Als Julius Cäsar sich im Jahr 55 vor Christus erstmals anschickte, Britannien zu erobern, landete seine Flotte wahrscheinlich in der Pegwell Bay auf der Isle of Thanet an der Südostspitze der riesigen Insel. Nur wenige Kilometer hinter dieser Bucht entstand ab 1916 nach Christus, und damit mitten im Ersten Weltkrieg, der Militärflugplatz Manston der Royal Air Force.
Beide Ereignisse fanden – trotz der großen Zeitspanne, die zwischen ihnen liegt – aus demselben Grund dort statt, wo sie stattfanden: die große Nähe zum europäischen Festland. Calais in Frankreich liegt heute nur 58 Kilometer Luftlinie entfernt, während es bis ins Zentrum Londons rund 100 Kilometer sind. Für Cäsar bedeutete dies eine kurze Überfahrt. Für die Royal Air Force war es ein guter Startpunkt, um Luftangriffe deutscher Zeppeline und Gotha-Langstreckenbomber abzufangen, bevor diese dichter besiedeltes Gebiet erreichten.
KLM kam mit Fokker 70 aus Amsterdam nach Manston
Auch im Zweiten Weltkrieg spielte Manston eine wichtige Rolle und zu Beginn des Kalten Krieges waren dort zeitweise Flugzeuge der US Army stationiert. Nach deren Abzug begann in den 1960er-Jahren parallel eine zivile Nutzung parallel zur militärischen. Seit 1989 gab es ein neues Terminal und den Namen Kent International Airport. Das Militär zog in den 1990er-Jahren ab.
Flughafen Manston soll Ende 2028 wiedereröffnen
Dass dies bis heute nicht geschehen ist, heißt nicht, dass die Pläne für immer in der Schublade verschwunden wären. Wie öffentlich einsehbare Dokumente zeigen, genehmigten die Behörden im Mai 2025 geringfügige Änderungen, die River Oak Strategic Partners im März beantragt hatte. Das Projekt lebt also.
Und der Plan sieht so aus: «Wir erwarten die Wiedereröffnung gegen Ende 2028 – also in knapp vier Jahren», erklärte das Unternehmen Ende Januar 2025. Zunächst soll der Fokus auf dem Frachtbetrieb liegen. Es gehe etwa um den Import von «zeitkritischen Gütern wie frisches Obst, hochwertige Importe/Exporte und medizinisches Material». 2025 und 2026 geht es vor allem um Planung, ab 2027 sollen Bauarbeiten stattfinden, die Zulassung erfolgen und die Rekrutierung von Personal beginnen.
Investoren mit Bezug zur Schweiz
Laut britischen Medien soll der Flughafen für rund 500 Millionen Pfund (rund 584 Millionen Euro) wieder betriebsbereit gemacht werden. Für die Finanzierung sorgen Männer mit Erfahrung. Denn zu den fünf Direktoren von River Oak Strategic Partners gehören auch drei mit Hintergrund in der Schweizer Finanzbranche: Gerhard Hüsler, der laut Webseite für die Bank Julius Bär arbeitet, Nick Rothwell, der früher für Julius Bär und Deutsche Bank tätig war, sowie Rico Seitz, der einst für Julius Bär und UBS arbeitete.
Zur Flughafen-Renovierung sind unter anderem ein neues Terminal-Gebäude und eine Überarbeitung der Piste und der Rollwege geplant. Allerdings gibt es von Gruppen wie Don’t Save Manston Airport auch Widerstand gegen das Projekt.
Flughafen Manston: Keine Nachtflüge, aber eine lange Piste
Sollten Wiedereröffnung und Start als Frachtflughafen gelingen, ist wohl auch mehr denkbar. Im Sommer 2024 sagte ein weiterer der Manager, Tony Freudmann, gegenüber dem Sender BBC, man sei zuversichtlich, nach einem erfolgreichen Cargo-Start auch Passagierflugverkehr zu europäischen Destinationen am Flughafen etablieren zu können.
2022 hatte das Unternehmen gegenüber dem Portal Kent Online schon KLM, Ryanair und Easyjet als mögliche Airlines genannt. Als Zielländer wurden die Niederlande, Spanien, Zypern und Malta gehandelt. Bei der Fracht hat er einen Nachteil: Der Flughafen wird wohl keine Genehmigung für Nachtflüge erhalten. Als Plus nannte der Firmenchef aber die Pistenlänge, die auch den Betrieb großer Frachtflieger ermöglichen würde.
British Airways trainierte in Manston mit erstem Airbus A380
Der Flughafen Manston hat eine 2752 Meter lange und 61 Meter breite Start- und Landebahn. Von einem großen Flugzeug genutzt wurde sie im Jahr 2013. Damals startete und landete British Airways dort beim Crewtraining mit ihrem ersten Airbus A380.