Interview | Zecken-Verbreitung in Berlin und Brandenburg

„Man hat eine gute Chance nicht zu erkranken, wenn man die Zecke schnell rauszieht“

Heimische Zecke sucht sich auf der menschlichen Haut eine Stelle zum Blut saugen. Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus). (Quelle: dpa/Bernd Feil)

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Audio: rbb24 Inforadio | 25.06.2025 | Interview mit Susanne Glasmacher | Bild: dpa/Bernd Feil

Nicht nur im Wald in Brandenburg, sondern auch auf dem Grünstreifen in Berlin lauern Zecken. Worauf man achten sollte und wie man die Blutsauger am besten entfernt, erklärt Diplom-Biologin Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut in Berlin.

rbb: Frau Glasmacher, der Naturschutzbund NABU bittet jetzt darum, Zecken zu melden, um deren Verbreitung im Zuge des Klimawandels zu dokumentieren. Etwa 20 Zeckenarten soll es in Deutschland geben, auch in Berlin und Brandenburg?

Susanne Glasmacher: Davon kann man ausgehen, aber insgesamt ist die häufigste Zeckenart der Gemeine Holzbock. Es gibt darüber hinaus andere Zecken, die man gelegentlich sieht, aber doch insgesamt recht selten, wie zum Beispiel die Auwaldzecke und die Hyalomma-Zecke. Diese Art ist relativ groß und hat die unangenehme Eigenschaft, auf die Menschen zuzukrabbeln. Alle anderen Zecken streift man eher ab von Gräsern oder Büschen.

Auch in der Metropole Berlin?

Ja, die Zecken gibt es leider überall – überall wo es grün ist. Das kann auch nur ein kleiner Parkstreifen oder auch der Garten sein. Deswegen muss man tatsächlich überall mit Zecken rechnen, wo es grün ist.

Haben Zecken unterschiedliche Auswirkungen auf uns Menschen oder gibt es auch welche, die völlig unproblematisch sind?

Das weiß man nicht so ganz genau. Die allermeisten Zeckenarten, wie der Gemeine Holzbock, können die Frühsommermenincholenzephalitis (FSME) und auch die Borreliose – die auch Lyme-Borreliose genannt wird – übertragen. Das sind die wichtigen Erreger.

Die Auwaldzecken sind für Hunde sehr gefährlich und können die sogenannte Hundemalaria übertragen. Das sind Parasiteneinzeller – auch Babesien genannt. Deswegen ist auch der Zeckenschutz für Tiere, vor allem für Hunde und Katzen, wichtig.

Die Karte über die FSME-Risikogebiete in Deutschland ist auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts unter rki.de abrufbar.

Welche Vorsorge gibt es für Menschen? Sollten wir uns impfen lassen?

Die Impfung ist nur gegen FSME möglich. In Brandenburg gibt es mehrere Risikogebiete. Im südöstlichen Brandenburg empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Impfung, wenn man Kontakt zu Zecken haben kann. Dazu zählen natürlich die meisten Menschen, die dort wohnen.

Bei Borreliose muss man sich anders schützen, weil es bisher keine Impfung gibt, obwohl schon lange dazu geforscht wird. Deswegen sollte man möglichst lange Kleidung anhaben. Klar, das macht man nicht so gerne, wenn es warm ist. Es gibt sogenannte Repellentien, die man auf die Haut oder auch auf die Kleidung sprühen kann, die die Zecken zumindest ein paar Stunden abhalten. Man sollte sich vor allen Dingen absuchen, wenn man von draußen reinkommt.

Gerade die Zecken, die Borreliose übertragen oder die Borrelinien in sich haben, brauchen mindestens zwölf Stunden bis die Erreger vom Darm der Zecke in die Mundwerkzeuge gelangen. Deshalb hat man eine sehr gute Chance nicht zu erkranken, wenn man die Zecken relativ schnell rauszieht.

Wie entfernt man eine Zecke?

Apotheken zum Beispiel bieten verschiedene Möglichkeiten an. Es gibt Karten, mit denen man Zecken rausziehen kann. Es gibt aber auch Klammern oder Pinzetten. Wichtig ist vor allen Dingen, dass man die Zecke direkt über der Haut anfasst. Vorsichtig ein bisschen ruckeln und herzhaft ziehen. Dann geht das eigentlich recht gut. Also nicht am Hinterleib ziehen, denn sonst zerreißt die Zecke, die Mundwerkzeuge bleiben in der Haut stecken und können sich entzünden.

Kann man Zecken mit Öl entfernen?

Bloß nicht. Das sind Tipps, die man irgendwie nicht wegkriegt. Das führt im Gegenteil dazu, dass die Zecke in Atemnot gerät. Wenn sie Erreger in sich hat, stößt sie die erst recht vorher aus.

Ich habe auch schon von Leuten gehört, die ein Pflaster draufklebten, weil sie es für einen Leberfleck hielten.

Wenn man die Zecke erst sehr spät sieht, was die Borreliose betrifft, können unterschiedliche Krankheitssymptome auftreten. Sehr typisch ist aber die sogenannte Wanderröte, also quasi eine ringförmige Hautrötung, die ein paar Tage nach dem Stich auftritt. Damit muss man zum Arzt, weil das auf jeden Fall mit Antibiotika behandelt werden muss. Sonst kann es auch zu einer sogenannten Neuroborreliose kommen mit schweren Nervenschmerzen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Susanne Glasmacher führte Michael Castritius für rbb24 Inforadio. Der Text ist eine redaktionell bearbeitete und leicht gekürzte Fassung. Das komplette Gespräch können Sie oben im Audio-Player nachhören.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.06.2025, 12:10 Uhr