Das US-Verteidigungsministerium geht nach den Angriffen amerikanischer Bomber auf Atomanlagen im Iran von einer Verzögerung des iranischen Atomprogramms von bis zu zwei Jahren aus. Unter Berufung auf eine interne Auswertung von Geheimdienstinformationen sagte Pentagonsprecher Sean Parnell, das Anreicherungsprogramm des Iran sei „um mindestens ein bis zwei Jahre zurückgeworfen“. Man vermute, der Zeitraum liege näher bei zwei Jahren.

Das widerspricht der Aussage Donald Trumps, der wiederholt behauptet hatte, die Anlagen in Natans, Isfahan und Fordo seien durch die Angriffe vom 22. Juni „vollständig zerstört“ worden. Das bedeute das Ende des iranischen Atomprogramms „zumindest für einen gewissen Zeitraum“, sagte Trump dem konservativen Nachrichtensender Fox News in einem Interview nach dem Angriff.

Es kursieren verschiedene Einschätzungen darüber, inwieweit die angegriffenen iranischen Atomanlagen tatsächlich zerstört oder beschädigt wurden und welche Auswirkungen das auf das iranische Atomprogramm haben könnte.

Wenige Tage nach dem Luftschlag durch amerikanische B2-Langstreckenbomber, die nach Angaben des US-Militärs rund ein Dutzend schwere bunkerbrechende Bomben auf die Atomanlagen abwarfen, war ein vorläufiger Bericht des militärischen Geheimdienstes DIA an die US-Presse durchgestochen worden, der von einer Zurücksetzung des iranischen Atomprogramms um nur wenige Monate ausging. Die Trump-Regierung bestritt diese Aussage vehement.

© Lea Dohle

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Vergangene Woche sagte der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, der von Trump eingesetzt wurde, gegenüber Kongressabgeordneten, dass die angerichteten Schäden den Iran in seinen nuklearen Ambitionen um mehrere Jahre zurückgeworfen hätten.

Iran setzt Zusammenarbeit mit Atombehörde aus

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, sagte am Wochenende, er gehe davon aus, dass der Iran bereits in einigen Monaten wieder mit der Urananreicherung beginnen könnte.

Der Iran setzte unterdessen die Zusammenarbeit mit der IAEA offiziell aus. Ein Schritt, den das US-Außenministerium als „inakzeptabel“ bezeichnete. Auch das deutsche Auswärtige Amt kritisierte die Entscheidung des Iran. Sie sende ein „verheerendes Signal“ und entziehe „das iranische Atomprogramm jeglicher internationalen Aufsicht, die für eine diplomatische Lösung essenziell ist“, schrieb das Auswärtige Amt bei X. Der Iran müsse „diese Entscheidung zurücknehmen“, hieß es weiter.

UN-Generalsekretär António Guterres ließ über seinen Sprecher Stéphane Dujarric vor Journalisten erklären, er sei angesichts der Entscheidung „besorgt“. Guterres habe „den Iran immer wieder aufgefordert, mit der IAEA zusammenzuarbeiten“.

Wie groß die iranischen Bestände an angereichertem Uran noch sind, lässt sich durch die Beendigung der Zusammenarbeit des Landes mit der IAEA nicht mehr unabhängig überprüfen.