Gelsenkirchen. Jeder Fünfte in Gelsenkirchen ist statistisch gesehen von Armut bedroht. Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind Kinder. Die Zahlen.
Die Zahl der Menschen mit niedrigem Einkommen stabilisiert sich auf hohem Niveau. Vor allem Ruhrgebiets-Städte sind betroffen. Der Sozialverband VdK spricht nach der Veröffentlichung der neusten Daten des Statistischen Landesamtes von einem „Armutsäquator“. Und: Gelsenkirchen liegt mittendrin.
Neue Zahlen: Jeder Fünfte in Gelsenkirchen ist statistisch gesehen von Armut bedroht
Die Region mit den meisten armutsgefährdeten Einwohnern war demnach im vergangenen Jahr erneut die Region Emscher-Lippe mit Städten wie Bottrop, Gelsenkirchen und Recklinghausen – dort galten 22,1 Prozent der Menschen durch ihr Einkommen als armutsgefährdet, wie die Statistiker mitteilten. Am unteren Ende der Einkommensskala – das hatte eine Auswertung im Februar dieses Jahres ergeben – rangierten Duisburg (15.762 Euro), Gelsenkirchen (14 .837 Euro) und Kranenburg im Kreis Kleve mit 14.570 Euro je Einwohner.
Auch Dortmund, Oberhausen, Duisburg oder Essen liegen allesamt über 20 Prozent. In den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe waren es hingegen laut Statistik nur 12,9 Prozent.Dieser „Armutsäquator“ in NRW dürfe sich nicht verfestigen, forderte VdK-Präsident Horst Vöge. „Soziale Gerechtigkeit darf kein Wahlversprechen bleiben, sondern muss aktiv bekämpft werden.“
Den neusten Zahlen nach ist gut jeder sechste Einwohner in Nordrhein-Westfalen wegen eines niedrigen Einkommens von Armut bedroht. 3,2 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr betroffen, teilte das Statistische Landesamt mit. Damit lag die sogenannte Armutsgefährdungsquote den Angaben zufolge bei 17,8 Prozent – etwas niedriger als im Vorjahr (18,2 Prozent), aber höher als noch vor einigen Jahren.
Besonders betroffen sind weiterhin Kinder: 23,3 Prozent aller Minderjährigen lebten im vergangenen Jahr in einem einkommensarmen Haushalt, wie die Statistiker herausgefunden haben. Auch Rentnerinnen und Rentner waren überdurchschnittlich häufig betroffen.
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Als armutsgefährdet gelten Menschen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens zur Verfügung haben. Konkret bedeutet das: Wer alleine lebt, fällt mit weniger als 1.290 Euro netto unter diese Grenze. Bei Alleinerziehenden mit einem Kind lag die Grenze im vergangenen Jahr bei 1.677 Euro, bei einem Paar mit zwei Kindern bei 2.709 Euro netto im Monat.
Das sind die Armutsfaktoren: Kinder, Bildung, Migrationshintergrund
Die Risikofaktoren für Armut sind seit Jahren ähnlich: 46 Prozent aller Alleinerziehenden waren im vergangenen Jahr laut Statistik von Einkommensarmut betroffen, aber nur neun Prozent der kinderlosen Paare. Auch das Qualifikationsniveau spielt demnach eine entscheidende Rolle: 39 Prozent der Geringqualifizierten verdienen weniger als 60 Prozent des Durchschnitts, aber nur acht Prozent der Hochqualifizierten. 38 Prozent der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit waren armutsgefährdet, aber nur 14 Prozent mit deutschem Pass.