- Auf dem Gelände des ehemaligen KZ Buchenwald finden sich noch Spuren menschlicher Zivilisation.
- Die Fotos von Christian Rothe dokumentieren, wie der Wald das einstige Grauen überwuchert.
- Den Bildband ergänzen literarische Passagen von Überlebenden wie Imre Kertész, Jorge Semprún oder Bruno Apitz.
Der Wald auf dem Ettersberg, er kommt einem romantischen Idyll recht nah: Hier wurden nie in großem Stile Fichten angepflanzt, stattdessen wachsen Birken, Buchen und Büsche vergleichsweise wild durcheinander. Doch wer genauer hinsieht, merkt, dass die meisten Bäume noch jung sind.
Außerdem gibt es hier immer wieder Spuren menschlicher Zivilisation mitten im Dickicht. Aus einem Laubhaufen lugt plötzlich ein eingefallenes Ziegeldach hervor. Auf einer kleinen Lichtung führt eine Steintreppe ins Nirgendwo. In einem früheren Kellergemäuer ist ein kleiner Teich mit Seerosen entstanden.
Natur kehrt zurück in das ehemalige KZ Buchenwald
Genau diese Spuren sind es, die den Fotografen Christian Rothe fast zehn Jahre lang immer wieder hierher geführt haben: „Es ist ja ein Menschenleben, was in etwa 80 Jahren vergangen ist. Und es ist einfach Gras drüber gewachsen sagt man, bzw. in diesem Fall ist eben Wald drüber gewachsen.“
Reste von alten Sanitäranlagen, Lampenmasten oder Unterkellerungen finden sich überall in der Umgebung. Sie machen deutlich, dass das Konzentrationslager einst sehr viel größer war als das Gelände der heutigen Gedenkstätte. Es überzog den gesamten Ettersberg kilometerweit mit Fabriken, einer SS-Wohnsiedlung, einem Zoo und vielen weiteren Punkten.
Es ist einfach Gras drüber gewachsen.
Fotograf Christian Rothe über das Gelände des ehemaligen KZ Buchenwald
Christian Rothe hat diese von der Natur mittlerweile überformte Welt in Schwarz-Weiß fotografiert. Die Bilder wirken zeitlos und nüchtern, sie sind mit der Großbildkamera sorgfältig komponiert, heischen wenig nach Aufmerksamkeit.
Er habe lange gebraucht, sagt Rothe, um diesen Stil zu finden. Das Thema bedürfe einer präzisen Auseinandersetzung, man komme nicht umher, einzutauchen: „Man kann da jetzt nicht in zwei Tagen flapsig 20 Fotos machen und sagen: Ich hab das jetzt mal hier fotografiert.“