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Der Angriff auf die Ukraine hat Russlands Wirtschaft über die Jahre belastet. Nach Angaben der Nato hat die Wirtschaft inzwischen ihr Limit erreicht.
Moskau – Geht es nach der Nato, hat Russlands Wirtschaft nur noch begrenztes Durchhaltevermögen im Ukraine-Krieg. Bereits auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg warnten russische Minister vor der wirtschaftlichen Zukunft. Schlägt Kremlchef Wladimir Putin nicht einen anderen Kurs sein, wird eine Fortführung des Krieges Russlands Wirtschaft teuer zu stehen kommen.
Ukraine-Krieg hat Folgen für Russlands Wirtschaft – Nato gibt Prognose ab
Hartnäckige Inflation, westliche Sanktionen und sinkende Einnahmen: Nach mehr als drei Jahren Ukraine-Krieg sind die Aussichten für die russische Wirtschaft düster. Laut Einschätzungen der Nato wird Russlands Wirtschaft es zwar schaffen, den Krieg mit seiner derzeitigen Intensität mindestens bis 2027 fortzusetzen. Das berichtet BBC Russia unter Berufung auf einen anonymen hochrangigen Nato-Beamten. Gleichzeitig geht das Bündnis davon aus, dass Russland bereits den Höhepunkt der Rüstungsproduktion erreicht hat und nicht über die Kapazitäten verfügt, ihr Volumen weiter zu steigern.
Geht es nach der Nato, kann Russlands Wirtschaft die Folgen des Ukraine-Krieges nur noch begrenzt aushalten. © Gavriil Grigorov/imago
In den letzten Monaten pumpte Putin massiv Geld in die Rüstungsindustrie. Einem Medienbericht zufolge konnte Putin die Panzer- und Waffenproduktion zuletzt deutlich ankurbeln. Laut der Zeit sind die russischen Waffenarsenale derzeit gut aufgestockt, die Panzerproduktion laufe auf Hochtouren. Der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur bestätigte der Wochenzeitung die Wachstumsentwicklung. „Die Fabriken arbeiten rund um die Uhr.“
Allerdings relativieren Analysen von Satellitenbildern alter Sowjetlager diese Bilanz. Die Altbestände hätten sich seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sichtlich geleert. Der Vorrat an Sowjetpanzern ist laut der Zeit um mindestens die Hälfte geschrumpft.
Fachkräftemangel ist für Russlands Wirtschaft ein Problem – nicht nur Soldaten gehen aus
Zudem gehen der russischen Armee die Soldaten aus. Im April 2025 prognostizierte George Barros vom US-amerikanischen Institute for the Study of War (ISW), dass Russland seine Kämpfe im derzeitigen Tempo nur noch 12 bis 16 Monate fortsetzen könne, bevor sich die Folgen der finanziellen und personellen Engpässe rächen.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs rekrutiert Russland Söldner aus Asien und Afrika – die meisten von ihnen sind keine Berufssoldaten, sondern Arbeitsmigranten. Sie werden mit dem Versprechen hoher Löhne nach Russland gelockt und als Kanonenfutter an die Front geschickt.
Auch in anderen Wirtschaftsbranchen herrscht großer Fachkräftemangel. Gefragt sind laut Moscow Times auch Fachkräfte wie Schweißer, Betonbauer, Fertigbauer sowie Mitarbeiter im Lebensmittel- und Agrarsektor. 2024 stellten russische Industrieunternehmen insgesamt 47.000 ausländische Arbeitskräfte aus Ländern ein, für die eine Visumpflicht besteht, darunter China, Indien, die Türkei und Serbien.
Russlands Wirtschaft muss mit mehr Kürzungen im Haushalt rechnen – wichtige Einnahmen brechen ein
Indem der Westen die Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft verschärft, schmälert er auch Putins Einnahmen für die Kriegskasse. So brachen die Gewinne aus dem russischen Öl- und Gasgeschäft infolge der Sanktionen ein. Die fallenden Ölpreise russischer Ölsorten, wie Uralöl, trugen ebenfalls zum Haushaltsdefizit bei. Die prognostizierten Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung, die das Rückgrat der Staatsausgaben bilden, wurden um fast 25 Prozent nach unten korrigiert, von 10,8 Billionen Rubel (140,4 Milliarden Dollar) auf 8,3 Billionen Rubel (107,9 Milliarden Dollar).
Nach dem Einbruch genehmigte Putin am Dienstag (24. Juni 2025) Änderungen am Bundeshaushalt für 2025. Künftig werden fünf staatliche Programme gekürzt. (bohy)