Der Frust ist groß bei Christian Klüsener: Die Firma, bei der er 2023 eine PV-Anlage kaufte, ging insolvent. Bis heute wurden nicht alle Teile geliefert.
Christian Klüsener ist es Leid. Fast zwei Jahre lang war der Familienvater aus Ickern geduldig. Doch die angeblich vollständige Photovoltaikanlage, die er 2023 gekauft hat, ist bis heute nicht fertig – und die Firma, der er damals einen fünfstelligen Betrag zahlte, inzwischen insolvent.
„Das ist Abzocke im ganz großen Stil“, macht der 48-Jährige seinem Ärger Luft. Auf den Kosten wird er vermutlich sitzen bleiben. Dafür hat Klüsener jetzt immerhin Hilfe gefunden, um die Anlage auf seinem Dach endlich zum Laufen zu bringen.
„Über den Leisten gezogen“
Er sei damals im Internet auf die Düsseldorfer Firma gestoßen, berichtet Klüsener. Das war im Frühjahr 2023. Für knapp 35.000 Euro sollte bei ihm eine PV-Komplettanlage mit Speicher, Wallbox und Co. installiert werden. „Ich habe einen Kredit aufgenommen und das Geld auf einen Schlag überwiesen“, erzählt er.
Per E-Mail folgte anschließend die Info, dass Speicher und Solarpaneele bestellt sein. „Ende November waren ein paar Mitarbeiter hier und haben die Paneele angebracht. Das ging auch relativ flott, meine Frau und ich haben uns schon total gefreut, dass alles so reibungslos abläuft“, erinnert sich Klüsener. Mittlerweile denkt der Vater von zwei Töchtern anders: „Vielleicht hätte man da früher wach werden müssen.“ Denn getan hat sich seitdem nichts mehr.
„Wir haben mehrfach mit der Firma telefoniert. Jedes mal war eine neue Kundenberaterin dran, die meinte, ihre Vorgängerin wäre gekündigt worden“, erklärt Christian Klüsener zähneknirschend. „Irgendwann nahm einfach niemand mehr ab. Da hatte ich natürlich so einen Hals.“ Auf Mails hätte das Unternehmen erst noch reagiert, aber selbst auf diesem Wege brach der Kontakt schließlich ab.
„Im Mai 2025 haben wir erfahren, dass die Firma insolvent ist“, so Klüsener. Er habe rechtliche Schritte eingeleitet, die Hoffnung, sein Geld zurückzubekommen, sei aber gering. „Es ist kein schönes Gefühl, so über den Leisten gezogen zu werden“, sagt der Ickerner kopfschüttelnd.
Hilfe von lokalen Betrieben
Um wenigstens die PV-Anlage nutzen zu können, hat er sich an zwei lokale Unternehmen gewandt. Auftritt für Bodo Adler (58) und Nikos Chatziliadis (41). Ersterer ist Inhaber von Elektro-Mues, letzterer ist zertifizierter Gutachter für PV-Anlagen und hat sich mit seinem Betrieb „Das Sonnen System“ auf genau solche Fälle spezialisiert.
Christian Klüsener sei beileibe keine Ausnahme, erklärt Chatziliadis: „Es wird leider mehr und mehr. PV-Unternehmer sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Oft ohne Erfahrung und manchmal mit der festen Absicht, nur die Anzahlung zu kassieren.“
Das wissen viele Menschen aus Castrop-Rauxel nur zu gut: Ebenfalls 2023 wurde bekannt, dass ein hiesiges Unternehmen reihenweise Kunden geprellt hatte. Inzwischen laufen zahlreiche Gerichtsverfahren deswegen. Bei kleineren Betrieben sei diese Gefahr deutlich geringer, meint Nikos Chatziliadis. Er und Bodo Adler hätten sich die PV-Anlage von Klüsener angesehen, dabei sogar defekte Solarmodule entdeckt. Inzwischen seien sie mit den Arbeiten aber so weit vorangekommen, dass die Anlage im Juli betriebsbereit ist.
Niko Chatziliadis montiert mit seinem Unternehmen Solarmodule auf Dächer. Die Elektrik und Verschaltung für die Komplett-Installation übernehmen Partnerbetriebe.© Das Sonnen System
In Summe wird die Anlage Christian Klüsener dennoch deutlich mehr kosten, als er ursprünglich dachte. „Ich werde eines meiner beiden Autos verkaufen müssen, um das finanzieren zu können“, sagt er.
Nikos Chatziliadis betont, dass jeder, der über eine Solaranlage auf dem Dach nachdenkt, nicht nur genau auf die Firma achten sollte, bei der er kauft, sondern sich auch die Frage stellen müsse: „Wie schnell hole ich das Geld wieder rein, das ich für eine Anlage ausgebe? Klar bringt die auf Dauer auch wieder Geld rein, aber nur, wenn sie einwandfrei läuft.“