Die Stadt Köln streicht ein Wort aus dem offiziellen Sprachgebrauch, das jedes Kind kennt: Ab Herbst soll es Medienberichten zufolge in der Domstadt keinen „Spielplatz“ mehr geben. Dies berichtete zuerst der „Kölner Stadtanzeiger“ („KStA“).

Ob die vieldiskutierte Umgestaltung von „Spielplatz“-Schildern tatsächlich zustande kommt, ist allerdings fraglich. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte bereits Unverständnis über das Vorhaben in ihrer Stadt geäußert und auf die Verwaltungsbremse getreten.

Dem war der KStA-Bericht vorausgegangen, wonach die Kölner Stadtverwaltung den Begriff „Spielplatz“ durch ein neues Wort ersetzen will: „Spiel- und Aktionsfläche“.

Man wolle auf den Begriff „Spielplatz“ verzichten, weil der als zu stark eingrenzend verstanden werden könne. Dies gehe aus einer Mitteilung an den Jugendhilfeausschuss hervor.

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Die neue Bezeichnung sei treffender, weil man damit signalisiere, dass die Anlagen „verschiedenen Alters- und Zielgruppen“ zur Verfügung stehen.

Insbesondere müsse dem „erweiterten Inklusionsgedanken, der die Diversität der Nutzer*innen in Rahmen ihres Alters, ihrer kulturellen Hintergründe und möglicher Behinderungen berücksichtigt, Rechnung getragen werden“, zitiert das Blatt die Verwaltung der Stadt mit ihren rund einer Million Einwohnerinnen und Einwohner.

Ich frage ich mich ernsthaft, ob der Name auf dem Schild wirklich das größte Problem ist, das wir haben.

Jochen Ott, Oppositionsführer im NRW-Landtag (SPD)

Nach Angaben der Verwaltung sieht die Spielraumplanung für die Jahre 2025 bis 2030 vor, aus den bisherigen Spielplätzen „Begegnungsorte für junge Menschen“ zu machen, so die Zeitung.

Zudem seien die „Designs der vorhandenen Schilder“ veraltet, zum Teil schon mehrere Jahrzehnte in Gebrauch und entsprächen nicht „der kommunalen Strategie, dass alle stadtweit mehr als 700 Spiel-, Bewegungs- und Aktionsflächen dem geschützten Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen im öffentlichen Raum dienen“.

Ganz auf das Wort „Spielen“ zu verzichten, gehe nach Angaben der Verwaltung aber nicht, weil das Ordnungsamt sonst rechtlich keine Möglichkeit mehr habe, einzuschreiten, wenn die Anlagen anders genutzt würden, so das Blatt.

Das neue Schild habe lediglich Informationscharakter und keine „planungsrechtliche Bedeutung“. Das sei entscheidend, damit Kinder auf den neuen „Spiel- und Aktionsflächen“, die mal Spielplätze waren, weiter Lärm machen dürfen, ohne gegen das Bundesimmissionsschutzgesetz zu verstoßen.

Oberbürgermeisterin Reker äußert großes Unverständnis

Nach mitunter hitzigen Diskussionen ist nun allerdings unklar, ob die Umgestaltung der Schilder wirklich umgesetzt wird. Denn nicht zuletzt Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ging am Abend auf deutliche Distanz zu den Plänen.

Sie kündigte an, den vorliegenden Vorschlag am 4. September in einer Sitzung des Stadtrats zur Entscheidung vorlegen zu wollen. Nur nach einer Zustimmung würden dann die Schilder erneuert.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, hier bei einem Karnevalstermin im Jahr 2023.

© IMAGO/Panama Pictures/Christoph Hardt/Archiv

„Ich persönlich finde die Bezeichnung ‚Spielplatz‘ klar und verständlich und habe angesichts der Herausforderungen, vor denen Köln steht, kein Verständnis dafür, dass sich die Verwaltung mit der Neugestaltung von Spielplatzschildern beschäftigt“, teilte sie der Deutschen Presse-Agentur mit.

Auch sei die Tragweite der Änderung „allem Anschein nach“ nicht in ausreichendem Maße erkannt worden. „Eine solche grundsätzliche Umbenennung ist kein einfaches Geschäft der laufenden Verwaltung“, erklärte Reker.

Entwicklung der Schilder soll fast ein Jahr gedauert haben

Der in Köln lebende Oppositionsführer im NRW-Landtag, Jochen Ott (SPD), sagte der „Bild“: „Angesichts vieler Kölner Spielplätze, die wirklich in einem sauschlechten Zustand sind – ungepflegt, Spielgeräte abgebaut, keinerlei Sonnenschutz, zu viel Beton – frage ich mich ernsthaft, ob der Name auf dem Schild wirklich das größte Problem ist, das wir haben.“ Auch in den sozialen Medien gibt es Kritik und Spott.

Knapp ein Jahr hat die Jugendverwaltung dem Bericht zufolge an der Entwicklung des neuen Informationsschilds gearbeitet. Auch Kinder und Jugendliche seien beteiligt gewesen.

Aus Sicht der Verwaltung sei ein „Schild für alle“ entstanden, heißt es weiter. Es zeige fiktive Personen, die alle in Bewegung sind. Mit einer Schaufel, einem Skateboard, einem Ball oder einem Fähnchen in der Hand. Man habe bewusst auf eine Darstellungsform gewählt, die „keine beziehungsweise kaum Rückschlüsse auf das Alter der Personen, aber vor allem auch auf kulturellen Hintergrund und Nationalität oder eventuelle Beeinträchtigungen“ zulasse, wird die Verwaltung zitiert.

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Wie es beim „KStA“ weiter heißt, sehe die neue Fassung Spielraumplanung der Stadt Köln vor, bis Ende 2030 in den Stadtbezirken mehr als 120 neue Anlagen zu bauen oder vorhandene zu modernisieren. Neben den klassischen Spielplätzen zählen dazu auch Bolz- und Basketballplätze, Skate- und Parcours-Anlagen, Wasserspielflächen und Flächen, die ein Naturerleben möglich machen. (lem)