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Der Handelspakt zwischen den USA und Vietnam macht deutlich: Trump agiert nicht mehr nur innerhalb des eigenen Landes, um China zu verdrängen.
Er schreibt die Spielregeln neu: US-Präsident Donald Trump hat eine neue Taktik im Handelsstreit mit China. Belohnt werden zukünftig die Länder, die den Handel mit China zurückfahren. Auf Trumps Gegenzoll-Liste, die das Weiße Haus im April veröffentlichte, gehörte Vietnam zu den drei Ländern, denen über 45-Prozent-Zölle angekündigt wurden. Doch damit ruderte der US-Präsident am Mittwoch zurück und verkündete ein vorläufiges Handelsabkommen.
Trump straft Länder mit höheren Zöllen ab, wenn sie Handel mit China betreiben
In einem Statement, das Trump am Mittwoch, 2. Juli, auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social teilte, schreibt der Präsident: „Es ist mir eine große Ehre zu verkünden, dass wir ein Handelsabkommen mit Vietnam abgeschlossen haben. Die Bedingungen sind, dass Vietnam den Vereinigten Staaten einen Zoll von 20 Prozent auf alle Güter zahlen wird, die in unser Gebiet gesendet werden.“ Vorausgesetzt, bei den Waren handelt es sich nicht um Umschlagswaren aus Drittstaaten, dann liegt die Zollgebühr bei 40 Prozent. „Als Gegenleistung wird Vietnam etwas tun, das sie vorher nie gemacht haben und den USA kompletten Zugang zu ihrem Handelsmarkt geben“, schreibt Trump. Das bedeutet, US-amerikanische Produkte können ohne Zollzuschlag in Vietnam verkauft werden.
Mit der Bedingung, dass es sich bei den Gütern nicht um Umschlagswaren handelt, zielt Trump auf China ab. Denn China wiederum nutzt Handelsabkommen mit benachbarten Nationen, um die US-Zölle zu umgehen. Als Umschlagswaren und Transshipments gelten Güter, die etwa aus China an vietnamesischen Häfen ankommen und auf neue Schiffe umgeladen werden. Wie genau die USA die Details prüfen wird, wurde noch nicht weiter erläutert. Bis jetzt wurden noch keine Informationen veröffentlicht, die zum Beispiel festlegen, ob Produkte, die chinesische Teile beinhalten, ebenfalls betroffen sind.
Sollten Lieferketten ebenfalls unter das Handelsabkommen fallen, könnten nicht nur asiatische Unternehmen betroffen sein, sondern etwa auch US-amerikanische Unternehmen wie Nike, die in Vietnam produzieren, aber etwa Stoffe aus China beziehen. Betroffene Unternehmen könnten mit dem neuen Handeslabkommen nach neuen Standorten außerhalb von Vietnam schauen.
China hatte in der Vergangenheit Produkte über Vietnam aber auch Mexiko exportiert
Ob Trump eine ähnliche Taktik bei Handelsabkommen mit weiteren Ländern nutzt? „Durchaus denkbar“, sagt Jürgen Matthes vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Er ist Experte für internationale Wirtschaftspolitik. „Es sollte China Sorgen machen. Denn schon nach Trumps erster Amtszeit, als er bereits auf viele chinesische Produkte Strafzölle erhoben hat, hat China darauf mit einer Umlenkung seiner Exporte über Länder wie Vietnam reagiert. Das gilt auch Mexiko und andere asiatische Länder“, erklärt der Experte.
Auf die leichte Schulter sollte auch eine Handelsgroßmacht wie China solche politischen Spielzüge nicht nehmen: „Wenn Trump hier stärker die offenen Flanken der USA schließt, wird das am Ende der chinesischen Wirtschaft und auch den chinesischen Unternehmen in diesen Ländern schaden.“