Interior-Geheimtipp: 5 Trends aus der Designmetropole Antwerpen
In der Lobby des Hotels Botanic Sanctuary in Antwerpen trifft echt auf unecht: Gigantische Papier-Blüten von Mio Gallery schweben über den lebendigen Palmen und Bäumen.
© ADW official
Alle lieben skandinavisches und italienisches Design – doch Europa hat in Einrichtungsfragen noch mehr zu bieten. In Belgien etwa haben Gestalter:innen einen lässig-verspielten Stil für sich entdeckt, den es auf der diesjährigen Antwerp Design Week aufzuspüren gab. Prächtige Blüten, cooler Chrom und weitere Trends, die uns jetzt inspirieren.
„Your design surprise in pocket size“ – unter diesem Motto fand in diesem Jahr Anfang Juni zum dritten Mal die Antwerp Design Week statt. Über die lebendige Stadt verteilt gab es in fünf Distrikten 80 belgische und internationale Design Brands, junge Kreative, Design Talks und vieles mehr zu entdecken – Inspiration für Interior-Profis, aber auch für Hobby-Design-Liebhaber:innen. Wir haben uns in der belgischen Metropole umgeschaut und fünf Trend-Entdeckungen mitgebracht.
1. Täuschend echt: Kunstblumen und-pflanzen
Bei vielen musste man erst auf Tuchfühlung gehen, um sicher zu sein, ob man nun eine lebendige oder artifizielle Blume vor Augen hat. Bunte, kunstvolle Arrangements mit unechten Blumen tauchten an Café-Fassaden im Stadtbild auf, Sträuße oder üppige Zimmerpflanzen zierten Restaurants und ganze Ausstellungsflächen auf der Design Week.
Die belgische Firma Pure by Jasaco dekorierte den gesamten Ausstellungsbereich der Marke Morpho mit dschungelartigen Pflanzen.
© PURE by Jasaco
Ist doch alles Plastik? Ganz und gar nicht, viele der Kunstblüten sind mittlerweile aus Seide oder anderen feinen Stoffen gefertigt. Ob echt oder unecht, mag Geschmackssache sein – einige Vorteile liegen aber auf der Hand: Kunstblumen benötigen keine Pflege (Blütenstaub und vertrocknete Blätter sucht man vergeblich), siee sind allergikerfreundlich und sie brauchen vor allem kein Licht, weshalb sie sich auch in dunklen Fluren oder Badezimmern ohne Fenster anbieten.
© PURE by Jasaco
Hochwertig gefertigt und stilvoll inszeniert wirken die künstlichen Kandidaten längst nicht mehr kitschig – auch hier zeigte sich in Antwerpen das belgische Gespür für Ästhetik und Atmosphäre. Tipp: In Deutschland sind hochwertige Kunstblumen zum Beispiel von Silk-ka und Salu Home über www.saluhome.comoder von Colours & Green über www.garten-von-ehren.de erhältlich.
Blumenbande am Restaurant „Garden of Flavours“ in der Lange Koepoortstraat im Zentrum von Antwerpen
© Isabel Liebmann
Nicht zu übersehen war die Fülle an Pflanzen im Showroom von Morpho, einer Highend Brand, mit der die Macher des großen Musikfestival „Tomorrowland“ ins Möbelgeschäft eingestiegen sind. Die botanischen Elemente passen gut zu den für die Marke typischen modernen Jugendstilelementen.
© Pilar Shoots
2. Glanzleistung: Die Coolness von Aluminium und Chrom
Wie der Silberlook Messing und Kupfer ablöst, ist schon länger zu beobachten – und der Chromtrend geht munter weiter. Schon auf der Mailänder Möbelmesse im April blitzte und funkelte es. Auch in Antwerpen waren silberfarbene Möbel und Accessoires allgegenwärtig. Der kühle Look von Aluminium und Chrom, mal in komplett matt, mal in glänzend, bildete hier einen spannenden Kontrast zur belgischen Gemütlichkeit mit viel Textil, gepolsterten Sitzbänken und warmen Farben.
Auch Gastro-Hotspots wie der jüngst eröffnete Tap Out Burger Imbiss oder das neue Polly Café spielen mit dem coolen Material. Möbelneuheiten von Valerie_Objects oder dem Berliner Label Anobjct, die in Antwerpen gezeigt wurden, reihen sich in den Trend ein.
Die belgische Firma Valerie Objects, gegründet vom Serax-CEO Axel Van Den Bossche und der Galeristin Veerle Wenes, feiert aktuell ihr 10-jähriges Jubiläum mit neuen Editionen: Der „Solo Chair“ etwa kommt als wetterfeste Outdoorvariante in rostfreiem Stahl auf den Markt, entworfen von Haus-und Hof-Designerduo Muller van Severen.
