Fünf große Geschäftsbereiche präsentierte Perkmann am Dienstag:
- Technische Gase & Services: Der Bereich habe einen leichten Rückgang verzeichnet. Jedoch steige die Wirtschaftlichkeit, weil die Westfalen AG mehr in dezentrale Abfüllwerke investiert und dadurch teure Transportwege reduziert. Elf solcher Abfüllwerke gibt es mittlerweile europaweit.
- Mobiliät: Absatz und Umsatz seien an den Tankstellen rückläufig, doch habe der Bereich seine Erwartungen erfüllt. Es habe einige Positiveffekte gegeben, so Perkmann. So sei das Shopgeschäft gewachsen. Er verwies auf Umbauten bestehender Shops – wo dies geschehe, steige anschließend der Umsatz. „So ein Umbau hat Nachzieheffekte für beispielsweise die Auto-Wäsche, das sind Umsatz und Margenbringer.“
- Energie: Das klassische Geschäfts habe die Erwartungen „nicht erfüllt“, wie Perkmann wertete. „2024 war ein warmes Jahr, es wurde weniger Propan zum Heizen benötigt.“ Zudem hätten viele Anbieter volle Lager, das drücke den Preis zusätzlich. „Nicht so toll“ sei das Geschäft also gelaufen. Dazu beigetragen hätte auch die Unsicherheit bei Verbrauchern, wenn es um Heizungsanlagen gehe.
- Respiratory Homecare: Seit etwa fünf Jahren engagiert sich die Westfalen AG stärker im Bereich der Versorgung von Patienten mit Sauerstoff-, Schlaf- oder Beatmungstherapien. 18 Standorte gibt es in Deutschland, neun in den Niederlanden. Rund 500 Mitarbeitende zähle dieser Unternehmensbereich mittlerweile. „Wir wachsen in diesem Bereich und sind sehr zufrieden mit der Entwicklung.“
- Wasserstoff: Der Bereich, einst als Zukunftsthema identifiziert, ist aktuell eher ein Sorgenkind. Ein „Lowlight“ nannte Perkmann die jüngsten Entwicklungen. Noch immer komme der Markt nicht in Gang, trotz Investitionen in den Wasserstoffmarkt sei der Preis für grünen Wasserstoff bis zu sechsmal so hoch wie für andere Energiequellen. „Selbst mit Förderung ergibt das wirtschaftlich keinen Sinn“, so Perkmann nüchtern. „Wir wollten bis 2030 zehn Gigawatt Leistung erzeugen, sind aber heute gerade einmal bei 200 Megawatt. So werden wir unsere Ziele nicht erreichen.“ Es sei schwer, mit dem bestehenden „Framework“ Wasserstoffziele zu realisieren. Perkmann kritisierte eine „überbordende Regulatorik“. Seine klare Formulierung: „Wir müssen einen deutlich anderen Weg gehen, sonst kommt der Mark nicht in Bewegung.“ Perkmann warb dafür, durch günstigere Kosten von „grünem“ Strom die Produktion von Wasserstoff anzustoßen. „Das geht aber nur mit klaren Vorgaben des Gesetzgebers.“
Was sich im Wasserstoffmarkt zeige, sei zudem Teil eines größeren Problems in Deutschland, ordnete Perkmann an. Der deutsche Weg, auf bestehende Regeln noch immer weitere Spezialregeln zu setzen, erschwere das wirtschaftliche Handeln. Dass die Westfalen AG Elektrolyseure zur Erzeugung von Wasserstoff in Frankreich statt in Deutschland realisiere, sei Beleg dafür.
Neue Ziele für CO2-Neutralität
Intern sieht sich die Westfalen AG bereits deutlich weiter – und zwar auf dem Weg zur Klimaneutralität. Schon heute betreibe man ein zu fast 50 Prozent „potenziell emissionsfreies“ Geschäft. Auch im eigenen Haus sei es gelungen, die CO2-Emissionen von 2019 um 67 Prozent zu reduzieren. Die Fortschritte hätten dazu geführt, die eigenen Ziele anzupassen. Jetzt will die Westfalen AG bei den CO2-Emissionen bis 2030 „auf Null“ sein, wie Perkmann betonte (gemeint sind hier Scope 1 und 2, also eigene Emissionen), im Scope 3, also den indirekten Treibhausgasemissionen, die entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen, aber nicht von diesem selbst verursacht oder kontrolliert werden, sollen die Werte halbiert werden bis 2030.
Perkmann verwies aber auch auf eine veränderte Stimmung. „Wir haben Gegenwind“, formulierte er. Früher sei es nicht schnell genug gegangen, doch aktuell ginge es eher zwei, drei Schritte zurück. Die Rahmenbedingungen für ein Engagement seien derzeit „nicht ideal“.
Fairerweise, so Perkmann, müsse man anerkennen, dass die politische Lage in Deutschland derzeit alle Versuche verkompliziere. „Die Impulse der vergangenen Monate waren daher noch nicht durchschlagend.“ Perkmann warb in diesem Zusammenhang noch einmal dafür, statt immer mehr Regulatorik etwas mehr Vertrauen in die Wirtschaft zu setzen. „Mir fehlt hier manchmal das Vertrauen, dass Unternehmen etwas Richtiges tun wollen.“ Der Versuch, alles zu reglementieren, sei „lähmend“.