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Im Ukraine-Krieg hat Russland Unterstützung – etwa aus China. Künftig könnte Putin auch Streitkräfte von Ex-Sowjet-Staaten gegen die Nato steuern.

Moskau – Während die Welt angespannt auf den eskalierenden Konflikt im Nahen Osten blickt, ebbt auch die Angst vor einem Krieg zwischen der Nato und dem OVKS-Bündnis ehemaliger Sowjetstaaten nicht ab. Die wichtigste Frage dabei: Würde Wladimir Putin die Nato angreifen?

Ein Bericht der in den USA ansässigen Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) deutet nun darauf hin, dass der Kreml intensiv an der Stärkung seiner Truppen arbeitet und das russische Militär sowie die russische Gesellschaft mittel- bis langfristig auf einen möglichen zukünftigen Krieg mit der Nato vorbereitet.

Putin greift im Ukraine-Krieg auf seine ehemaligen Sowjetbrüder zurück

Laut ISW, das Forschungen und Analysen zu Fragen der Verteidigung und Außenpolitik anbietet, will Putin die Kampfkapazitäten seiner Verbündeten in der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) kontrollieren. Das OVKS ist ein Militärbündnis zwischen den früheren Mitgliedsstaaten der Sowjetunion: Russland, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan. Russland arbeite der US-Denkfabrik zufolge an der Unterordnung der Streitkräfte der russischen Verbündeten unter ein russisches Militärkommando.

Die russische Staatsduma ratifizierte demnach am 24. Juni ein Protokoll, das es den OVKS-Staaten erlaubt, im Falle bewaffneter Konflikte, Bedrohungen, Krisensituationen und Übungen, zur Reaktion auf die Folgen von Notfällen und zur Bereitstellung humanitärer Hilfe Truppen in das Territorium anderer OVKS-Staaten zu entsenden.

Wladimir Putins Armee hat Unterstützung aus Ex-Sowjetstaaten, China und Nordkorea

Das Protokoll erlaubt es der OVKS nun, Truppen einen Tag nach einer Entscheidung des OVKS-Rates zu transportieren – im Gegensatz zu den zuvor vorgesehenen 30 Tagen. Das Protokoll führt außerdem das Konzept eines „Formationskommandos“ ein, das die in einen OVKS-Staat entsandten OVKS-Streitkräfte befehligen wird. Dieses „Formationskommando“ wird voraussichtlich ein von Russland dominiertes Kommando sein.

Putins Parade in Moskau: Russland feiert „Tag des Sieges“ mit gigantischer Militärparaderussische Studentinnen und Studenten, gekleidet in die Mode der 1950er und in sowjetischen UniformenFotostrecke ansehen

Der OVKS-Rat für kollektive Sicherheit verabschiedete das Protokoll im November 2024. ISW geht seit langem davon aus, dass der Kreml versucht, die Streitkräfte ehemaliger Sowjetstaaten den russischen Streitkräften unterzuordnen, um im ehemaligen Sowjetgebiet eine multinationale Armee aufzubauen. Bei westlichen Einschätzungen der zukünftigen Kampfkraft Russlands müssten nicht nur die russischen Streitkräfte, sondern auch die Streitkräfte seiner OVKS-Verbündeten berücksichtigt werden, die Russland bei zukünftigen Operationen einsetzen könnte.

Nato-Generalsekretär Mark Rutte sieht in Russland die aktuell größte und direkteste Bedrohung für die Allianz, wie er am 24. Juni auf dem Nato-Gipfel in Den Haag wiederholt erklärte. Insbesondere die Unterstützung durch Nordkorea, China, Iran und Weißrussland verhelfe Wladimir Putin zu militärischer Stärke.

In Belarus hat Putin mit Lukaschenko einen wichtigen Verbündeten gefunden

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko gehört zu den treusten Unterstützern Putin. Auch wenn Lukaschenko immer wieder Signale gibt, dass er das Verhältnis zum Westen gern entspannen würde, arbeiten die Ex-Sowjetstaaten militärisch eng zusammen. Das letzte russisch-belarussische Militärmanöver Sapad-2025 fand Ende Mai statt.

Der russische Präsident Wladimir Putin (M) und der russische Verteidigungsministers Andrej Beloussow (Mitte, l) bei einer Kranzniederlegung anlässlich des 84. Jahrestages des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg.Der russische Präsident Wladimir Putin (M) und der russische Verteidigungsministers Andrej Beloussow (Mitte, l) bei einer Kranzniederlegung anlässlich des 84. Jahrestages des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. © Alexander Zemlianichenko/afp

Bei Sapad-2021 hatten Russland und Belarus 200.000 Soldaten eingesetzt; der Truppenaufmarsch diente im Rückblick zur Vorbereitung der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022. Auch deshalb beobachteten die Nato sowie die direkten Anrainer Polen und Litauen die Planungen für das diesjährige Manöver ganz genau. (lm)