Marcel Rapp ist ein weit gereister Mann. Für den gebürtigen Pforzheimer ist es beileibe nicht das erste Mal, dass er sich in den USA aufhält. Dennoch erlebt der 46-Jährige gerade eine Premiere, schließlich ist er erstmals als Trainer von Holstein Kiel in den Vereinigten Staaten. Der Chefcoach des Fußball-Zweitligisten schilderte seine ersten Eindrücke in Minnesota, die aktuelle Personallage und einige der Inhalte des noch bis zum 9. Juli laufenden Trainingslagers im National Sports Center von Blaine.
Jetlag und Wetter fordern ihren Tribut
„Ich war bereits in New York, Kalifornien und zweimal in Florida im Trainingslager. Ich wusste also schon ein bisschen, wie es hier aussieht“, verriet Rapp, dessen erste Bilanz durchaus positiv ausfällt, wenn auch mit leichten Einschränkungen: „Der Flug war top, die Bedingungen sind überragend und die Plätze fast noch besser als bei uns. Natürlich hatten wir jetzt die ersten Tage mit dem Jetlag zu kämpfen, und das Wetter fordert auch seinen Tribut. Dadurch waren die Nachmittags-Einheiten schon etwas zäh, da die innere Uhr sagt, dass man müde ist. Aber es passt alles so, dass einem guten Trainingslager nichts im Wege steht.“
„Der Fokus liegt ganz klar auf dem Training, erst danach kommen die Events.“
Marcel Rapp
Trainer Holstein Kiel
Er habe einen sehr guten Schlaf, so Rapp. „Allerdings fehlen ein, zwei Stunden. Meine biologische Uhr hat mir zuerst um 4.30 Uhr gesagt, dass ich aufstehen und mich bewegen soll. Mittlerweile bin ich schon bei 5.30 Uhr“, erklärte er grinsend und zog einen Vergleich mit vorherigen Trainingslagern der KSV: „Das Setting hier ist schon beeindruckend. Es ist natürlich ein anderes Flair als in Österreich. Aber wir können hier hervorragend arbeiten, und dazu erleben die Jungs Dinge zusammen, über die sie reden können und die sie zusammenschweißen.“
Der Holstein-Coach betonte aber auch: „Die Jungs kriegen genug Zeit, um auch mal rauszugehen. Aber erst einmal sind wir hier, um Fußball zu spielen, soll heißen: Der Fokus liegt ganz klar auf dem Training, erst danach kommen die Events. Wir vom Staff leben das vor, und auch die Spieler ziehen da voll mit.“ Zum Stand des Teambuildings hielt er fest: „Ich nehme wahr, dass wir eine gute Gruppe sind.“
Jonas Krumrey ein neuer Konkurrent für Timon Weiner
Zu dieser Gruppe zählt seit kurzem auch der vom FC Red Bull Salzburg geholte Keeper Jonas Krumrey. Der 21-Jährige vergrößert das Aufgebot der Schlussmänner im Kieler Kader auf fünf. „In unserer Torwartgruppe war ganz klar kommuniziert worden, wie unser Plan ist. Es ist keine Überraschung, dass da noch ein neuer Torwart zu uns stößt. Jonas passt super zu uns und genau in unser Anforderungsprofil“, urteilte Rapp und sieht die Hackordnung zumindest im Windschatten der Topkandidaten auf den Status des Stammkeepers als gegeben an: „Fünf sind ein bisschen viel, aber die talentierten Keeper (Tyler Dogan und Lio Rothenhagen, Anm. d. Red.) wissen genau wie Marcel Engelhardt (gilt als Nummer 3, Anm. d. Red.) um ihre Rolle. Timon Weiner und Jonas kämpfen um die Nummer 1. Ab Donnerstag wird Jonas in den USA mit der Mannschaft auf dem Platz stehen.“
Präsentiert sich auch in den USA gewohnt fokussiert: Holstein-Trainer Marcel Rapp, hier vor der Abreise in Richtung Minneapolis.
Foto: Holstein Kiel
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Hinter Rapps Recken liegen mittlerweile zwei Trainingsspiele, die erste Aufschlüsse gaben. „Zunächst haben wir gegen einen Mix aus zwei, drei MLS-Spielern und U23-Akteuren von Minnesota United gespielt. Das war ein Gegner vergleichbar mit gutem Regionalliganiveau bei uns. Anschließend war es eine Regionalauswahl auf gutem Oberliganiveau. Bei uns war der Jetlag noch nicht raus, wir waren zum Teil nicht griffig genug, haben zu viele Bälle verloren“, resümierte er.
„Mit ihm gewinnen wir einen weiteren Spieler, der sehr körperlich verteidigen kann und Bock auf Zweikämpfe hat.“
Marcel Rapp
über Ivan Nekic
Gut sei gewesen, dass seine Schützlinge an Grenzen gekommen sind, „was ja auch in der Saison so sein wird“. Rapp ergänzte mit einem Mix aus Lob und Tadel: „Sie haben aber auch gesehen, was passieren kann, wenn man einen Schritt zu spät kommt oder nicht richtig strukturiert auftritt. Gut war aber, dass die Jungs sich dagegengestemmt und als Gruppe versucht haben, alles wegzuverteidigen.“
Im Gegensatz zu Ivan Nekic muss Jonas Therkelsen sich noch gedulden
Im ersten dieser beiden Trainingsspiele über jeweils 45 Minuten feierte Ivan Nekic nach monatelanger Pause sein Comeback. „Super, dass Ivan wieder da ist“, betonte Rapp. „Er bringt etwas ein, das wir noch nicht hatten. Mit ihm gewinnen wir einen weiteren Spieler, der sehr körperlich verteidigen kann und Bock auf Zweikämpfe hat.“
Im Gegensatz zum Kroaten muss sich der norwegische Neuzugang Jonas Therkelsen noch gedulden, wie Rapp unterstrich: „Wir haben uns entschieden, Jonas noch die ersten zwei Wochen zu steuern, um kein Risiko einzugehen. Er kann noch nicht maximal sprinten, abstoppen und schießen, trainiert daher individuell.“