US-Präsident Donald Trump verschiebt die Frist der bislang für diesen Mittwoch (9. Juli) angepeilten Zölle auf den 1. August. Ein entsprechendes Dekret unterschrieb er am Montag. Importaufschläge sollten nun bis dahin zunächst vom Tisch sein – allerdings sind noch viele Details offen, unter anderem, wie die EU und die USA künftig Handel miteinander betreiben wollen.
Denn auch für die Europäische Union wäre die Frist am Mittwoch abgelaufen. Schon länger verhandelt sie mit den Vereinigten Staaten im Zollstreit – der Ausgang ist offen. Was genau die neue Frist für die EU bedeutet, war zunächst unklar.
EU setzt auf Grundsatzvereinbarung mit den USA
Die EU setzte auf eine Grundsatzvereinbarung zum Zollstreit mit den USA. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe am Sonntag mit US-Präsident Trump zum aktuellen Verhandlungsstand telefoniert, sagte ein Sprecher in Brüssel. Man sei am „Anfang der Schlussphase“, hieß es am Montagmittag. Zu Details des Gesprächs wollte der Sprecher keine Angaben machen.
In Berlin sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius, es werde „eine Lösung gesucht“. „Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen“, fuhr er fort. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sei „in engster Abstimmung mit den europäischen Partnern, mit der Kommission“.
Erste Briefe mit neuen Forderungen von Trump sind raus
Nach Angaben des Weißen Hauses sollten zunächst zwölf Staaten Briefe mit neuen Zollbestimmungen erhalten, die auf Trumps Kurznachrichtendienst Truth Social veröffentlicht würden. Ihnen würden weitere folgen. Bislang sind 14 solcher Briefe veröffentlicht, darunter an zwei europäisches Länder, die nicht EU-Mitglied sind.
Offenbar sind die in den Briefen genannten Zollsätze nicht das letzte Wort von Trump. In den nahezu gleichlautenden Briefen schreibt der US-Präsident, dass die höheren Zölle bei Zugeständnissen im Handelsstreit „vielleicht“ noch abgewendet werden könnten. Nach Angaben seiner Sprecherin Karoline Leavitt würden die Zölle entweder am 1. August fällig „oder es werden Deals gemacht und diese Länder verhandeln weiterhin mit den Vereinigten Staaten“. Die einzelnen Ankündigungen Trumps:
New Yorker Börse reagiert mit Verlusten auf Trumps Zoll-Ankündigungen
Die angekündigten US-Zölle unter anderem gegen Japan und Südkorea drückten die wichtigsten Indizes an der New Yorker Wall Street am Montag ins Minus. Der Dow Jones, der S&P500 und der technologieorientierte Nasdaq gaben jeweils um bis zu 0,9 Prozent ab. Am Devisenmarkt legte der Dollar zu. Der Euro fiel im Gegenzug um 0,6 Prozent auf 1,1711 Dollar. Vor allem die in den USA notierten Aktien asiatischer Konzerne litten unter den Zollankündigungen. Die Papiere von Toyota Motor und Honda Motor fielen um vier beziehungsweise 3,9 Prozent. Die US-Aktien von SK Telecom aus Südkorea gaben um 7,7 Prozent nach.
„Das kommt nicht völlig überraschend, und es bleibt noch bis zum 1. August Zeit, eine Einigung zu erzielen“, sagte Michael O’Rourke, Chef-Marktstratege bei JonesTrading, zu den Zöllen gegen Japan und Südkorea. Dies seien eher Gewinnmitnahmen, als dass die Anleger wirklich besorgt wären. Wäre der Markt wirklich verängstigt, stünden die Kurse deutlich tiefer. Der Analyst Steve Sosnick von der Onlineplattform Interactive Brokers sagte, die Verluste seien nicht noch größer, weil viele Börsenmakler Trumps neue Zollankündigungen für Verhandlungstaktik hielten.
Trump hatte im April angekündigte Strafzölle nach Börseneinbrüchen zurückgenommen
Der US-Präsident hatte den Zollstreit mit zahlreichen Handelspartnern Anfang April entfacht. Trump kündigte zunächst hohe Importaufschläge für zahlreiche Länder an, senkte diese nach heftigen Reaktionen an den Finanzmärkten aber auf einen Basissatz von zehn Prozent ab. Zugleich verkündete Trump eine 90-tägige „Pause“ für Verhandlungen, die nun eigentlich auslaufen sollte.
Kommen jetzt schnell viele Deals?
US-Finanzminister Scott Bessent sagte im Sender CNN, er erwarte infolge der Briefe schnell viele Deals. Er sprach zudem von ungefähr 100 Briefen an kleine Länder, mit denen die USA keinen großen Handel treiben. „Die Länder bekommen einen Brief, der besagt: Wenn wir keine Vereinbarung erreicht haben, fallt ihr auf das Niveau vom 2. April zurück.“ An dem Tag hatte Trump sein weitreichendes Zollpaket angekündigt.