Das Dokumentar- und Animationsfilmfestival DOK Leipzig hat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um auch in diesem Jahr barrierefreie Vorführungen anbieten zu können. Bislang wurde das Projekt vom Freistaat Sachsen gefördert, doch diese Gelder wurden komplett gestrichen.
Fast 50.000 Euro hatte das DOK in den vergangenen beiden Jahren jeweils zur Verfügung, um Teile des Angebots für Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen zugänglich zu machen. Vor drei Jahren waren es sogar noch knapp 67.000 Euro. Allein im Jahr 2024 konnte das DOK nach eigenen Angaben 24 Filme barrierefrei gestalten.
Von diesen 24 Filmen wurden 19 mit erweiterten Untertiteln ausgestattet. Menschen mit Hörbehinderung können damit nicht nur Dialoge lesen, sondern erhalten zusätzlich Informationen zu Hintergrundgeräuschen und Filmmusik. Wer zu Hause häufig Filme mit Untertiteln streamt, dürfte solche Fassungen kennen.
Die anderen fünf Filme haben Audiodeskriptionen erhalten. Das bedeutet, dass Menschen mit Sehbehinderung während der Vorführung eine App namens „GRETA“ nutzen können. Dort erzählt ihnen in den Dialogpausen eine Stimme, was auf der Leinwand zu sehen ist. Zusätzlich zu diesen Angeboten gab es bei vier Filmgesprächen eine Übersetzung in Gebärdensprache. Solche Gespräche finden häufig im Anschluss an die Vorführungen mit den Macher*innen der Werke statt.
App für Menschen mit Sehbehinderung. Foto: DOK / Lukas Diller
Dass es 2025 ein ähnlich umfangreiches Angebot geben wird, ist nahezu ausgeschlossen, denn der Freistaat hat die Fördermittel komplett gestrichen. Eine Sprecherin des DOK sagte der Leipziger Zeitung auf Anfrage, dass verschiedene Alternativen geprüft wurden. Doch nichts davon sei umsetzbar gewesen.
Das DOK erhält zwar jährlich mehrere hunderttausend Euro von der Stadt Leipzig, aber nicht für einzelne Projekte wie barrierefreie Filmfassungen. Wegen dieser institutionellen Förderung durch die Stadt sei es wiederum schwierig, Fördergeld von anderen Einrichtungen zu erhalten.
Um trotzdem einige barrierefreie Filme anbieten zu können, hofft das DOK auf Unterstützung durch die Zivilgesellschaft. Mit einem Crowdfunding möchte das Festival 10.000 Euro einsammeln, um bis zu fünf Langfilme barrierefrei zu gestalten. Audiodeskriptionen kosten 4.000 bis 5.000 Euro pro Film, erweiterte Untertitel circa 1.500 Euro. Die genauen Kosten hängen unter anderem von der Filmlänge ab.
„Gleichberechtigt Perspektiven aus Dokumentar- und Animationsfilmen aufzunehmen und mitdiskutieren zu können, ist für alle Seiten ein Gewinn“, heißt es auf der Crowdfunding-Seite. Die Aktion läuft seit knapp einer Woche; bislang wurden mehr als 2.000 Euro zugesichert. Das Geld wird aber nur dann eingezogen, wenn das Ziel von 10.000 Euro erreicht wird. Frist dafür ist der 31. Juli.
Barrierefreiheit im Kulturbereich ist übrigens nicht nur ein schönes Extra, das man sich leisten kann, wenn gerade Geld da ist, sondern ein Menschenrecht, das in der Behindertenkonvention der Vereinten Nationen verankert ist.
Dessen ist sich auch die sächsische Landesregierung bewusst. In einer Antwort auf eine Landtagsanfrage aus diesem Mai sind zahlreiche Projekte aufgelistet, die in den vergangenen Jahren gefördert wurden. Laut Überschrift handelt es sich dabei um „Maßnahmen des Sächsischen Landesaktionsplanes zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Kulturbereich“.
Eine dieser Maßnahmen waren die barrierefreien Filmfassungen beim DOK Leipzig. Offenbar ist für Menschenrechte künftig weniger Geld eingeplant.