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Russlands Schattenflotte bewegt sich durch die Weltmeere und verursacht Unruhe. Sie soll nicht nur für Russland zum Vorteil sein.
Paris – Es sind alte, nicht registrierte Schiffe mit unzureichenden Versicherungen. Die sogenannte „Schattenflotte“, die Russland mutmaßlich zur Umgehung des westlichen Öl-Embargos, das im Zuge des Ukraine-Kriegs verhängt wurde, nutzt. Eine Umgehungsstrategie, die laut einem französischen Admiral sogar schon „rund 900 Schiffe“ umfassen soll.
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in BildernFotostrecke ansehenRusslands „Schattenflotte“: Frankreich will stärker überwachen
Die „Schattenflotte“, oder auch „Geisterflotte“ genannt, ist schon länger auf dem Radar der europäischen Staaten. Frankreich setzt auf eine genaue „Überwachung dieser Flotte, die schätzungsweise aus rund 900 Schiffen besteht, von denen täglich etwa zehn im Ärmelkanal überwacht werden“, erklärte der französische Admiral Benoit de Guibert laut der französischen Tageszeitiung Le Parisien am Mittwoch (2. Juli) vor Abgeordneten. Diese geheime Flotte betreffe nach seinen Angaben nicht nur die Interessen Russlands, sondern auch die anderer Länder wie des Iran oder Nordkoreas.
Benoit de Guibert, maritimer Präfekt des Ärmelkanals und der Nordsee, betonte, dass die „Schattenflotte“ von der Liberalität des internationalen Seerechts sowie von der relativen Intransparenz des weltweiten Seeverkehrs profitiere. Es handle sich dabei vor allem um mittelgroße Tanker, häufig älteren Baujahrs, die erst kürzlich von schwer identifizierbaren Betreibern erworben worden seien und oftmals „nicht die Mindestsicherheitsstandards erfüllen. Wir haben angesichts dieses Problems auch Zweifel an der Robustheit der Versicherungspolice“.
Russlands „Schattenflotte“ sorgt vor allem in der Ostsee für immer mehr Unruhe (Symbolbild). © IMAGO / Funke Foto ServicesSicherheitsrisiken durch Russlands Schattenflotte: Keine ausreichende Versicherung
Der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur soll die Gesamtzahl der Schiffe der russischen Geisterflotte auf nur rund 500 geschätzt haben, schreibt Le Parisien. Greenpeace hatte zuletzt die Flotte auf rund 200 Schiffe geschätzt. Viele davon in marodem Zustand und ohne ausreichende Versicherung. Beobachter warnen daher nicht nur vor Sicherheitsrisiken, sondern auch vor drohenden Umweltkatastrophen durch mögliche Havarien dieser Tanker, berichtete die Deutsche Presse-Agentur.
Im Zuge der 18. Sanktionsrunde, die von der Europäischen Kommission vorgeschlagen wurde, plant die EU, ihre Liste jener Schiffe zu erweitern, die Russland für seine Öltransporte nutzt. Konkret sollen 77 Schiffe hinzukommen. Damit würde die Zahl der erfassten Schiffe von derzeit 342 auf über 400 steigen.
Deutschland und Schweden kontrollieren: Druck gegen russische „Schattenflotte“
Deutschland und Schweden haben jetzt neue Maßnahmen gegen die russische „Schattenflotte“ ergriffen. Deutsche Behörden wollen in der Ostsee Tanker mit unzureichenden Versicherungen verstärkt in den Blick nehmen. Seit dem 1. Juli würden Tanker-Besatzungen nach ihrem Versicherungsschutz gegen Ölverschmutzungsschäden gefragt, teilten das Bundesverkehrsministerium und das Auswärtige Amt mit. Gleichzeitig mit Deutschland starte auch Schweden die Abfrage. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur.
Falls bei der Überprüfung Auffälligkeiten auftauchen, könne es zu einer europaweiten Beobachtung, Maßnahmen durch den Flaggenstaat und gegebenenfalls zur Aufnahme in die Liste sanktionierter Schiffe führen. „Je vollständiger das Bild, desto eher können wir gemeinsam mit unseren Partnerländern im Ostseeraum Maßnahmen bis hin zur Sanktionslistung der Schiffe ergreifen“, begründete Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) das Vorgehen. Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) ergänzte: „Wir erhöhen den Druck auf die russische Schattenflotte und schützen den Lebensraum Ostsee.“ (lw)