Eine Messe in der Überwasserkirche, Festakt im Priesterseminar, Symposium in der Bistumsakademie: Nach Kritik äußert sich die Diözese.

 

Angesichts der anstehenden Verleihung des Josef-Pieper-Preises an den umstrittenen US-Bischof Robert Barron in Münster und der Kritik daran betont das Bistum Münster Meinungsvielfalt, Pluralität und Vielfalt in der katholischen Kirche. In den vergangenen Monaten fiel der Bischof immer wieder durch seine Nähe zum US-Präsidenten Donald Trump auf. Unter anderem ist er seit Mai Mitglied in dessen Kommission zur „Religionsfreiheit“.

Der Preis soll am 27. Juli von der Josef-Pieper-Stiftung im Priesterseminar Borromaeum verliehen werden. Die Laudatio hält der Passauer Bischof Stefan Oster. Zuvor ist ein gemeinsames Pontifikalamt mit Barron in der Münsteraner Überwasserkirche geplant. Tags zuvor findet ein Symposion in Münsters Bistumsakademie Franz-Hitze-Haus statt. Kritik an der Preisverleihung kam unter anderem aus der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster sowie vom Diözesankomitee und dem Bund der Deutschen katholischen Jugend im Bistum Münster.

„Unterschiedliche Wege der Verkündigung“

Auf Anfrage von Kirche+Leben betont das Bistum in einer Stellungnahme, die Preisverleihung sei eine „in völliger Unabhängigkeit von der Josef-Pieper-Stiftung getroffene Entscheidung“. Barron erhalte die Auszeichnung nach Angaben der Stiftung dafür, dass er – so die Stiftung – „wie kaum ein anderer die modernen Medien zur Unterstützung der christlichen Verkündigung nutzt“. 

Das Bistum erklärt dazu, ebenfalls die sozialen Netzwerke und moderne Medien zu nutzen. Die katholische Kirche zeichne sich dadurch aus, „dass sehr unterschiedliche Wege der Glaubensweitergabe und Verkündigung ihre Berechtigung haben können“.

Bistum Münster: Vielfalt zulassen

Das Bistum Münster versuche dabei, Themen anzusprechen, „die für die Lebens- und Glaubenswirklichkeit junger Menschen von besonderer Relevanz sind“. Die Stellungnahme weist dazu auf die diözesane Kampagne „Lebe Freiheit“ hin, die demokratische Prinzipien und Errungenschaften in den Mittelpunkt stellt. Dabei gehe es nicht einfach um politische Positionierung. Die Kampagne wie auch Evangelisierung und Verkündigung seien vielmehr geprägt von der Überzeugung des zweiten Korintherbriefs: „Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“. Die Kampagne lade ausgehend vom christlichen Menschenbild dazu ein, sich „gegen politische Tendenzen zu wenden, die Menschen ausgrenzen wegen deren Herkunft, Religion, Hautfarbe, geschlechtlichen Orientierung oder sexuellen Identität“.

Vielfalt und Meinungsvielfalt zuzulassen, seien ein „hohes Gut“ sowohl der Demokratie als auch der katholischen Kirche, wie auch „die synodalen Bewegungen“ deutlich gemacht hätten. Die Bistumsakademie Franz-Hitze-Haus etwa sei ein „Ort der Pluralität, der Diskussion und auch des konstruktiven Streits“: „Sie bietet einen Raum, in dem die Breite der Positionen, die in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft und innerhalb eines weiten Spektrums von Katholizität und Christentum eingenommen werden, formulierbar sind – und auch aufeinandertreffen“.