Negative Schlagzeilen zuhauf begleiten derzeit die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. In der Kritik stehen die Museen wegen ihres Umgangs mit NS-Raubkunst, Provenienzforschung und Restitutionspraxis, über die die Süddeutsche Zeitung seit Wochen berichtet. Zudem wurden in den vergangenen Tagen Vorwürfe wegen sexueller Belästigungen, rechtswidriger Überwachung und möglicher weiterer Verfehlungen laut. Zwar wurden die Vorwürfe nicht im Einzelnen bestätigt, aber entsprechende Berichte, vor allem im Deutschlandfunk, auch nicht dementiert.

In einer Hau-Ruck-Aktion enthob Bayerns Kunstminister Markus Blume den Generaldirektor der Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz, seines Postens. Den Job übertrug er interimistisch dem bisherigen Kulturreferenten Münchens, Anton Biebl, der vom Freistaat vor Monaten als Change-Manager für die Museumsoffensive angeworben worden war.

Anton Biebl im Porträt

:Der neue Mann an der Spitze der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

Der bisherige Münchner Kulturreferent Anton Biebl wird nicht nur die Museumsinitiative des Freistaats leiten. Nun ist er auch Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Eine enorme Herausforderung angesichts neuer schwerer Vorwürfe.

Während es also vor und hinter den Kulissen kracht, was das Zeug hält, versuchen die Museen den Alltag aufrechtzuerhalten und ihre Ausstellungsstrategien fortzusetzen. Keine leichte Aufgabe, wenn ein solches Tohuwabohu herrscht. So war die Eröffnung der Ausstellung „4 Museen – 1 Moderne“ in der Pinakothek der Moderne vor einigen Tagen auch überschattet von Gesprächen zu dem Thema: „Was ist da los bei den Staatsgemäldesammlungen?“

Dabei hätte es Anlass zur Freude gegeben: Nicht nur, dass „Die Neue Sammlung“, die das Designmuseum in der Pinakothek der Moderne verkörpert, in diesem Jahr 100 Jahre alt wird und die Ausstellung den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Präsentationen darstellt, mit der die Sammlung dieses Jubiläum feiern wird. Auch schafften es die vier Museen unter dem Dach der Pinakothek der Moderne erstmals auch, wie es sich unter Freunden gehört, eine gemeinsame Schau aller vier Disziplinen zu gestalten.

Denn auch das Architekturmuseum, die Graphische Sammlung und eben die Staatsgemäldestammlungen mit ihrem Bereich der zeitgenössischen Kunst – in diesem Fall vor allem auch die Abteilung Fotografie – steuerten Exponate bei, die in Dialog zueinander treten. Zum Glück läuft die Ausstellung noch eine ganze Weile (bis 28. September 2025), sodass noch genügend Zeit bleibt, sich auf diese 4-Freunde-Schau in aller Ruhe einzulassen.

Im Museum Brandhorst dreht sich vom 10. April bis 17. August 2025 alles um die Fünf Freunde John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. (Foto: Grafik: Parat.cc)

Ebenfalls zu den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zählt das Museum Brandhorst. Hier wird vor allem Kunst ab 1960 gezeigt, die Udo und Anette Brandhorst einst privat sammelten und 1993 in eine Stiftung überführten. Aufgrund der besonderen Stiftungskonstruktion agiert das Museum relativ unabhängig. Doch das Haus wurde vom Freistaat finanziert und errichtet, und auch der Unterhalt des Museums wird vom Freistaat garantiert.

Die große Ausstellung dieses Sommers vereint das Werk von John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly unter dem Titel „Fünf Freunde“ (10. April bis 17. August 2025). Die Kooperation mit dem Museum Ludwig in Köln zeigt mehr als 180 Kunstwerke, dazu Partituren, Kostüme, Requisiten, Fotografien und Archivmaterial. Sie stellt einen Künstlerkreis vor, der gattungs- und medienübergreifend gearbeitet und Musik, Tanz und Kunst der Nachkriegszeit geprägt hat. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit feiert das Museum zudem beim „Festival Fünf Freunde“ mit Tanzaufführungen und Konzerten sowie einer Lesung im Rosensaal von Cy Twombly im Museum, außerdem einer Filmvorführung im Rahmen des Münchner Filmfests.