Stand: 30.06.2025 21:35 Uhr

Am Montagabend demonstrierten in Berlin-Schöneberg mehrere Menschen vor dem schwulen Szenelokal „Romeo und Romeo“ gegen Homophobie. Laut einem rbb-Reporter versammelten sich rund 250 Teilnehmer.
 
Hintergrund ist ein tätlicher Angriff am Samstagabend vor dem Lokal. Laut Polizei wurden drei Männer, die vor dem „Romeo und Romeo“ in der Motzstraße saßen, zunächst von einem 23-Jährigen angesprochen. Die Männer baten ihn darauf, sich vom Tisch zu entfernen. Anschließend soll der 23-Jährige die Männer beleidigt und vorerst von dannen gezogen sein. Er kehrte laut Polizei jedoch zurück und schlug mit einer Glasflasche auf einen Mann ein. Laut dem Berliner Queerbeauftragten Alfonso Pantisano (SPD) handelt es sich bei dem Opfer um den Inhaber des Cafés. Die Flasche sei an seinem Kopf zerbrochen.

Archivbild: Pride im Berliner Bezirk Marzahn. (Quelle: dpa)

Wie gefährdet sind die nächsten CSDs in Berlin und Brandenburg?

Am Wochenende wird auf der Marzahn Pride, dem CSD in Eberswalde und der Fahrrad-Pride in Potsdam für die Rechte queerer Menschen demonstriert. Teils gibt es rechte Gegenveranstaltungen. Wie sicher sind Teilnehmende? Von Klaas-Wilhelm Brandenburgmehr

Nach dem Angriff sei der mutmaßliche Täter davongerannt, so die Polizei weiter, sei jedoch durch die drei Männer aufgehalten und der Polizei übergeben worden. Aufgrund seines auffälligen Verhaltens wurde der der Tatverdächtige den Angaben zufolge in ein Krankenhaus mit einer psychiatrischen Abteilung gebracht und einer Ärztin vorgestellt. Der Inhaber fuhr den Angaben zufolge mit einem Bluterguss und Kopfschmerzen in eine Klink.
 
Bei der Demo am Montagabend sagte der Inhaber: „Mir ging es erstmal ganz schlimm, aber wenn ich das jetzt sehe, diese Solidarität, dann habe ich noch Hoffnung.“ Aufgerufen zur Demo hatten die Anwältin Sissy Kraus und die Politiker Hakan Taş (ehemals Linke) und Ralph Ehrlich (SPD).

Queerfeindlichkeit nimmt zu

Die Zahl queerfeindlicher Gewalttaten habe 2024 im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent zugenommen, so Sebastian Finke, Leiter von Maneo, einem Projekt gegen Gewalt gegen schwule Männer. Dort können queere Menschen queerfeindliche Vorfälle melden.
 
Anwältin Sissy Kraus teilt diesen Eindruck: „Ich sehe das in meiner Kanzlei, die Zahlen queerfeindlicher Gewalt sind in den letzten fünf Jahren explodiert. Die Menschen haben wahnsinnig Angst, kommen zu mir und machen dann doch keine Anzeige.“ Das Täterfeld sei auf der rechten Seite ermutigt von der AfD. „Da sind Menschen, die sich ein Deutschtum anmaßen und meinen, wir können da jetzt mal draufhauen“, so Kraus. Das andere Extrem seien junge Männer, die einen friedlichen Glauben missbräuchten und dann meinten, mit dieser Rechtfertigung zuschlagen zu können.

Archivbild: Menschen laufen mit Regenbogenfahne am Nauener Tor in der Friedrich-Ebert-Straße während einer Demo zum Christopher Street Day in Potsdam, 11. Mai 2024. (Quelle: imago images/Müller)

So viele Christopher Street Days wie noch nie in Brandenburg geplant

Den gesamten Sommer über bis in den Herbst hinein wird in Brandenburg in verschiedenen Städten der Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Es sind so viele, wie noch nie in Brandenburg. Wo wann gefeiert wird, hat rbb|24 zusammengetragen.mehr

Weiterer Angriff auf queere Kneipe am Wochenende

Samstagnacht gegen 1:45 Uhr gab es zudem einen weiteren Angriff, diesmal auf das „Tipsy Bear“ in der Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg. So soll laut Polizeibericht eine sieben- bis achtköpfige Personengruppe an dem Lokal erschienen sein. Ein 17-Jähriger soll eine Regenbogenfahne vor dem Lokal aus der Halterung genommen und sie in einen Mülleimer geworfen haben. Ein anderer Mann habe sich mit einem Baseballschläger in der Hand in Richtung des Lokals gewandt, sei aber geflüchtet, als Einsatzkräfte der Polizei nahten. Die Einsatzkräfte konnten einen 19-Jährigen aus der Gruppe in der Nähe ausmachen. Bei der Klärung des Sachverhalts beleidigte der junge Mann den Barbetreiber homophob.
 
Auf Instagram kommentierte der Vorsitzende der Berliner Schwulenunion René Powilleit die Angriffe: „Hier wird nicht nur unsere Community angegriffen, sondern alles, wofür unser Berlin in der Welt steht!“

Sendung: rbb24 Abendschau, 30.06.2025, 19.30 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg