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Das neueste Werk von Lars Hilsmann handelt von den verschiedenen Farben der Regenbogenflagge. Er geht sowohl auf die sachlichen Hintergründe als auch auf seine persönliche Bindung zu den Farben ein. © Tobias Schulte
Mit seiner Einschränkung nimmt Lars Hilsmann aus Brettorf Farben anders wahr, als die Meisten. Doch das war unter anderem die Inspiration für sein aktuellstes Buch „Farben sind (nicht) für alle da“, in dem er sich mit den verschiedenen Farbtönen der „Pride Flag“ auseinandersetzt. Besonders sein Humor spiele dabei eine große Rolle, so der Hobbyautor.
Brettorf – Freddie Mercury streckt in seiner ikonischen Pose die Faust in die Höhe, im Hintergrund ist eine „Pride Flag“ zu sehen. So macht das Cover von Lars Hilsmanns Buch auf sich aufmerksam – und verdeutlicht dem Leser auf den ersten Blick, worum es geht. Herausgekommen ist „Farben sind (nicht) für alle da“ thematisch passend im Juni, also im „Pride Month“ der „queeren“ Szene.
An seinem neuesten Werk hat der Hobbyautor aus Brettorf ein halbes Jahr gearbeitet, erzählt er im Gespräch. Thematisch geht es in dem Buch um die Regenbogenfahne und ihre verschiedenen Farben. Hilsmann entschied sich dafür, diese jeweils aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten: einem sachlichen und einem emotionalen.
Mischung aus Sachlichkeit und Emotionen
Farbe für Farbe hangelt sich die Erzählung des Buches sowohl durch deren Ursprünge und Bedeutung, als auch Hilsmanns persönlichen Bezug zu ihnen. Letzteres ist gerade deshalb ungewöhnlich, da der Autor selbst die Farben nicht richtig wahrnehmen kann. Nach ärztlicher Ansicht gilt der Brettorfer als farbenblind, er selbst sagt, dass er Schwierigkeiten bei der Unterscheidung ähnlicher Farben und bei visuellen Tests auf die Einschränkung hat. Bei seinen Gedanken zu den Schattierungen stützt er sich daher eher auf seine Emotionen und Erfahrungen, statt auf sein Sehen.
„Ich spiele viel mit Klischees, also zum Beispiel, warum Pink als Mädchen- und Blau als Jungenfarbe gilt“, beschreibt Hilsmann. In seinen persönlichen Erzählungen spiele dabei auch Humor eine große Rolle, wenn er etwa schildere, wie ihm in Kindheitstagen das pinke Kleid seiner Schwester „auch ganz gut gefallen“ habe, so der Autor. Hier nehme er oft Bezug auf die Generation seiner Eltern und die Änderungen an den Rollenbildern der Geschlechter.
Wie Hilsmann als heterosexueller Mann dazu kam, Bücher über unter anderem „queere“ Themen zu verfassen, beantwortet er mit einem Verweis auf seine Mitgliedschaft bei den „Regenbogenknappen“. Der Verein ist ein „queerer“ Fanclub von Schalke 04 mit Sitz in Gelsenkirchen. Hobbyautor Hilsmann ist beruflich als Banker tätig und wurde in einem Kundengespräch auf den Club aufmerksam gemacht: „Ein Kunde hatte mich immer wieder da㈠rauf angesprochen, beizutreten. Und irgendwann habe ich nachgegeben“, erzählt er lächelnd. Mittlerweile ist er, nicht zuletzt wegen seiner beruflichen Erfahrung, der Finanzvorstand des Vereins, der nach seinen Angaben europaweit Mitglieder hat.
Bereits das fünfte Buch des Brettorfers
Sein aktuellstes Werk ist bereits das fünfte Buch, dass Hilsmann mit dem Verlag „Story One“ herausbrachte. In seinem ersten Schriftstück thematisiert er Liebeskummer. Buch zwei und drei hingegen handeln von seiner Tochter, deren wichtigste Lebensereignisse aus der Babyzeit er darin aus „ihrer Sicht“ beschreibt. Hier liegt auch der Ursprung seines Hobbys, da seiner Frau die Idee der Erzählweise für Postkarten beim ersten gemeinsamen Urlaub mit ihrem Kind gekommen war. „Ich habe sie dann aber mit zwei Jahren in Rente geschickt“, witzelt der Autor, der nicht ausschließlich als „Babyschreiber“ gelten wollte.
Den Einstieg in „queere“ Themen machte er mit seinem vierten Buch, das von einem homosexuellen Jungen handelt, der sich nicht zum „Outing“ traut. Hilsmann spielt darin die Rolle des Patenonkels, der ihn unterstützt. Sein nächstes eigenes Buch ist noch nicht in Planung, doch eine befreundete Autorin hat Hilsmann für die Mitarbeit an ihrem neuen Buch angefragt, verrät er.
Die fünf bisher veröffentlichten Werke von Hobbyautor Hilsmann. © Tobias Schulte
Alle Werke des Hobbyautors können online, etwa über Thalia oder Amazon für 18 Euro erworben werden. Seine Bücher auch in physischen Geschäften anzubieten, sei ihm bisher zu aufwändig und kostspielig.
Der Verlag, mit dem Hilsmann veröffentlicht, organisiert in Kooperation mit dem Buchhändler Thalia zudem einen Wettbewerb, an dem der Autor jährlich teilnimmt. Der Gewinner des „Young Storyteller Awards“ soll 7 000 Euro erhalten, während unter den zehn Finalisten ein Preisgeld von 16 000 Euro aufgeteilt wird. Hilsmann selbst hofft auf eine Platzierung unter den Top 100, da diese sich eine Thalia-Filiale aussuchen dürfen, in der ihr Buch platziert wird.