Berlin. In Ostdeutschland sind mehrere schwere Waldbrände ausgebrochen. In Thüringen, Sachsen und Brandenburg wurde Katastrophenalarm ausgerufen.
Zwei verheerende Waldbrände beschäftigen derzeit die Einsatzkräfte in Ostdeutschland. Sowohl in Thüringen als auch an der sächsisch–brandenburgischen Grenze lodern großflächige Feuer, die bislang nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Während das Feuer im thüringischen Saalfeld als größter Waldbrand seit 1993 gilt, bedrohen die Flammen in der Gohrischheide bereits Wohngebiete – und haben erste Evakuierungen notwendig gemacht.
Thüringen: Größter Waldbrand seit Jahrzehnten bei Saalfeld
Der Waldbrand in Thüringen brach am Mittwoch am Rande des Saalfelder Ortsteils Gösseldorf aus. Von dort aus breitete sich das Feuer rasch über eine Fläche von rund 250 Hektar aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 wurden in Thüringen durch Waldbrände 35 Hektar vernichten, in den Jahren davor jeweils noch weniger. Die Behörden riefen Katastrophenalarm aus.
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Die Lage im Waldbrandgebiet ist noch immer nicht unter Kontrolle. Zwar konnte das Feuer in einigen Bereichen eingedämmt werden, doch andernorts breiteten sich die Flammen derweil weiter aus. Über 500 Einsatzkräfte aus ganz Thüringen sind im Kampf gegen die Flammen im Einsatz. Unterstützung soll bald auch aus Bayern kommen, wo drei zusätzliche Löschzüge angefordert wurden. Auch ein Polizeihubschrauber warf Löschwasser über schwer zugänglichen Hanglagen ab. Zudem wurde Wasser aus einem nahegelegenen Freibad zu den Brandherden gebracht.
Ein Feuerwehrmann löscht in einem Wald in Thüringen Glutnester. Wegen des Waldbrands im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt wurde Katastrophenalarm ausgelöst.
© Daniel Vogl/dpa | Daniel Vogl
Besonders tückisch ist das Feuer, weil es sich durch Funkenflug und die heftigen Winde immer wieder sprunghaft neu entzündet. „Es glüht einmal auf, und plötzlich steht es in Flammen“, beschreibt Peter Lahann, Sprecher des Landratsamtes Saalfeld-Rudolstadt, die Situation. Die Feuerwehr errichtete mobile Löschwasserreservoirs im unwegsamen Gelände und setzte auf Unterstützung durch Landwirte beim Wassertransport.
Waldbrand Sachsen und Brandenburg: Evakuierungen in der Gohrischheide
Noch dramatischer stellt sich die Lage in der Gohrischheide an der Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg dar. Dort brach das Feuer am Dienstag auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz aus – für die Feuerbekämpfung eine Katastrophe: Wegen Munitionsrückständen im Boden, die durch das Feuer entzündet werden und zum Teil explodieren, kann die Feuerwehr nur aus der Ferne löschen. Selbst Hubschrauber müssen einen Sicherheitsabstand von einem Kilometer einhalten.
Die Flammen zwangen die Behörden schließlich dazu, Katastrophenalarm für mehrere Orte auszulösen. Besonders betroffen: die Gemeinden Zeithain, Wülknitz und die Stadt Gröditz. Im Wülknitzer Ortsteil Heidehäuser mussten rund 100 Menschen ihre Häuser verlassen, darunter auch 45 Bewohner eines Heims für Schwerbehinderte. Der Zeithainer Ortsteil Neudorf wurde ebenfalls geräumt – später jedoch teilweise wieder freigegeben.
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Viele Anwohner reagierten gefasst, aber besorgt auf die Feuer. „Ich will nicht, dass mein Dorf verbrennt“, sagte ein Betroffener, der seine Familie vorsorglich nach Riesa brachte. In Röderau wurde eine Notunterkunft eingerichtet, in der das Deutsche Rote Kreuz Feldbetten, Verpflegung und auch Platz für Haustiere bereitstellt.
Ein ausgedehnter Waldbrand an der Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg gerät zunehmend außer Kontrolle.
© ddp/xcitepress | xcitepress
Das genaue Ausmaß des Brandes ist bislang unklar. Feuerwehrleute vor Ort sprechen von rund 1000 Hektar – etwa 1400 Fußballfeldern. Über 500 Einsatzkräfte aus Sachsen und Brandenburg kämpfen gegen die Flammen. Auch ein Erkundungshubschrauber der Landespolizei ist im Einsatz, um Glutnester lokalisieren und die Ausbreitung der Feuer besser einschätzen zu können.
Für die Menschen in der Region bleibt vorerst nur die Hoffnung auf Regen – oder auf einen Wetterumschwung. Zwar setzte am Donnerstagvormittag leichter Niederschlag ein, doch es war nicht genug, um die Brände einzudämmen. Neuer Niederschlag wird erst zu Beginn der kommenden Woche erwartet. Und am Wochenende soll es zunächst wieder heiß werden.
mit dpa