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Der rasante Aufstieg von Delay Sports im Berliner Amateurfußball

Di 01.07.25 | 17:38 Uhr | Von Jakob Lobach

Michael Dada von Delay Sports | Bild: picture alliance/dpa/StacheBild: picture alliance/dpa/Stache

Seit 2022 pflügt Delay Sports durch den Berliner Amateurfußball. Nächste Station für Streamer Elias Nerlich und Co.: die Bezirksliga. Auch dort will der Verein der anderen Art durchmarschieren – und sich nebenbei ein eigenes sportliches Zuhause bauen.

82 Spiele, 81 Siege, eine Niederlage – es ist eine beeindruckende Bilanz, mit der die Fußballer von Delay Sports seit dem Sommer 2022 durch die Berliner Kreisligen A bis C gepflügt sind. Drei Jahre, drei Saisons, drei Aufstiege. Der jüngste von ihnen führt den Verein der beiden Streamer Elias Nerlich und Sidney Friede zur kommenden Saison in die Bezirksliga.


Anforderungen des Berliner Fußball Verbands erfüllt

Im Grunde ist besagter Aufstieg nur der nächste Schritt eines klar skizzierten Plans des Vereins. Dieser beinhaltete neben weiteren Aufstiegen in den kommenden Jahren auch den Kauf und die Entwicklung eines eigenen Sportgeländes. Es sind große Ambitionen, die Delay Sports – in Kombination mit den 81 Siegen der letzten drei Jahre – eindeutig von anderen, zumeist kleinen Berliner Amateurvereinen unterscheiden. Und dennoch pocht der Klub auch auf die Gemeinsamkeiten mit ebendiesen.

„Eigentlich haben wir sehr, sehr viel gemeinsam mit den anderen Vereinen“, sagt Andreas Schild. Der 48-Jährige ist der Trainer von Delay Sports, seit 2023 noch dazu der Sportliche Leiter des Vereins und ergänzt: „Die Trainer kriegen eine Aufwandsentschädigung, die Mitglieder müssen Beiträge bezahlen und der Verein hat niemanden in Vollzeit angestellt.“

Mindestens genauso wichtig ist, dass Delay Sports mittlerweile auch die Bedingungen erfüllt, die er im Sommer 2022 noch unerfüllt lassen konnte. Damals bekam der Verein vom Berliner Fußball Verband (BFV) seine Lizenz für die Kreisliga C – ohne sich vorher über die Freizeitliga empfohlen zu haben, ohne eigene Jugendabteilung und Schiedsrichter. „Im Laufe der Jahre hat der Verein all das erfüllt“, erklärte BFV-Präsident Bernd Schultz zuletzt im Interview mit rbb|24, „er hat Jugendmannschaften aufgebaut und Schiedsrichter ausgebildet.“

Andreas Schild, Trainer von Delay Sports | Bild: picture alliance/dpa/StacheDer Trainer von Delay Sports: Andreas Schild | Bild: picture alliance/dpa/Stache


Ungewöhnlicher Umgang mit einem bekannten Problem

Dabei hält sich allen voran das Wachstum der Jugendabteilung bislang allerdings noch in Grenzen. Andreas Schild berichtet von aktuell zwei Delay-Nachwuchsteams in der B- und C-Jugend, aber auch von den gleichen Problemen, die auch andere Berliner Vereine herumtreiben: lange Wartelisten und wenig Trainingsmöglichkeiten. „Wir haben keine Möglichkeiten, noch weitere Jugendmannschaften zu melden, weil es einfach keine Platzkapazitäten gibt“, sagt Schild.

Es ist ein stadtweites Problem, das verschiedenste Vereine aller Art und Größe in Berlin betrifft. Gleichzeitig offenbart der Umgang mit diesem Problem dann doch die exponierte Stellung, die Delay Sports unter diesen innehat. Während das Gros der Vereine entweder an den fehlenden Plätzen verzweifelt oder verzweifelt versucht, durch Kooperationen neue Kapazitäten zu schaffen, hat Delay Sports eine andere Lösung im Sinn: den Kauf eines 83.000 Quadratmeter großen Sportgeländes in Mariendorf.

Wo aktuell noch die einst ebenfalls ambitionierten Männer von Viktoria Berlin zu Hause sind, träumen nun Elias Nerlich und Co. von vier Fußballplätzen, einer Sporthalle, Veranstaltungsräumen, einem Burger-Restaurant und einer Dönerbude. Das erklärte Nerlich – standesgemäß in einem Twitch-Stream – Mitte Mai. Inklusive der Zinsen für die nötigen Kredite seien hierfür Investitionen in Höhe von über 20 Millionen Euro nötig und geplant.


Die Reichweite als großer Trumpf

Es sind Zahlen, von denen die Verantwortlichen der allermeisten Amateurvereine nicht einmal träumen können. Dass Delay Sports mit ihnen planen kann, statt nur von ihnen träumt, liegt allen voran an einem Faktor: der Popularität und Reichweite des Klubs und dessen Gründer. Etwa 540.000 Menschen folgen dem Verein aktuell auf Instagram, rund 173.000 sind es auf Youtube. Nerlich und Friede übertreffen diese Zahlen mit ihren persönlichen Kanälen noch einmal deutlich. „Natürlich haben wir Vorteile durch unsere mediale Reichweite“, sagt Schild.

Diese beginnen mit der Tatsache, dass die Klicks und Impressionen in den unterschiedlichen sozialen Netzwerken wie ein Magnet Spieler anziehen, die sonst niemals in die Bezirksliga, geschweige denn die Kreisliga wechseln würden. Delay Sports bietet ihnen einen Einstieg in die von Influencern durchtränkten Fußballkreise, teilweise auch eine Bühne, um sich für Formate wie die Baller League oder die Icon League zu empfehlen. Hierfür verzichten die Spieler auch auf ein paar Euro, die sie in der Berlin Liga oder der Oberliga bezahlt bekämen.


Sehnsucht nach echter Konkurrenz

In Kombination mit der jetzt schon großen, aber Jahr für Jahr und Follower für Follower weiter wachsenden Attraktivität für Sponsoren und Investoren macht dies Delay Sports auch drei Jahre nach dem Start in der Kreisliga C weiterhin zu einem höchst außergewöhnlichen Berliner Amateurverein. Das erkennt man auch daran, dass Delay Sports für die kommende Bezirksligasaison den nächsten Durchmarsch fest im Blick hat – sich dabei aber fast schon nach der einen oder anderen Saisonniederlage zu sehnen scheint.

„Wir haben eine Mannschaft, die eher in die Berlin Liga gehört“, sagt Andreas Schild, „und es wäre leichter, die Jungs Woche für Woche zu motivieren, wenn sie sich auch mal ein bisschen anstrengen müssen.“ Inwiefern dies in der Bezirksliga der Fall ist, wird die kommende Saison zeigen.