Gelsenkirchen. Zwei Männer locken eine Bekannte in Gelsenkirchen in ein Waldstück und vergewaltigen sie. Vor Gericht bettelten sie um Bewährung. Vergeblich.

Fast zwei Jahre lang haben sie ihre Bekannte als Lügnerin bezeichnet, dann legten sie doch noch Geständnisse ab. Nach einer Doppel-Vergewaltigung in einem Waldstück im Gelsenkirchener Stadtteil Buer müssen zwei 26 und 27 Jahre alte Männer nun ins Gefängnis.

Drei Jahre Haft für den Jüngeren, einen Monat weniger für den Älteren: So lauten die Urteile, die am Mittwoch (2. Juli) am Essener Landgericht gesprochen wurden.

Vergewaltigung in Gelsenkirchen: Richter verhängt mehrjährige Haftstrafen gegen zwei Freunde (26, 27)

„Das war ein überfallartiges Geschehen“, sagte Richter Simon Assenmacher bei der Urteilsbegründung. „Die Frau hatte Todesangst und ist einen Zustand der Versteinerung gefallen.“ Die Angeklagten hätten ihre schutzlose Lage gezielt ausgenutzt und sie mit Gewalt zu sexuellen Handlungen gezwungen. „Mit Hilfe war im Wald nicht zu rechnen.“

„Die Frau hatte Todesangst und ist einen Zustand der Versteinerung gefallen.““

Richter Simon Assenmacher bei der Urteilsbegründung

Es war die Nacht auf den 15. September 2023. Die deutschen Angeklagten hatten in einer Kneipe gefeiert und getrunken, waren dort auch auf ihr späteres Opfer gestoßen. Man kannte sich, die Stimmung war gut. Später spielten die beiden Freunde sogar den Gentleman und boten an, die 27-Jährige sicher nach Hause zu begleiten. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie allerdings schon ganz andere Pläne.

Mehr zum Thema

Sie verwickelten ihre Bekannte in ein launiges Gespräch, so dass sie gar nicht richtig mitbekam, dass es plötzlich in ein Waldstück ging. Als sie erkannte, dass sie auf dem falschen Weg war, war es auch schon zu spät. Sie wurde mit Gewalt zu Boden gedrückt und von beiden Männern vergewaltigt. Der Jüngere hat sie seinem Kumpel dabei sogar regelrecht angeboten: „Willst du auch noch mal?“

„Die Frau ist gar nicht mehr wie ein Mensch behandelt worden, sondern wie ein Objekt“, so Richter Assenmacher. Von der 27-Jährigen seien zuvor keinerlei sexuelle Handlungen ausgegangen. Sie habe den Angeklagten vertraut und sie völlig arglos gewesen.

Sie wollen keine Nachricht aus Gelsenkirchen verpassen? Abonnieren Sie hier unseren täglichen Newsletter. Mehr aus unserer Lokalredaktion gibt es auf unseren Facebook– und Instagram-Kanälen. Abonnieren Sie auch unser tägliches, kostenloses News-Update auf WhatsApp. Oder besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen jetzt auf TikTok.

Nach der Tat war die Gelsenkirchenerin zu Hause zusammengebrochen. Wochenlang traute sie sich kaum noch vor die Tür – aus Angst, den Angeklagten noch einmal zu begegnen. Nach dem Urteil brach sie erneut in Tränen aus. Im Prozess war von einer posttraumatischen Belastungsstörung die Rede.

Nach Geständnissen: Angeklagte haben 17.500 Euro Schmerzengeld an das Opfer gezahlt

Die Angeklagten hatten sich im vor Gericht entschuldigt und zusammen 17.500 Euro Schmerzensgeld gezahlt. „So etwas wird nie wieder vorkommen“, hatte der Ältere den Richtern gesagt. In der Tatnacht habe man einfach nicht nachgedacht und sich alles schöngeredet.

Gelsenkirchen-Newsletter: Jetzt anmelden!

Nachrichten, Service, Reportagen: Jeden Tag wissen, was in unserer Stadt los ist.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.

Die Geständnisse kamen allerdings spät. Der Prozess hatte im vergangenen September schon einmal begonnen. Damals hatten die Angeklagten die Vorwürfe komplett bestritten und behauptet, dass die Initiative allein von ihrer Bekannten ausgegangen sei. Die Richter hatten das Strafverfahren daraufhin wieder abgebrochen und die 27-Jährige auf ihre Glaubwürdigkeit untersuchen lassen. Das Ergebnis war eindeutig. Alles, was sie der Polizei und den Richtern erzählt hat, war laut Gutachten erlebnisbasiert.

Die Staatsanwaltschaft hatte sogar jeweils vier Jahre Gefängnis gefordert.