Zahlreiche Verletzte in Kiew
550 Drohnen und Raketen – Ukraine meldet größten russischen Luftangriff seit Kriegsbeginn

04.07.2025, 07:23 Uhr

Artikel anhören

Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos

In der Nacht greift Russland die Ukraine erneut massiv aus der Luft an. Nach ukrainischen Angaben setzt das russische Militär dabei eine Rekordzahl an Drohnen und Raketen ein. In Kiew werden viele Menschen verletzt. Präsident Selenskyj hofft derweil auf mehr Hilfe aus Europa.

Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew mit Dutzenden Kampfdrohnen und Raketen angegriffen. Mindestens 23 Menschen seien verletzt worden, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko mit. Nach Angaben des Zivilschutzes ist auch ein zehn Jahre altes Mädchen unter den Verletzten.

„Nach vorläufigen Informationen haben wir mehrere Brände im Stadtbezirk Solomjanka“, schrieb Militärverwaltungschef Tymur Tkatschenko bei Telegram. Es handele sich bei allen Bränden um Wohnhäuser. Auch in anderen Stadtteilen seien durch Drohnen verursachte Schäden festgestellt worden. Flugabwehrfeuer war stundenlang im Stadtgebiet zu hören.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte Russland in der Nacht insgesamt 539 Kampfdrohnen, 7 Raketen und 4 Marschflugkörper gegen sein Nachbarland ein. 270 Geschosse seien abgewehrt, 208 weitere durch elektronische Flugabwehr vom Kurs abgebracht worden, teilte die Luftwaffe auf Telegram mit. Demnach handelt es sich um den größten russischen Luftangriff seit Kriegsbeginn.

Auch eine Hyperschallrakete Kinschal („Dolch“) habe das russische Militär auf Kiew abgefeuert. In mehreren Wellen wurden zudem ballistische Raketen und Marschflugkörper auf Ziele in der Hauptstadt und im Umland abgefeuert. Laut unbestätigten Angaben war ein Hauptziel der Militärflugplatz Wassylkiw südlich der Dreimillionenstadt.

Nur wenige Stunden vor dem großangelegten Angriff hatte US-Präsident Donald Trump mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin telefoniert. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg und drängt seine westlichen Verbündeten immer wieder zu einer Stärkung der Flugabwehr.

Dänemark: Europa muss US-Lücken füllen

Waffenlieferungen für die Ukraine sowie neue scharfe Sanktionen gegen Russland seien entscheidend für die Sicherheit Europas, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Treffen anlässlich der Übernahme des EU-Ratsvorsitzes durch Dänemark in Aarhus. Die Sanktionen seien so zu gestalten, dass Moskau nichts mehr erhalte, was für die Waffenherstellung verwendet werden kann.

US-Medien hatten von einem amerikanischen Lieferstopp bestimmter Raketen und Munition an die Ukraine berichtet – obwohl diese schon zugesagt waren. Das ukrainische Verteidigungsministerium teilte daraufhin mit, dass es offiziell nicht über eine „Einstellung oder Revision der Lieferpläne für die vereinbarte Militärhilfe“ informiert worden sei. Man habe ein Telefongespräch mit den US-Kollegen für eine zusätzliche Klärung der Details angefragt.

Ein US-Waffenlieferstopp müsste auch aus Sicht des neuen EU-Ratsvorsitzenden Dänemark von den europäischen Staaten aufgefangen werden. Natürlich wäre es ein großer Rückschlag für die Ukraine, Europa und die Nato, wenn die USA sich dazu entschieden, der Ukraine nicht das zu liefern, was sie brauche, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen auf einer Pressekonferenz. Man werde sich die in Washington getätigten Entscheidungen anschauen, und wenn daraus Lücken entstünden, dann müssten diese gefüllt werden, sagte Frederiksen. „Wir als Europäer müssen liefern, was auf dem Schlachtfeld benötigt wird.“