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Forscher unterstreichen die weitreichenden Folgen von Trumps Entscheidung bezüglich USAID. Nun werden sogar Politiker laut, die sich sonst zurückhalten.

Washington, D.C. – Donald Trump hatte zu Beginn seiner zweiten Amtszeit mit einem Kahlschlag bei der US-Entwicklungshilfe internationale Empörung ausgelöst. Wie schwerwiegend die Folgen konkret sein könnten, wird aber erst jetzt klar: Eine aktuelle Studie rechnet damit, dass die Entscheidung in den nächsten fünf Jahren über 14 Millionen zusätzliche Todesfälle verursachen könnte. Etwa fünf Millionen Tote könnten laut den Studienautoren Kinder unter fünf Jahren sein.

Trumps USAID-Kahlschlag könnte laut aktueller Studie 14 Millionen Tote bringen

Die Studie wurde zunächst im Fachjournal The Lancet am Montag (30. Juni) veröffentlicht. Die beteiligten Wissenschaftler aus Städten wie Barcelona und Salvador da Bahia betonen darin: „Unsere Schätzungen zeigen, dass es bis 2030 zu einer schwindelerregenden Zahl vermeidbarer Todesfälle kommen könnte.“ Für viele Länder mit geringem und mittlerem Einkommen wären die Auswirkungen sogar von ähnlichem Ausmaß wie eine globale Pandemie oder ein großer bewaffneter Konflikt, wie es heißt. 

Die Autoren warnten davor, die von der US-Regierung veranlassten Kürzungen bei der Entwicklungshilfe nicht rückgängig zu machen. Auch die ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama and George W. Bush wurden überraschend laut. Obama bezeichnete den Abbau der US-Behörde für internationale Entwicklung USAID laut Medienberichten als „kolossalen Fehler“.

Collage: Links USAID-Mitarbeiter, rechts eine Nahaufnahme von Ex-US-Präsident Barack Obama.Zahlreiche USAID-Mitarbeiter mussten bereits im Februar ihre Büros räumen, nachdem die Organisation geschlossen worden war und alle Mitarbeiter entlassen oder beurlaubt wurden. © Gent Shkullaku/Jovanny Hernandez/imago/Montage

US-Präsident Donald Trump ließ zu Beginn seiner zweiten Amtszeit mehr als 80 Prozent der Mittel von USAID streichen und damit rund ein Viertel der gesamten internationalen Entwicklungsfinanzierung. Die Entwicklungshilfebehörde sollte bis zum 1. Juli zerschlagen werden, am Montag war demnach der letzte Tag für die sechs Jahrzehnte alte humanitäre und Entwicklungsorganisation als unabhängige Agentur. Sie war ursprünglich von Präsident John F. Kennedy gegründet worden.

„Eine Travestie und eine Tragödie“: USAID-Kahlschlag löst scharfe Kritik von Obama aus

Angesichts der bevorstehenden Verabschiedung nahmen am Montag die ehemaligen Präsidenten Barack Obama und George W. Bush an einer Videokonferenz mit Tausenden von USAID-Mitgliedern teil. Die ehemaligen US-Präsidenten sollen dabei seltene offene Kritik an der Trump-Regierung geäußert haben, berichtete die Nachrichtenagentur AP.

„Die Kürzung von USAID ist eine Travestie und eine Tragödie. Denn es ist eine der wichtigsten Arbeiten, die irgendwo auf der Welt geleistet wird“, wird Obama aus einer aufgezeichneten Erklärung zitiert. Er würdigte USAID demnach nicht nur als Lebensretter, sondern auch als Hauptfaktor für das weltweite Wirtschaftswachstum, das einige Länder, die Hilfe erhalten, zu Märkten und Handelspartnern der USA gemacht hat.

Rückblick auf die ersten 100 Tage: Trump krempelt die USA um – eine ChronikAls Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren im Vatikan starb, war die Trauer groß. US-Präsident Donald Trump nahm an der Beisetzung des Heiligen Vaters teil: er in blau – ohne rote Krawatte. Melania ganz in Schwarz. Vor dessen Tod befand sich Trump im offenen Widerspruch mit dem Papst: Franziskus hatte Trumps Migrationspolitik offen kritisiert. Seine Massenabschiebung „würde viele Männer und Frauen und ganze Familien“ verletzen. Fotostrecke ansehenAuch George W. Bush äußert sich kritisch zu Trumps USAID-Entscheidung

Besonders von Obama kommt die öffentliche Kritik überraschend. Er hatte sich während Trumps zweiter Amtszeit mit Kommentaren zur Regierung weitgehend zurückgehalten und es bislang vermieden, die massiven Änderungen an den US-Programmen und Prioritäten im In- und Ausland zu kritisieren.

Nun versicherte Obama den Hilfs- und Entwicklungshelfern laut AP-Informationen, dass ihre Arbeit „wichtig war“ und „auch für kommende Generationen wichtig sein“ wird. Außerdem habe er vorausgesagt, dass „früher oder später die Politiker auf beiden Seiten des Grabens erkennen werden, wie sehr Sie gebraucht werden“.

Über die Studie

In der Studie untersuchten die Forscher mit Daten aus mehr als 130 Ländern und Regionen die Sterblichkeit im Zeitraum 2001 bis 2021.

Sie kommen zu dem Ergebnis, dass USAID in der Vergangenheit erheblich zur Reduzierung von Sterbefällen beigetragen hat: Durch USAID-finanzierte Programme seien bis 2021 knapp 92 Millionen Todesfälle insgesamt, darunter mehr als 30 Millionen bei Kindern unter fünf Jahren verhindert worden, heißt es. So sei etwa eine 65-prozentige Verringerung der Sterblichkeit durch HIV/AIDS und eine 51-prozentige Verringerung durch Malaria damit verbunden. Anschließend erstellten die Forscher eine Prognose für die Jahre 2025 bis 2030.

George W. Bush sei in einer ebenfalls aufgezeichneten Botschaft direkt auf die Kürzungen eines bahnbrechenden AIDS- und HIV-Programms eingegangen sein, das von seiner republikanischen Regierung ins Leben gerufen wurde. Laut eigener Aussage soll es 25 Millionen Menschenleben auf der ganzen Welt gerettet haben. „Sie haben durch Ihre Arbeit die große Stärke Amerikas gezeigt – und das ist Ihr gutes Herz“, wird Bush zitiert. „Liegt es in unserem nationalen Interesse, dass 25 Millionen Menschen, die sonst gestorben wären, jetzt leben? Ich glaube ja, und Sie auch“, so der ehemalige US-Präsident weiter. (no/dpa)