordnung sind.“
Reinke weiter: „Und trotzdem mussten wir als Race-Commitee trotz der besten Segelbedingungen als Erste aufgeben – einfach, weil uns unsere Ausrüstung keine andere Wahl ließ. Wir sitzen alle im selben Boot und sind genauso enttäuscht wie ihr, dass wir diesen tollen Segeltag nicht optimal nutzen konnten. Wir haben das Maximum aus unserem Material herausgeholt – aber mehr ging einfach nicht.“
Organisationsleiter widerspricht Vorwurf
Dirk Ramhorst, Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, widersprach in einem Pressegespräch am Mittwoch dem Vorwurf, die Regatta sei nicht olympiareif. Die Bedingungen am Dienstag seien mit den stürmischen Winden so extrem gewesen, dass der Anker des Startschiffs auf der Bahn der Ilca wegen der Bootsgröße dem Druck nicht standhalten konnte. Er zog dabei den Vergleich mit Warnemünde, das in der möglichen deutschen Olympiabewerbung der Rivale von Kiel für die Segelwettbewerbe ist. In Warnemünde sei bei diesen Winden überhaupt kein Rennen möglich gewesen.
Organisationsleiter Dirk Ramhorst © segel-bilder.de
Ramhorst hob die gelungenen Projekte der Kieler Woche hervor. Nach seinen Worten habe sich der zweite Standort auf dem Ostufer der Kieler Förde für die Surfer und Wingfoiler sehr bewährt. Nachdem im vergangenen Jahr die Surfer noch einen Bogen um Kiel gemacht hatten, waren sie diesmal mit mehr als 100 Starterinnen und Startern dabei. Auch das Wingfoilen entwickelt sich, auch wenn das Feld zur Regattapremiere noch überschaubar war.
Beispielhaft ist die Kieler Woche laut dem Organisationsleiter in Sachen medialer Aufbereitung. Das Kieler-Woche-TV mit Live-Bildern, Live-Tracking und grafischer Darstellung bringe den Segelsport an Land wie sonst nirgends bei großen Regatten im olympischen Segelsport. „Wir können Olympia. Das haben wir bewiesen“, so Ramhorst.