Drangvolle Enge in den Zimmern, Außenspielflächen ohne Schatten, fehlende Gemeinschaftsräume: Im Flüchtlingsdorf auf der Waldau liegt nach Ansicht des Freundeskreises Degerlocher Flüchtlinge (FDF) einiges im Argen. Im Bezirksbeirat Degerloch hat jetzt ein FDF-Sprecher an die Stadt appelliert: „Da muss etwas geschehen!“
Im Containerdorf am Guts-Muths-Weg leben aktuell mehr als 330 Menschen auf engstem Raum. Genauer gesagt auf 4,5 Quadratmetern pro Person. Die zulässige Mindestfläche. „In anderen Unterkünften in Stuttgart sind es sieben Quadratmeter“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Flüchtlingshilfe beim Roten Kreuz in Stuttgart, Meriem Benyebka. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) betreut in Degerloch neben der Unterkunft auf der Waldau auch die Systembauten an der Helene-Pfleiderer-Straße.
Zwei Zimmer für sechsköpfige Familie
Während sich dort zwei Personen einen Wohnraum teilen, sind es im Guts-Muths-Weg drei. „Eine sechsköpfige Familie hat nur zwei Zimmer zur Verfügung. Keine Rückzugsmöglichkeit führt zu Stress und Streit“, beschrieb im Bezirksbeirat Ronald Stock (FDF) die Situation in der Flüchtlingsunterkunft beim Gazi-Stadion.
Mehr als 80 Kinder leben in der Einrichtung, erklärte Benyebka. 40 davon seien zwischen null und fünf Jahre alt. „Der Lärmpegel ist entsprechend hoch.“ Ein weiteres gravierendes Problem, das freilich viele Flüchtlingsunterkünfte mit Kindern betreffen dürfte: „Nicht einmal die Hälfte der Kinder in der Einrichtung hat derzeit einen Kinderarzt“, berichtete Shqiponjë Zymberaj, Mitarbeiterin der Sozialen Beratung des DRK Kreisverbands Stuttgart. Sie plädierte dafür, konkrete Kooperationen mit örtlichen Kinderärzten anzustoßen, „damit wenigstens die U-Untersuchungen und die notwendigen Impfungen erfolgen können“.
Schotterfläche als Spielplatz
Stark verbesserungsbedürftig sind nach Ansicht von Ronald Stock auch die Außenanlagen vor den fünf Containerreihen des Flüchtlingsdorfs. Der Platz besteht aus einer großen Schotterfläche. Diese, so Stock, sei praktisch nicht benutzbar. Er stelle zudem eine Gefahr da, weil Kinder sich hier zum einen verletzen könnten. Zum anderen würden die losen Steine auch von den Kindern geworfen. „Keine Kita darf so geplant werden“, sagte Stock. Hier müsse dringend nachgebessert werden.
Ebenso nutzlos, vor allem jetzt während der Hitze, sei der bestehende Außenspielplatz mit einer Tischtennisplatte: „Da gibt es keinen Sonnenschutz. Da spielt niemand, und da kann auch niemand spielen.“ Fehlen würden zudem Sitzmöglichkeiten im Freien.
Innenspielfläche für Kinder gefordert
Um die drangvolle Enge im Innern der Wohncontainer abzumildern, fordert der Bezirksbeirat die Stadt auf, für die Einrichtung zusätzliche Gemeinschaftsräume bereitzustellen. Konkret hieße das: einen für Erwachsene in der Größe von mindestens drei Zimmern, sodass sich rund 30 Personen gleichzeitig darin aufhalten könnten. Zudem einen ebenso großen als Innenspielfläche für etwa 30 Kinder. Im Außenbereich werden Sonnensegel, ähnlich wie sie auf Kita-Spielplätzen üblich sind, angeregt.
Anstelle der Schotterfläche schlägt der Freundeskreis Degerlocher Flüchtlinge einen Bitumenbelag vor. Der Bezirksbeirat kündigte an, einen entsprechenden Prüfauftrag an die Stadtverwaltung zu stellen.