„Um dort oben zu bestehen, musst du die bösen Geister loswerden“, gibt der alte Schäfer Jean seinem jungen Nachfolger Gaspard mit auf den Weg, bevor dieser sich mit einer Herde von 800 Schafen zum Almauftrieb in die abgeschiedenen Höhen der Pyrenäen begibt. Die bösen Geister plagen Gaspard, seit er im Jahr zuvor nicht nur Dutzende Tiere, sondern auch eine so lebensfrohe wie unerschrockene Kollegin in den Bergen verlor. Im „Tal der Bärin“, so der Titel von Clara Arnauds Roman, der in einer besonders spärlich besiedelten Ecke des Départements Ariège unweit der Grenze zu Spanien angesiedelt ist, spricht man höchstens in Andeutungen über das, was doch alle zu wissen glauben: Am tödlichen Absturz der Schäferin kann nur das Tier schuld sein, das die Phantasie, Träume und Ängste der Bergbewohner beflügelt wie kaum ein anderes und den Alteingesessenen gar als „Seele der Berge“ gilt.