Energie einer Wasserstoffbombe und Ein-Kilometer-Krater

Das erste Ergebnis: Schlägt der Asteroid auf dem Mond ein, würde dies eine Energie von rund 6,5 Megatonnen TNT freisetzen – so viel wie die Explosion einer Wasserstoffbombe. Die Folge wäre ein Krater von rund einem Kilometer Größe. „Ein Krater dieser Größe entsteht auf dem Mond nur rund alle 5.000 Jahre“, schreiben die Astronomen. „Das unterstreicht, wie selten und ungewöhnlich ein lunarer Einschlag für ein so großes Objekt wie 2024 YR4 ist.“

Einschlagsort auf dem MondMithilfe eines Modells ermittelte Einschlagsorte des Asteroiden YR4 auf dem Mond. © Wiegert et al./ arXiv 2506.11217

Auch das Einschlagsgebiet des Asteroiden haben Wiegert und sein Team bereits eingegrenzt: „Wenn es einen Einschlag gibt, wird dieser den Mond auf der Südhalbkugel treffen, ungefähr zwischen dem 30. und 40. südlichen Breitengrad“, berichten sie. Ihrer Simulation nach liegt die Einschlagszone zudem mit 86-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf der uns zugewandten Seite des Mondes. Durch den Impakt könnten rund 100 Milliarden Kilogramm Material von der Mondoberfläche in die Höhe katapultiert werden.

Wie viele Einschlagstrümmer treffen die Erde?

Doch wie weit fliegen diese Trümmer? Könnten einige davon auch die Erde erreichen? Wie die Astronomen ermittelten, wären nur rund 0,02 bis 0,2 Prozent der Ejekta schnell genug, um der Mondschwerkraft zu entfliehen. Wie viele dieser Mikro- bis Zentimeter großen Bröckchen bis zur Erde fliegen und wie schnell sie dort ankommen, hängt jedoch vom genauen Einschlagsort ab. Auch dazu hat das Team Simulationen durchgeführt.

Das Ergebnis: Trifft der Asteroid den Mond am westlichen Ende seines möglichen Landekorridors, fliegen nur wenige Trümmer in unsere Richtung. „Diese erreichen die Erde erst rund 80 Tage nach dem Einschlag“, berichten Wiegert und seine Kollegen. Anders wäre dies, wenn Asteroid 2024 YR4 den Mond nahe am nullten Längengrad oder weiter östlich davon treffen würde. Dann könnten rund zehn Prozent des beim Einschlag ausgeschleuderten Materials schon nach wenigen Tagen die Erde erreichen.

Weihnachtlicher Meteorschauer…

Das hätte sichtbare Folgen: Den Berechnungen zufolge könnten durch den Mondeinschlag bis zehn Millionen Kilogramm Trümmermaterial bis in die Erdatmosphäre geschleudert werden. „Dies entspricht dem Zehn- bis Hundertfache des normalen Hintergrund-Einstroms an Meteoren“, erklären die Astronomen. Das bedeutet: Sollte der Asteroid auf dem Mond einschlagen, könnten wir Weihnachten 2032 einen spektakulären, dichten Meteorschauer am Himmel bewundern.

„Der resultierende Meteorschauer wäre aufsehenerregend“, so Wiegert und sein Team. Bei diesem Ereignis könnten bis zu zehn kleine, rund 100 Mikrometer große Meteore pro Quadratmeter durch die Erdatmosphäre fliegen und verglühen. Von den größeren Bröckchen im Zentimetermaßstab wären es immerhin noch bis zu einem glühenden Meteor pro Quadratkilometer.

…aber Gefahr für Satelliten

Weniger schön wären allerdings die Folgen für unsere orbitale Infrastruktur. Denn die Mikrometer bis Zentimeter großen Trümmer des Mondeinschlags träfen dann auch Satelliten in der Erdumlaufbahn. „Angesichts der großen Fläche der Satellitenflotte im Jahr 2032 könnte es hunderte bis tausende Einschläge in Satelliten geben“, berichten Wiegert und seine Kollegen. Die meisten dieser Treffer würden Konstellationen im niedrigen Erdorbit treffen, darunter beispielsweise Starlink-Satelliten.

Allerdings fliegen die meisten dieser Einschlagstrümmer nur sehr langsam. Ihre Energie reicht daher nicht aus, um Satelliten zu zerschlagen oder ganze Missionen zu gefährden, wie das Team erklärt. Dennoch könnten die Meteor-Treffer zahlreiche Satelliten beschädigen. Welche Gefahr von den erst später eintreffenden Trümmerbrocken ausgeht und wie lange dieser lunare Trümmerregen anhalten könnte, ist noch nicht geklärt.

Nach Ansicht der Astronomen unterstreichen ihre Ergebnisse, dass auch ein größerer Einschlag auf dem Mond Auswirkungen auf die Erde haben kann. „Das Thema der planetaren Abwehr betrifft daher nicht nur die Auswirkungen von Einschlägen auf der Erdoberfläche – sie erstreckt sich auch darüber hinaus“, betonen Wiegert und sein Team. (arXiv-Preprint, 2025; doi: 10.48550/arXiv.2506.11217)

Quelle: arXiv







1. Juli 2025

– Nadja Podbregar