Als ich vor elf Jahren als Pfarrer am Münster in den Ruhestand ging, wurde ich oft gefragt: Sie gehen sicher in Ihre Heimatstadt Aachen zurück? Ich bin stolz auf Aachen und ab und zu muss ich für einen Besuch unbedingt dorthin. Doch ich bleibe Mönchengladbach treu. Um manche Schwierigkeit dieser Stadt weiß ich. Die Markthalle konnte erst nach Jahren geöffnet werden. Haus Westland steht noch immer. Rheydt, Mönchengladbach und Wickrath haben es manchmal schwer miteinander, obwohl sie in diesem Jahr „Goldhochzeit “ feiern.
Viele Feste in diesem Jahr begehen das Goldjubiläum. Meine Mitbürgerinnen und Mitbürger feiern gerne, aber darüber hinaus gibt es einiges, was ich an meiner neuen Heimatstadt schätze: die Münsterkirche, das Abteibergmuseum, das Schloss Rheydt, das Wickrather Schloss, das Stadttheater und das Borussenstadion. Letztlich sind die Highlights aber nicht entscheidend. In den vierzig Jahren meiner Arbeit hier habe ich eine Menge Menschen kennengelernt. Ich war in Neuwerk, Bettrath, Uedding, Holt, Speick, Westend, Eicken, Pongs, Hockstein, Ohler, Stadtmitte und ein wenig außerhalb in Herrenshoff tätig. Wer nachzählt, merkt, dass 34 Honschaften fehlen.
Ich bin jedoch überzeugt, auch in dem „unbekannten Land“ werde ich wohlwollenden Menschen begegnen. Die Mönchengladbacher sind eben offen und zugewandt. Eitelkeiten sind ihnen unbekannt. Sie haben sich eines Aacheners angenommen und mich aufgenommen. Wer fremd ist, kann Heimat finden. Die Stadtmauer unserer Stadt ist längst geschleift, und die nicht mehr vorhandenen Stadttore stehen immer offen. Hier und da gibt es Konflikte, im Großen und Ganzen ist das Zusammenleben in der Einen Stadt gelungen.
Wegen der Menschen bleibe ich in Mönchengladbach, so schön der Aachener Dom und so spannend das Aachener Reitturnier auch sind. In einem anderen Zusammenhang hieß es einmal: „Wir investieren nicht in Steine, sondern in Menschen.“ Die Menschen sind das Pfund unserer Goldjubilarin. Am Wochenende können die Mönchengladbacher an vielen Stellen ihre Stadt hochleben lassen. In der Gemeinde, in der ich jetzt ein wenig helfen darf, ist Pfarrfest angesagt. Wo ich früher gearbeitet habe, feiert die Bruderschaft. Giesenkirchen lädt zur 875-Jahrfeier ein. Der Abteiberg gestaltet am Sonntag sein eigenes Fest. Beide Feste verraten, dass der Ursprung unsrer Stadt älter als 50 Jahre ist. Da kommen auf die 50 Jahre mindestens noch 825 Jahre und mehr.
Albert Damblon, Pfarrer im Ruhestand, war zuletzt Seelsorger an St. Benedikt. Zuvor war er unter anderem Propst im Münster St. Vitus.