„Die evolutionäre Mutation in FasL könnte zu der größeren Gehirngröße des Menschen beigetragen haben“, erklärt Seniorautor Jogender Tushir-Singh. „Im Zusammenhang mit Krebs war dies jedoch ein ungünstiger Kompromiss, da die Mutation bestimmten Tumoren die Möglichkeit gibt, Teile unseres Immunsystems zu deaktivieren.“

Schimpanse schlägt Mensch

Die Bedeutung der Mutation erschließt sich aber erst, wenn man die Funktion von FasL im Immunsystem näher betrachtet. Denn FasL spielt eine zentrale Rolle in der körpereigenen Abwehr, insbesondere bei der Bekämpfung von Krebszellen. Es sitzt auf der Oberfläche aktivierter T-Zellen und fungiert dort als eine Art „Todeskommando“. Trifft es auf eine Zelle mit passendem Rezeptor, löst es bei ihr ein Programm zum gezielten Zelltod aus. Auf diese Weise können Immunzellen entartete Zellen effektiv ausschalten.

Doch das menschliche FasL hat im Vergleich zu dem von Schimpansen eine entscheidende Schwachstelle: Es bietet eine Ansatzstelle für das Enzym Plasmin, das in vielen soliden Tumoren vorkommt – darunter bei Eierstockkrebs, Darmkrebs und bei bestimmten Brustkrebsarten. Plasmin kann das menschliche FasL-Protein regelrecht lahmlegen, indem es dieses zerschneidet und damit dessen Fähigkeit blockiert, Krebszellen in den programmierten Zelltod zu schicken. Schimpansen sind von diesem Problem nicht betroffen: Ihr FasL bleibt stabil – und behält auch im Tumormilieu seine Funktion bei.

Ein Schlüssel zu besseren Therapien?

Interessanterweise erklärt dieser Mechanismus auch, weshalb moderne Immuntherapien bislang vor allem bei Blutkrebs erfolgreich sind, bei soliden Tumoren jedoch oft scheitern. Denn bei Blutkrebs spielt Plasmin in der Tumorumgebung kaum eine Rolle – das FasL der Immunzellen bleibt daher intakt. Damit Immuntherapien auch bei soliden Tumoren wirken können, braucht es somit Strategien, um FasL vor der zerstörerischen Wirkung von Plasmin zu bewahren.

Genau das ist Wamba und seinen Kollegen gelungen, indem sie die Wirkung des Enzyms gezielt blockierten beziehungsweise FasL mit speziell entwickelten Antikörpern vor der enzymatischen Spaltung durch Plasmin schützten. Beides verstärkte im Experiment die krebszerstörende Wirkung der Immunzellen deutlich und könnte in der Praxis die Chancen auf einen Therapieerfolg erheblich steigern.

„Dies ist ein wichtiger Schritt zur Personalisierung und Verbesserung der Immuntherapie für Plasmin-positive Krebsarten, die bisher schwer zu behandeln waren“, betont Tushir-Singh. (Nature Communications, 2025; doi: 10.1038/s41467-025-60990-0)

Quelle: University of California – Davis Health







7. Juli 2025

– Anna Manz