Dass sich das kommunale Unternehmen Eswe Versorgung die Mühe macht, einen niedlich ausschauenden Maulwurf als „Baustellen-Maskottchen“ zeichnen zu lassen, sollte die Autofahrer in Wiesbaden nicht erheitern, sondern alarmieren. Denn der putzige Maulwurf ist der Überbringer schlechter Nachrichten im Hinblick auf den ohnehin mäßigen Verkehrsfluss in der Landeshauptstadt: Eswe Versorgung wird im Zuge der kommunalen Wärmewende noch viele Jahre damit beschäftigt sein, in der Innenstadt Fernwärmeleitungen zu verlegen.

Das bedeutet nicht nur Dreck und Lärm entlang der aufgegrabenen Verkehrsachsen wie derzeit der Schwalbacher Straße, sondern vor allem zum Teil gesperrte Routen und lange Staus. Und das Chaos auf der Schwalbacher Straße gibt nur einen Vorgeschmack auf das, was den Wiesbadenern und ihren Besuchern in den nächsten Jahren blüht.

Dabei sind alle ohnehin schon vom Alltag auf den Wiesbadener Straßen genervt. Störende Pförtnerampeln, schwer verständliche Tempolimits, kaum nachvollziehbare Abbiegeverbote, die Umwidmung von Stellplätzen für andere Zwecke und immer mehr Bus- und Umweltspuren in einem unverändert großen Straßenraum: ein Vorankommen in der City ist oft nur mit viel Geduld und mit gewiefter Ortskenntnis möglich.

Zudem sind viele Autofahrer der Ansicht, dass ihnen gezielt das Fortkommen erschwert wird und dass es mit der Baustellen-Koordination in der Landeshauptstadt lange nicht so gut funktioniert, wie es das Verkehrsdezernat unter Stadtrat Kowol die Bürger glauben machen will.

Die bisherige Weigerung des Verkehrsdezernenten, die Pförtnerampel an der Berliner Straße zumindest einmal versuchsweise abzuschalten, spricht in dieser Hinsicht Bände. Ist die Furcht zu groß, dass die Praxis im Verkehrsalltag womöglich die reine Lehre der Verkehrsplaner Lügen strafen würde? Immerhin ist der Ansatz löblich, ein Maximum an Koordination aller Akteure erreichen zu wollen, die früher oder später im Untergrund Leitungen, Kanäle oder Kabel verlegen wollen.

Ein Mitspracherecht bei der Koordination und der Einrichtung der Baustellen haben die Autofahrer nicht. Aber sie dürfen sich an der Namensfindung für den Eswe-Baustellenmaulwurf beteiligen. Wie wäre es mit „Ausbremser“?

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