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Krise in Russlands Wirtschaft: Putins Gasriese Gazprom erleidet massive Verluste. Haushalte in Russland müssen deshalb mehr für Gas zahlen.

Moskau – Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Land von Wladimir Putin wird vieles teurer: Künftig müssen russische Haushalte mit höheren Energiepreisen rechnen. Nach den Rekordverlusten will der Energiekonzern Gazprom offenbar die Einbrüche auf diese Weise kompensieren. Die nächste Erhöhung der Gaspreise steht schon bald bevor.

Gaspreise in Russland steigen – für die Rettung von Gazprom nach Mega-Verlusten

Ab dem 1. Juli 2025 sollen die Gaspreise um 10,3 Prozent steigen. Das geht aus einer Prognose des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung zur sozioökonomischen Entwicklung der Russischen Föderation für das Jahr 2026 bis 2028 hervor. Noch im Jahr 2024 ging die Regierung bei den Prognosen der Gaspreise für 2025 von einer Erhöhung von 8,2 Prozent aus.

Bildmontage aus einem Gas-Herd und Wladimir Putin.Krise in Russlands Wirtschaft: Putins Gasriese Gazprom erleidet massive Verluste. Haushalte in Russland müssen deshalb mehr für Gas blechen.  © IMAGO / NurPhoto Artur Widak & IMAGO / SNA Alexander Kazakov

„Um eine zuverlässige Gasversorgung aller Verbraucherkategorien zu gewährleisten, die sozialen Gasversorgungsprogramme fortzusetzen und neue Regionen an das einheitliche Gasversorgungssystem anzuschließen, wird die Indexierung der Großhandelspreise für Gas für alle Verbraucherkategorien im Jahr 2025 auf einem Niveau von 10,3 Prozent erfolgen“, heißt es in einem Regierungsdokument, aus dem die russische Nachrichtenagentur Interfax zitiert. Die russischen Gaspreise sind in den letzten Jahren laut der Moscow Times noch nie so schnell gestiegen: 2021 betrug die Indexierung drei Prozent, 2020 drei Prozent, 2019 1,4 Prozent, 2018 3,4 Prozent, 2017 3,9 Prozent und 2015 und 2016 7,5 Prozent.

Index

Ein Index ist ein statistisches Maß, das die Veränderung eines Wertes im Zeitverlauf darstellt. Im Fall der Gaspreise wird ein Index oft so konstruiert, dass er den Preis eines bestimmten Monats oder Zeitraums mit dem Preis eines Basiszeitpunkts vergleicht. Ein Gaspreisindex zeigt, wie sich die Gaspreise im Vergleich zu einem bestimmten Zeitpunkt verändert haben.

Energieriese Gazprom freut sich über höhere Gaspreise

Laut Reuters soll es Anzeichen gegeben haben, dass Gazprom die Verluste durch eine Anhebung der inländischen Gaspreise zu kompensieren und seine Investitionen zu finanzieren. Das Unternehmen hatte im Jahr 2023 Verluste von sieben Milliarden Dollar verbucht, den ersten Jahresverlust seit über 20 Jahren. Im Jahr 2024 betrugen die Verluste nach russischen Rechnungslegungsstandards 1,076 Billionen Rubel (12,89 Milliarden US-Dollar). Sanktionen, sinkende Umsätze infolge des Ukraine-Kriegs und ein Rückgang des Marktwerts der Aktien von Gazprom Neft setzten dem Unternehmen stark zu.

Noch im selben Jahr, in dem Gazprom ersten Milliardenverluste machte, also 2023, hatte sich ein Duma-Abgeordneter sich für eine Erhöhung der Gaspreise ausgesprochen. Der Ökonom Alexey Gromov, Hauptdirektor für Energiestudien, Institut für Energie und Finanzen, unterstrich wenig später die Theorie, dass die schrittweise Erhöhung der Gaspreise im Interesse von Gazprom ist. „Leider hat sich Russland nun für einen beschleunigten Anstieg der Gaspreise auf dem Inlandsmarkt entschieden. Dies geschieht, um die Verluste von Gazprom zu decken“, wird Gromov von der russischen Tageszeitung Novye Izvestia zitiert.

Höhere Gaspreise könnten Russlands Wirtschaft und Verbrauchern schaden

Ökonomen sind sich einig, dass höhere Gaspreise der russischen Wirtschaft schaden könnten. Gromov befürchtet, dass viele russische Verbraucher auf die Barrikaden gehen werden, sollten die Gaspreise weiter erhöhen. „Generell ist dies ein potenziell sehr schmerzhaftes Thema, das die soziale Unzufriedenheit stark erhöhen kann“, sagte der russische Energieexperte Igor Juschkow im Gespräch mit Novye Izvestia. Zudem wird das Gas nicht nur für Verbraucher teurer, für Industrieunternehmen (wie Wärmekraftwerke und Kesselhäuser) wird der Gastransport ebenfalls teurer.

„Die russische Gaspreiserhöhung im Jahr 2025 stellt Verbraucher und Unternehmen schon vor Belastungen“, sagte auch Russland-Experte Oliver Kemkpens gegenüber IPPEN-MEDIA. Auch im Hinblick auf die Inflation könnten weitere Gaspreiserhöhungen Sorge bereiten. Wenn Gazprom weiterhin versucht, seine Einnahmen durch Preiserhöhungen zu sichern, könnte der Inflationsdruck steigen. Die russische Inflationsrate fiel laut Moscow Times im Mai 2025 auf 9,8 Prozent, nachdem sie im April noch 10,2 Prozent betragen hatte.

„Realistisch betrachtet ist die Gaspreiserhöhung eine Herausforderung, wenngleich die Energiekosten nicht so ins Gewicht fallen wie in Westeuropa, aber dennoch wird er den abstrakten Inflationsdruck (die Gefahr allgemein steigender Preise) und die abstrakten Konjunkturrisiken beeinflussen“, so Kempkens. Er kann jedoch zugleich beruhigen: „Doch so belastend die Situation auch ist, wird es eine Chance bieten.“

Gaspreise in Russland steigen– was die Regierung nun tun muss

Doch das wird von den Maßnahmen der Regierung abhängen. „Wenn die richtigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen greifen, kann die Krise zum Wendepunkt werden, was wir seit 2014 oft in der russischen Wirtschaft gesehen haben“, so Kempkens. Entscheidend sei eine soziale Abfederung, damit niemand durch die hohen Gaspreise in Existenznot gerate.

„Energieeffizienzprogramme (Förderprogramme, die Energiesparen und moderne Technik vorantreiben) helfen parallel, den Gasverbrauch zu senken – was nicht nur Kosten spart, sondern auch die Abhängigkeit von teurem Gas reduziert. Genauso wichtig sind gezielte Investitionsanreize“, resümierte der Russland-Experte und rechnet mit einer positiven Entwicklung der Wirtschaft.

„So schwierig die Lage im Moment ist, der realistisch-sachliche Blick nach vorn zeigt sich zuversichtlich: Mit entschlossenem, lösungsorientiertem Handeln, das Russlands Wirtschaft seit 2022 insbesondere auszeichnet, kann die Wirtschaft auch begünstigt aus der Situation herauskommen.“ Die aktuelle Entwicklung biete die Chance, Wirtschaft und Energieversorgung nachhaltiger, resilienter und unabhängiger zu machen.