Publiziert28. Juni 2025, 04:51

Sexualdelikte in Norwegen: «Wirklich wütend»: Betroffene kritisieren Justiz im Fall Høiby

Die Ermittlungen gegen den Sohn der norwegischen Kronprinzessin sind abgeschlossen. Doch viele mutmassliche Opfer sind enttäuscht – und äussern scharfe Kritik.

Karin Leuthold

  • Die Polizei in Oslo hat die Ermittlungen gegen Marius Borg Høiby abgeschlossen.

  • Høiby werden 23 mögliche Straftaten vorgeworfen, darunter schwere Sexualdelikte.

  • Der Sohn der Kronprinzessin bestreitet die Vergewaltigungsvorwürfe, gestand jedoch Körperverletzung unter Drogen- und Alkoholeinfluss.

Die Polizei von Oslo hat die Ermittlungen gegen den Sohn von Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit abgeschlossen. Marius Borg Høiby werden 23 mögliche Straftaten vorgeworfen, darunter schwere Sexualdelikte. Der Fall geht jetzt an die Staatsanwaltschaft, die über eine Anklage entscheiden muss.

Laut Høibys Anwältin Ellen Holager Andenæs gibt es 15 bis 20 mutmassliche Opfer. Viele Fälle wurden jedoch wegen Beweismangels oder Verjährung eingestellt – so auch jener seiner Ex-Freundin Juliane Snekkestad (29). «Sie hat Verständnis für dieses Ergebnis. Gleichzeitig ist sie natürlich enttäuscht, dass er sich nicht für das verantworten muss, was sie durchgemacht hat. Ihr Ziel war es immer, die Wahrheit ans Licht zu bringen und zukünftige Vorfälle zu verhindern», sagt ihr Anwalt Petter J. Grødem zu «Dagbladet».

«Ich kann sagen, dass ich wirklich wütend bin»

John Christian Elden, der drei Betroffene vertritt, kritisierte die polizeiliche Informationspolitik. Seine Mandantinnen seien erst kurz vor der Pressekonferenz über die Entscheidung informiert worden – der Fall sei für alle emotional sehr belastend. Auch Anwältin Hege Salomon prüft nun einen Fall aus 2014/15 erneut. Und von sechs durch Anwältin Lill Vassbotten vertretenen Frauen wurde nur eine weiterhin als Opfer geführt.

Deutlich äusserte sich auch Linni Meister (39), eine offiziell als Betroffene anerkannte Frau. In einem emotionalen Snapchat-Statement erklärte sie: «Ich kann sagen, dass ich wirklich wütend bin, dass ich zu 100 Prozent unfreiwillig in diese Angelegenheit hineingezogen wurde, aufgrund von Beweisen auf dem Telefon der betreffenden Person, während ich nicht bei Bewusstsein war!» Sie betonte die psychische Belastung: «Ich muss noch einiges mehr durchstehen, bevor ich das zu 100 Prozent hinter mir lassen kann.»

Høiby bestreitet Vergewaltigungsvorwürfe

Høiby war im vergangenen August in Oslo wegen mutmasslicher Körperverletzung und Sachbeschädigung in der Wohnung seiner damaligen Freundin festgenommen worden. Die Polizei wirft dem 28-Jährigen neben Vergewaltigung auch sexuelles Fehlverhalten, Misshandlung, Körperverletzung, Verstösse gegen Kontaktverbote, Sachbeschädigung, Bedrohung, Beamtenbeleidigung und Verkehrsstraftaten vor.

Marius Borg Høiby gestand, die Frau «unter dem Einfluss von Alkohol und Kokain» körperlich angegriffen und Gegenstände in ihrer Wohnung zerstört zu haben. Høibys Anwältin sagte der norwegischen Nachrichtenagentur NTB, ihr Mandant weise die Vergewaltigungsvorwürfe zurück.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Frauenberatung sexuelle Gewalt

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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