Sie schwenken Palästina-Flaggen, halten Schilder mit Aufschriften wie „Waffenlieferungen nach Israel stoppen“ in die Höhe und sprechen von einer „systematischen Unterdrückung palästinensischer Stimmen“. Am Freitagabend hat in Düsseldorf eine Demonstration unter dem Titel „Menschlichkeit verteidigen – Stoppt das Massaker in Gaza“ stattgefunden.
Ein Bündnis aus verschiedenen politischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren hatte dazu aufgerufen, darunter Amnesty International, die Linke und die Grüne Jugend. Die Demonstration begann gegen 19 Uhr am DGB-Haus an der Friedrich-Ebert-Straße, laut Polizei waren zuvor 200 Teilnehmer angemeldet. Am Ende könnten es knapp so viele gewesen sein, die meisten aus dem politisch linken Spektrum. Noch bevor der erste Redner ans Mikrofon kommen konnte, machten die Organisatoren deutlich, dass auf der Demo kein Platz für Antisemitismus, Islamismus oder Zeichen der Hamas sei. Dafür gab es Applaus aus dem Feld der Demonstrierenden.
Einer der Unterstützer: Hubert Ostendorf, Gründer und Geschäftsführer von Fiftyfifty. Er hatte im Vorfeld zur Demonstration gesagt, was in Gaza passiere, sei „eine menschliche Tragödie und politische Katastrophe. Ich verstehe nicht, mit welchem Ziel Israel in Gaza vorgeht. Wenn Grenzen überschritten werden und das humanitäre Völkerrecht verletzt wird, dann dürfen wir nicht schweigen.“
Im Aufruf des Bündnisses wird der Angriff der Hamas vom 7. Oktober als „grausames Massaker an der israelischen Bevölkerung“ bezeichnet, dann heißt es aber weiter: „Doch er rechtfertigt nicht die systematische Vernichtung palästinensischen Lebens, genauso wenig wie die jahrzehntelange Besatzung, die diesem Blutvergießen vorausging und fortbesteht.“
Und auch Bastian Fleermann, Leiter der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte, übte in einem Facebook-Eintrag scharfe Kritik an dem Aufruf. Dabei handele es sich um seine private Meinung, wie er betonte. „Es ist eine Selbstverständlichkeit, Mitgefühl mit den Menschen in Gaza zu zeigen. Auch ich sehe das Elend der dortigen Menschen, die von der Hamas missbraucht werden und unter dem Krieg leiden“, sagte Fleermann. „Aber der allererste Appell müsste immer der Hamas gelten: Streckt die Waffen, kapituliert und vor allem: Gebt endlich die letzten Geiseln frei. Lasst sie zu ihren Familien. Danach kann sich alles ändern.“ Der Düsseldorfer Aufruf mache das nicht.
Nach weiteren Ausführungen fragt Fleermann: „Wieso kommt es zu solchen Verdrehungen in einem solchen Aufruf? Wo waren alle diese Düsseldorfer Organisationen in den Tagen und Wochen nach dem 7. Oktober?“ Und weiter: „Warum gab es angesichts sexualisierter Gewalt gegen Frauen, Mord an Babys, Kidnapping und Folter, Massenmord und Verschleppung keinen hörbaren Aufschrei? Warum mussten die hiesigen jüdischen Gemeinden um Solidarität regelrecht bitten? Warum gibt es keine Massendemos, wenn hier an den Unis oder auf Schulhöfen antisemitische Morddrohungen ausgesprochen werden?“
Bei der Demonstration aber unterstrichen die Aktivisten ihre Forderungen. „Stoppt das Massaker in Gaza“ war unter anderem auf Bannern zu lesen. Begleitet wurde die Demo von einem erheblichen Aufgebot an Polizisten. Es kam auch zu Straßensperrungen.