Der Iran hat US-Präsident Donald Trump indirekt mit dem Tode gedroht – zugleich jedoch Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Der Ajatollah Nasser Makarem Schirasi nannte Trump zwar nicht direkt beim Namen, wies aber in einer religiösen Stellungnahme darauf hin, Drohungen gegen Irans Führer Ali Chamenei würden im Islam mit dem Tod bestraft.
Ajatollah Makarem Schirasi, der zu den einflussreichen Klerikern im Iran zählt, sagte der staatlicher Nachrichtenagentur Irna zufolge auf die Frage eines Gläubigen zu Trump in seinem Büro in Ghom: „Personen oder Regime, die eine islamische Herrschaft angreifen oder deren religiöse Führer bedrohen oder gar gegen sie vorgehen, gelten als ‚Mohareb‘ (Feinde Gottes/Krieger gegen Gott).“
Daher sei es Pflicht der Muslime, diese „Feinde“ zur Rechenschaft zu ziehen, so der Rechtsgelehrte. Er nannte Trump nicht direkt beim Namen, sondern erklärte lediglich die islamischen Prinzipien. Demnach werden diejenigen, die die Feinde islamischer Staaten und Führer bestrafen, als Heilige Krieger angesehen und haben den Segen Gottes sicher.
Ajatollah ist der religiöse Titel eines islamischen Rechtsgelehrten. Makarem Schirasi ist ein Ajatollah in der Stadt Ghom und zählt zu den einflussreichen Klerikern des Landes.
Trump hatte vor knapp zwei Wochen indirekt Chamenei gedroht und gesagt, dieser sei ein leichtes Ziel. „Wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment.“
Vize-Außenminister signalisiert Gesprächsbereitschaft mit USA
Derweil machte Irans Vize-Außenminister eine Wiederaufnahme der Gespräche mit den USA über sein Atomprogramm von einem Verzicht Washingtons auf weitere Angriffe abhängig.
Die USA müssten weitere Angriffe auf den Iran ausschließen, wenn sie die diplomatischen Gespräche wieder aufnehmen wollen, sagte Irans stellvertretender Außenminister Madschid Tacht-Rawantschi dem britischen Sender BBC.
Angriffe auf den Iran zwischen dem 13. und dem 24. Juni
Die Grafik zeigt, wo israelische Raketen und bunkerbrechende Bomben der USA auf iranischem Gebiet trafen. Jeder Punkt steht für einen Angriff.
Luftschläge Iran
Bestätigte israelische Angriffe
Gemeldete
Bestätigte US-Angriffe
Die Regierung von US-Präsident Trump habe seinem Land über Vermittler mitgeteilt, dass sie zu Verhandlungen zurückkehren wolle, aber „keine klare Position“ zur „sehr wichtigen Frage“ weiterer Angriffe bezogen.
Iran beharrt auf Urananreicherung
Trump hatte kürzlich an der Seite Israels die iranischen Atomanlagen angreifen lassen. Beim Nato-Gipfel kündigte er dann neue Gespräche mit dem Iran für diese Woche an, nannte allerdings keine Details.
Auf die Frage, ob er Irans Atomanlagen erneut bombardieren lassen würde, falls es wieder Sorgen über Teherans Urananreicherung gebe, sagte Trump am Freitag: „Sicher, ohne Frage, absolut.“ Der Iran dürfe keine Atomwaffen haben. Die jüngsten Angriffe hätten das Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen, bekräftigte Trump.
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Der Iran werde darauf bestehen, Uran für friedliche Zwecke anreichern zu dürfen, sagte Tacht-Rawantschi der BBC und wies Vorwürfe zurück, der Iran arbeite heimlich an der Entwicklung einer Atombombe. Sein Land sei „vom Zugang zu nuklearem Material“ für sein Forschungsprogramm ausgeschlossen worden.
„Über das Niveau kann man reden, über die Kapazität kann man reden, aber zu sagen, dass ihr keine Anreicherung haben dürft, null Anreicherung, und wenn ihr nicht einverstanden seid, werden wir euch bombardieren – das ist das Gesetz des Dschungels“, sagte der Vize-Außenminister. (dpa)