Leipzig hat die kulturelle Projektförderung eingefroren. Das bestätigte die Stadt auf Anfrage von MDR KULTUR. Zuvor hatte die Leipziger Volkszeitung berichtet. Hintergrund ist demnach, dass die Landesdirektion dem geplanten Leipziger Haushalt noch nicht zugestimmt hat.
Man habe daher in der vergangenen Woche die „haushälterischen Beschränkungen“ verschärfen müssen. Bis zur Haushaltsgenehmigung könnten keine Projektmittel mehr ausgezahlt werden, hieß es von Seiten der Stadt, mindestens bis September sei dies der Fall.
Hörspielsommer fehlt ein Drittel seiner Finanzen
Betroffen sind mehr als 200 Projekte, für die für 2025 vom Leipziger Kulturamt eine Projektförderung zugesagt worden war. Darunter ist auch der Hörspielsommer, der in dieser Woche startet. Man habe zwar über eine Absage nachgedacht, erklärte Festivalleiterin Katharina Gloe MDR KULTUR, diese sei jedoch zu teuer.
Laut Gloe fehlt ein hoher fünfstelliger Betrag, der einem Drittel des gesamten Budgets des Hörspielsommers entspricht. Es herrsche große Unsicherheit, man sei nicht mehr liquide, berichtet Gloe. Das Festival sei, wie bereits im letzten Jahr, um die Hälfte gekürzt. Man habe versucht, Sponsoring voranzutreiben und wolle während des Festivals Spenden sammeln.
Wir sind darauf angewiesen, dass möglichst viele Menschen dieses Jahr kommen – und uns auch möglichst viel spenden.
Katharina Gloe vom Leipziger Hörspielsommer
Die Sperre bedeutet konkret, dass die betroffenen Initiativen die Förderbeträge nicht abrufen können und keine Planungssicherheit haben. Auch bereits stattgefundene Projekte könnten finanzielle Schwierigkeiten bekommen. So erfolgte die Förderungszusage Anfang des Jahres durch die Stadt „unter Vorbehalt der Rückzahlung bei Nichtgenehmigung des Haushaltsplanes durch die Landesdirektion Sachsen.“
Seanaps Festival abgesagt
Hart treffen die eingefrorenen Finanzmittel das Seanaps Festival. Das experimentelle Musik- und Klangkunst-Festival mit Konzertperformances, Workshops und Ausstellung wird in diesem Jahr nicht wie geplant stattfinden.
Wie die künstlerische Leiterin des Festivals Amelie Neumann MDR KULTUR berichtete, habe man Anfang des Jahres nach der Förderzusage durch die Stadt Leipzig mit der Planung begonnen und parallel auf einen positiven Bescheid durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gewartet. Vergangene Woche sei jedoch kurz nach der Information über die Leipziger Haushaltssperre die Absage der Kulturstiftung gekommen.
Aufgrund dieser Entwicklung sehen wir uns gezwungen zum ersten Mal seit neun Jahren das Festival abzusagen.
Amelie Neumann, Seanaps Festival
In Gesprächen mit dem Kulturamt sei man auf eine Härtefallregelung hingewiesen worden, nach der Projektträger auf eigenes Risiko weitere Mittel anfordern könnten, Investitionen in dieser Größenordnung seien für freischaffende Kulturschaffende jedoch nicht möglich. Das Festival sollte eigentlich im Herbst stattfinden. Amelie Neumann hofft, dass eine kleinere Version Ende des Jahres realisiert werden kann.
Kultureinrichtungen wie das Lofft-Theater bangen um Projekte
Unberührt von den Maßnahmen ist nach Angaben der Stadt die institutionelle Förderung durch das Kulturamt. Die 50 institutionell geförderten Träger erhalten nach Angaben der Stadt weiterhin Abschlagszahlungen.
Das Lofft-Theater teilte auf Anfrage von MDR KULTUR allerdings mit, dass auch Projekte des Theaters im Herbst betroffen seien: „Unsere Künstler*innen sind aktuell sehr verunsichert, wie sie die Projekte überhaupt noch realisieren sollen, wo sie jetzt schon teilweise in Vorleistung gegangen sind, und nun unklar ist, ob und wann sie Förderungen ausbezahlt bekommen.“ In dieser indirekten Form betroffen sind nach Recherchen von MDR KULTUR auch andere Kultureinrichtungen.
Gespräche über Härtefall-Zahlungen laufen
Es hätten sich bereits viele Träger an das Kulturamt gewendet, um zu klären, wie die nächsten Schritte aussehen könnten. Es liefen derzeit zahlreiche Gespräche, bei denen erörtert werden soll, wie im Einzelfall Abhilfe geschaffen werden könne. „Um es aber klar zu sagen: Die Haushaltssituation lässt derzeit keinen Regelförderbetrieb, wie wir ihn aus guten Zeiten gewohnt sind, zu“, hieß es von der Stadt Leipzig.
Eine Anfrage von MDR KULTUR, wann Leipzig mit einer Genehmigung des Haushaltsplanes durch die Landesdirektion rechne, beantwortete die Stadt mit den Worten: Die Prüfung der Haushaltsunterlagen der Stadt Leipzig gestalte sich aufgrund der finanziellen Herausforderungen „äußerst anspruchsvoll“.
Oberstes Ziel sei es, einen genehmigungsfähigen Doppelhaushalt für die Jahre 2025 und 2026 zu erreichen. „Wir sind uns der Bedeutung eines tragfähigen Haushaltsplans für die zukünftige Entwicklung unserer Stadt bewusst und setzen alles daran, die erforderlichen Voraussetzungen zu erfüllen“, teilte die Stadt Leipzig mit.
Quellen: MDR KULTUR; redaktionelle Bearbeitung: hro