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Großbritanniens Finanzministerin Reeves bricht im Parlament in Tränen aus. Das hat massive wirtschaftliche Folgen für das Land. Trotz späterer Klarstellung.
London – Der Finanzmarkt hat drastisch auf Tränen der britischen Finanzministerin Rachel Reeves im Parlament reagiert. Während einer Fragestunde kullerten die Tränen. Das ließ den Pfund-Kurs zeitweise stark absacken. Offenbar deutete man die Tränen als politisches und wirtschaftliches Zeichen.
Es war eine chaotische Woche für Großbritanniens Regierung. Der Gipfel ereignete sich dann bei einer Fragestunde im Westminster-Sitzungssaal. Die Opposition löcherte Premierminister Keir Starmer mit Fragen auch zur Wirtschaftspolitik. Dabei weigerte sich dieser den Verbleib von Finanzministerin Reeves in seiner Regierung bis zur nächsten Wahl zu garantieren.
Tränen von britischer Finanzministerin – Schwester muss sie trösten
Direkt neben Starmer saß, wie üblich, eben jene Finanzministerin. Sie hatte bereits sichtlich erschüttert den Saal betreten. Bei Starmers Weigerung kullerten dann die Tränen, die sich die Ministerin aus dem Gesicht wischen musste. Später als sie den Saal verließ, hielt zudem ihre Schwester Ellie, die ebenfalls Abgeordnete ist, ihre Hand, um sie zu trösten, wie der Corriere della Sera berichtet.
Hintergrund: Großbritanniens gescheiterte Sozialreform
Am Dienstag hatte die britische Regierung angesichts einer drohenden Parteirevolte einen Rückzieher bei geplanten Sozialkürzungen machen müssen. Derzeitige Bezieher von staatlichen Hilfen wegen Behinderung oder Krankheit würden von Kürzungen ausgenommen werden, verkündete die Regierung. Die neuen Regeln sollten nur für künftige Bezieher gelten.
Die gescheiterten Kürzungen hinterlassen ein Loch von fast fünf Milliarden Pfund (5,77 Milliarden Euro) in den Budgetplänen Reeves‚ und warfen Nachfragen zu ihrem möglichen Rücktritt auf. An der Börse machte sich die Unsicherheit bemerkbar.
Tränen der Ministerin: Finanzmarkt straft Großbritannien brutal ab
Die Szene hat ein bitteres Nachspiel für Großbritannien. Laut dem Bericht aus Italien stiegen die Renditeaufschläge auf britische Staatsanleihen anschließend so stark wie seit dem katastrophalen Haushalt von Liz Truss nicht mehr. Auch der Pfund sank in der Folge im Vergleich zu Euro und Dollar. In nur einer Stunde verlor er mehr als ein Prozent an Wert. „Die teuerste Träne der Geschichte“, kommentierte ein Abgeordneter demnach anschließend.
Die britische Finanzministerin weint. Die Börse straft das Land ab. © Screenshot: Youtube/The London Standard
Später stellte sich Starmer dann doch hinter Reeves: „Die Ministerin geht nirgendwo hin. Sie hat die volle Unterstützung des Premierministers“, sagte Starmers Sprecherin am Mittwoch. Reeves sichtlich emotionaler Zustand habe mit einer „persönlichen Angelegenheit“ zusammengehangen, teilte ein Sprecher der Finanzministerin mit. Reeves war zuletzt wegen gescheiterter Sozialkürzungen unter Druck geraten. Danach gefragt, warum der Premierminister seine Unterstützung für Reeves nicht bekräftigt habe, sagte seine Sprecherin: „Er hat das wiederholt getan.“
Reeves selbst sagte am Mittwoch gegenüber der BBC: „Ich war gestern offensichtlich aufgeregt, und das konnte jeder sehen. (…) Der vielleicht kleine Unterschied zwischen meinem Job und dem vieler Ihrer Zuschauer besteht darin, dass, wenn ich einen harten Tag habe, das im Fernsehen läuft und die meisten Leute das nicht aushalten müssen.“ (rjs/afp)