Blutige Spur von der Bäckerei bis zur Walliser StraßeHandwerker prügeln Macheten-Mann tot – Anwohner sehen alles mit an
Der Tatort in der Walliser Straße in Berlin-Reinickendorf.
RTL11. April 2025 um 06:51 Uhr
von Ibrahim Kayed und Konrad Rampelt
Was ist Mittwochmorgen in der Walliser Straße passiert?
Die Szenen, die sich gegen acht Uhr im Berliner Bezirk Reinickendorf abspielten, beschäftigten nicht nur Polizei und Staatsanwaltschaft, sondern auch die Nachbarschaft. Zeugen sprechen von einem lauten, heftigen Streit, der sie an Fenster und Balkone trieb.
Gewaltspirale startet mit Streit in der Bäckerei
Ein Mann wurde in Berlin-Reinickendorf erschlagen.
Hannes P. Albert/dpa
Nach bisherigem Ermittlungsstand hat sich das Geschehen von der Bäckerei „Sonnenschein“ in der Residenzstraße bis zur Walliser Straße verlagert – über wenige hundert Meter, die zur tödlichen Route wurden.
Es ist kurz vor acht Uhr morgens, ein ganz normaler Mittwoch. In der Bäckerei kaufen Menschen Kaffee, Kinder sind auf dem Weg zur Schule. Doch in der vermeintlichen Idylle von Reinickendorf beginnt etwas, das nur Minuten später in einem tödlichen Gewaltausbruch endet.
Laut der B.Z. war das spätere Opfer ein 38 Jahre alter obdachloser Mann, der in der Gegend regelmäßig unterwegs war. Auch an diesem Morgen betrat er die Bäckerei, in der ihn der Inhaber kannte. Dort sei es zu einem Wortgefecht mit einem der Handwerker gekommen, die gerade im Laden waren. Der Mann soll ihn beleidigt haben – dann verließ er das Geschäft.
Doch nur kurz danach soll er laut des Berichts mit einer Machete in der Hand zurückgekommen sein.
Die Bäckerei „Sonnenschein” in Berlin-Reinickendorf.
RTL
Mehrere Handwerker verteidigen sich mit Stühlen – das bestätigen Anwohner im Gespräch mit RTL. Eine Anwohnerin berichtet: „Eine Nachbarin war mit ihrem Sohn auf dem Weg zur Schule. Sie hat gesehen, wie ein paar Männer bei der Bäckerei Stühle mitgenommen haben und damit weggerannt sind.” Erst habe sie gedacht, die Männer stehlen die Möbelstücke. Doch es ist alles viel schlimmer.
Stühle gegen Machete – von der Residenzstraße bis zur Walliser Straße
Von der Bäckerei aus soll der Mann in Richtung Walliser Straße gelaufen sein. Dort, gegenüber der Hausnummer 15, liegt er wenig später am Boden. Über ihm ein Mann, der ihn fixiert. Zwei weitere telefonieren, erinnert sich die Anwohnerin.
Die Nachbarin habe gefragt, ob sie helfen könne, aber die Männer meinten demnach, sie hätten alles unter Kontrolle. „Einer hatte so eine Art Stock in der Hand und hat diesen Stock in die Hosentasche reingesteckt.”
Die Stimmung sei angespannt, aber kontrolliert gewesen. Keine Schreie, keine Panik. Noch wirkt alles wie eine Notwehrsituation. „Die sahen absolut nicht gefährlich aus.” Einer sei noch ganz jung gewesen.
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Tatort Walliser Straße
Um 8.50 Uhr beginnt, was viele in der Straße nicht vergessen werden. „Ich habe aus dem Fenster geschaut, überall Sanitäter, Polizei, sogar ein Zelt haben sie aufgebaut. Die Frau beobachtet, wie Sanitäter versuchen, den Mann zu reanimieren – etwa 20 Minuten lang. Vergeblich.
„Es ist nicht schön, wenn ein Mensch einfach direkt vor deinen Augen stirbt, auch nicht, wenn man den nicht direkt sieht, aber dass so was passiert, also wirklich ein paar Meter von mir entfernt, das ist ein super komisches Gefühl”, so die Anwohnerin zu RTL.
Zwei Verdächtige in U-Haft
Polizisten und Beamte der Spurensicherung in weißen Schutzanzügen stehen an dem Ort, wo ein toter Mann gefunden wurde.
Hannes P. Albert/dpa
Nach dem Tod des Mannes wächst die Sorge in der Nachbarschaft. „Ich habe die Tür zweimal abgeschlossen in der Nacht. Eine Nachbarin auch.”
Der Getötete habe laut einer weiteren Nachbarin in einer nahegelegenen Obdachlosenhilfe gelebt und sei in der Gegend bekannt gewesen. „Er war oft verwirrt, alkoholisiert, hatte mit Drogenkonsum zu tun.”
Und: „Es war genau die Zeit, in der die Kinder zur Schule gehen”, sagt sie. Die kleinen Kinder habe man aus Schutz nicht informiert. „Aber die Großen kriegen das natürlich mit. Man kann es nicht abschirmen.”
Nach dem Vorfall nahm die Polizei fünf Männer im Alter von 24 bis 57 Jahren fest. Laut Tagesspiegel soll es sich bei ihnen um Handwerker handeln. Gegen zwei von ihnen hat die Staatsanwaltschaft inzwischen Haftbefehl wegen des Verdachts auf gemeinschaftliche Körperverletzung mit Todesfolge beantragt. Drei weitere wurden wieder entlassen – kein dringender Tatverdacht.
Ermittler gehen derzeit nicht davon aus, dass sich Täter und Opfer vorher kannten. Die Nachbarschaft bleibt erschüttert zurück. Nicht nur wegen des Toten, sondern wegen der Brutalität des Geschehens – mitten im Alltag.