© Valerie_Objects
Ebenfalls aus der Feder von Fien Muller und Hannes Van Severen stammen die Lichtikonen „Hanging Lamp N°3“ und „N°5“ (auf dem Bild) – auch diese erstrahlen neu in verchromtem Stahl.
© Valerie_Objects
Berliner in Belgien: Beim Label Anobjct von Till Helmbold und der bekannten Schmuckdesignerin Sabrina Dehoff schillern Regale und Hocker aus Stahl wie Schmuckstücke im Raum.
© Anobjct
3. Ursprünglich: Formen und Oberflächen aus der Natur
Ein weiterer Trend bei den in Antwerpen gezeigten Designs: Reliefs, die an Baumrinde erinnern oder die Ästhetik von Stamm-Querschnitte aufgreifen. Bei Serax und Ethnicraft etwa waren Entwürfe zu sehen, die grobe rustikale Strukturen nachahmen, Leuchten von Atelier Pierre weckten Assoziationen mit der Maserung von Jahresringen bei Bäumen. Bei diesem taktilen Trend ist die Natur Formgeber und bewirkt eine Rückbesinnung auf das Natürliche.
Bei der neuen Wandleuchte „Oak“, entworfen von Modedesigner Filip Arickx für Serax, scheint das Glas wie in einen Baumstamm gegossen zu sein.
© Isabel Liebmann
Die Oberfläche von Tisch „Blend“ von Ethnicraft wird aus Mineralmaterial – genauer gesagt aus Mineralpulvern, Wasser, Erde, natürlichen Farbpigmenten und Metallpulvern – hergestellt, um diese einzigartige Struktur zu kreieren. Die entstandene Struktur erinnert an den Querschnitt eines Baumstammes.
© Ethnicraft
Eigentlich ist Leuchte „Fondant“ von Atelier Pierre vom schokoladigen, sogenannten „Melo Cake“ inspiriert – die Ähnlichkeit mit Jahresringen eines Baumes ist aber nicht von der Hand zu weisen. Die Leuchte war während der Designweek an vielen Stellen in Antwerpen präsent. Sie ist per Tap dimmbar und macht wohlig warmes Licht – mit einem passendem Holzbrett wird das Ensemble zum eleganten, beleuchteten Snack-Tablett.
© Atelier Pierre
4. Was für ein Textakel: In Stoff gekleidete Möbel
Weiche Schale, harter Kern: Umwoben von Textil verschwinden Möbelelemente wie Armlehnen oder Gestelle aus Metall und Holz unter soften Bezügen. Bei der belgischen Outdoor-Marke Royal Botania sind Gartenstühle jetzt in Textilschläuche gehüllt, bei Scapa Home wird das gesamte Schaukelgestell eines Sessels zur Plüsch-Parade.
Arm- und Rückenlehne von „Archy 55 Chair“ von Royal Botania sind mit textilen Details veredelt. Zur Auswahl stehen vier verschiedene Farben.
© Royal Botanica
Der „Dome Chair“ von Evolution 21 ist von ionischen Säulen des Antiken Griechenlands inspiriert. Anders als die steinernen Vorfahren ist das Holzgestell aber mit weichen Polsterelementen eingefasst.
© ADW official
Bouclé all over findet sich bei Scapa Homes Sessel „Dakota“. Das Gestell des Schaukelstuhls ist nicht in Holz belassen, sondern komplett mit Polsterstoff ummantelt. Ein echter Softie!
© Scapa Home
5. XXXXL: Keramik in Übergröße
In die Pötte kommen Bäume, Palmen, Büsche … und zwar in sehr, sehr große. Ob aus Beton, Ton oder Holz – manche Übertöpfe sind so riesig, dass man sich darin verstecken könnte. Die XL-Abteilung scheint eine gut angenommene Nische, vor allem im Luxus-Segment, zu sein.
Das Familienunternehmen Ateliervierkant wurde 1992 vom Pflanzenzüchter Willy Janssens und seiner Frau Annette gegründet. Willy fand keine Terrakottatöpfe nach seinem Geschmack und entwarf daraufhin selbst einen einfachen quadratischen. Die teils mannshohen Keramik-Stücke verbinden Natur und Architektur. Sie werden in Belgien entworfen und dort mit Ton handgefertigt. Hier zu sehen sind die neuen Serien „Kalis“ und „Iris“.
© Cafeine
Die belgische Brand Domani, die seit 2024 einer neuen Luxus-Outdoor-Gruppe mit Tribù angehört, lässt in Ungarn High-Quality-Töpfe herstellen – mit Ton aus Deutschland.
© Domani
Die Antwerpen Design Week fand vom 1. bis 5. Juni 2025 in der belgischen Hafenstadt statt. Weitere Infos zur Messe finden Sie unter www.adw.life.
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