Steigende Tierarztkosten, hohe Futtermittelpreise und eine mancherorts gestiegene Hundesteuer, bringen einige Haustierhalter schon jetzt in die Bredouille. Nach dem Willen des Europaparlaments soll schon bald eine weitere Pflicht für alle Hunde- und Katzenbesitzer greifen: die Mikrochip-Kennzeichnungspflicht.

So groß ist ein Mikrochip, mit dem Haustiere gekennzeichnet werden.Bild vergrößern

So groß ist ein Mikrochip, mit dem Haustiere gekennzeichnet werden. (Foto: Ingo Wagner)

Diese sieht im ersten Schritt vor, dass alle Hunde und Katzen, die von Züchtern, Verkäufern und Tierheimen gehalten oder online zum Verkauf oder zum Verschenken angeboten werden, mit einem Mikrochip zu versehen und zu registrieren sind. Die Chippflicht gilt daher bei Einführung zunächst für Tiere aus gewerblichen Quellen.

Das gilt für die private Tierhaltung

Doch der Vorschlag soll nicht nur auf Rassentiere von Züchtern abzielen, sondern auch die sterilisierte Hauskatze oder den kastrierten Familienhund betreffen. Für private Tierhalter ist eine Übergangsfrist vorgesehen: Alle Hunde müssen innerhalb von fünf Jahren nach Inkrafttreten der Verordnung gechippt werden. Bei Katzen gilt eine Frist von zehn Jahren, bis EU-weit alle identifizierbar seien müssen.

Zack, da kommt gleich der Chip in den Hund rein. Schon lässt sich das Tier eindeutig identifizieren.Bild vergrößern

Zack, da kommt gleich der Chip in den Hund rein. Schon lässt sich das Tier eindeutig identifizieren. (Foto: Ina Fassbender/dpa-tmn)

Der Mikrochip wird dem Tier von einem Tierarzt unter der Haut eingesetzt. Kostenpunkt aktuell: mindestens 50 bis 100 Euro pro Tier, abhängig nach Region und Gebührenordnung (GOT).

Handel mit Hunden und Katzen boomt

Die Chips enthalten eine 15-stellige Nummer, mit der Informationen wie Alter, Geschlecht und Herkunft der Tiere hinterlegt werden können. Wichtig dabei: Das Tier muss bei einem Haustierregister wie TASSO e.V. registriert sein, denn der Chip selbst speichert keine Daten. In manchen Fällen wird die Registrierung direkt vom ausführenden Tierarzt übernommen.

Die Daten sollen dann in nationalen Datenbanken gespeichert und über eine zentrale EU-Indexdatenbank abrufbar sein. Ziel der Chip- und Registrierungspflicht: den illegalen Handel mit Haustieren, insbesondere Welpen und Kitten, besser zu kontrollieren und allgemein das Tierwohl zu verbessern.

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Nach Schätzungen der EU-Kommission verdienen Händler in der EU jährlich insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro mit dem Verkauf der Tiere. Dabei werden rund 60 Prozent der Hunde und Katzen online verkauft. Viele von ihnen bekommen nicht genügend Nahrung, den nötigen Auslauf oder Impfungen. Teilweise sind die Tiere erst wenige Wochen alt und werden somit viel zu früh von ihren Elterntieren getrennt.

Strengere Regeln für die Aufnahme und Zucht

Das Gesetz soll EU-weite Mindeststandards für die Haltung festlegen. So sollen Tierheime vor der Abgabe eines Tieres überprüfen, ob die künftige Pflegefamilie geeignet ist. In Deutschland finden dazu bereits von einigen Tierheimen proaktiv Überprüfungen statt.

So viele Haustiere lebten 2024 laut dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF) in deutschen Haushalten.Bild vergrößern

So viele Haustiere lebten 2024 laut dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF) in deutschen Haushalten. (Foto: IVH/ZZF)

Insgesamt lebten im Jahr 2024 in Deutschland rund 15,9 Millionen Katzen in 25 Prozent aller deutschen Haushalte. In 38 Prozent aller Haushalte waren laut dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF) sogar zwei oder mehr Stubentiger zu Hause. An zweiter Stelle folgten rund 10,5 Millionen Hunde in 21 Prozent der deutschen Haushalte.

Wurfpause und gewaltarme Dressiermethoden

Das Gesetz soll Züchtern zudem die Inzucht zwischen Elterntieren und ihren Nachkommen zweier Generationen und zwischen Geschwistern und Halbgeschwistern verbieten. Auch eine Altersbeschränkung soll her, damit weder zu junge noch zu alte Tiere für die Zucht missbraucht werden können. Zudem sieht das EU-Parlament eine Wurfpause für weibliche Katzen und Hunde spätestens nach drei Würfen in zwei Jahren vor.

Verstümmelungen – wie etwa kupierte Ohren oder Rute beim Rottweiler – wären dann EU-weit nur noch aus medizinischen Gründen und unter Narkose erlaubt. In Deutschland zählt Kupieren bereits als eine Form von Tierquälerei, die bei Hunden (mit wenigen Ausnahmen) seit Jahren verboten ist.

Mitglieder der italienischen Carabinieri stehen neben misshandelten Hunden. Die Verdächtigen sollen bei Dutzenden Hunden, unter anderem Pitbulls, die Ohren oder den Schwanz kupiert haben. Wie in Deutschland ist auch in Italien ist das Kupieren bereits illegal.Bild vergrößern

Mitglieder der italienischen Carabinieri stehen neben misshandelten Hunden. Die Verdächtigen sollen bei Dutzenden Hunden, unter anderem Pitbulls, die Ohren oder den Schwanz kupiert haben. Wie in Deutschland ist auch in Italien ist das Kupieren bereits illegal. (Foto: Carabinieri Cites)

Ebenso soll ein Verbot von gewaltsamen Dressiermethoden eingeführt werden. Dies umfasst etwa elektrische Halsbänder. Für das Training von Hunden im Militär, beim Zoll und der Polizei sind einige Ausnahmen vorgesehen.

Gesetz kommt nicht sofort

Nun tritt das Europaparlament mit Kommission und den 27 EU-Mitgliedsstaaten in Verhandlungen. Bis das Gesetz – bei nötiger Zustimmung – in Kraft tritt, dürften noch mehrere Monate vergehen.

Einige Details sind zudem noch unklar. Etwa, wer dann für die hunderttausenden Streuner auf den Straßen europäischer Länder wie Bulgarien und Rumänien zuständig sein wird.