AboKunstmuseum Basel –
Weniger Gäste, Projekte sistiert – und noch immer kein Finanzchef
Nach dem Nachtragskredit der Wasserschaden: Der Weg aus der finanziellen Krise wird für das Kunstmuseum Basel immer länger.
Publiziert heute um 11:20 Uhr
Seit Monaten ist das Kunstmuseum Basel Gegenwart im St. Alban geschlossen. Wann es wieder öffnet, ist unklar.
Foto: Mark Niedermann (Kunstmuseum Basel)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkIn Kürze:
- Ein Wasserschaden zwingt das Kunstmuseum Basel Gegenwart zur monatelangen Schliessung.
- Die defekte Klimaanlage muss komplett ersetzt sowie neu eingestellt werden.
- Die Besucherzahlen liegen deutlich unter den budgetierten Erwartungen des Museums.
Sie ist der wohl wichtigste Event im Basler Kulturjahr – doch für das Kunstmuseum Basel zahlte sich die Art Basel dieses Jahr nicht wirklich aus. Der Grund: Ende März musste das Gebäude für Gegenwartskunst im St. Alban aufgrund eines Wasserschadens schliessen. Eine provisorische Wasserleitung, die durch die IWB wegen eines Rohrbruchs auf der Strasse vor dem Gebäude ins Haus gelegt werden musste, war geplatzt. Das berichtete SRF im Mai.
Seither sind die Räumlichkeiten geschlossen. Durch den Wasserschaden sind im Museum mehrere technischen Anlagen defekt. Wann das Haus wieder öffnet, ist bis heute unklar – frühestens aber im Oktober. «Einige Gerätschaften müssen ersetzt, neu bestellt und anschliessend eingebaut und getestet werden», sagt Karen Gerig, Sprecherin des Museums, «hier sind wir von Lieferfristen abhängig.»
Kaputt ist unter anderem die Klimaanlage – ein essenzielles Element in einem Museum, nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Kunstwerke. Bis nach der Neuinstallation und das Klima wieder so eingestellt ist, dass Kunst ins Haus einziehen kann, wird es gemäss Gerig «eine gewisse Zeit» dauern.
Besuchszahlen nach Wasserschaden tiefer als budgetiert
Für das Museum kommt der Wasserschaden zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Vergangenes Jahr musste das Haus beim Grossen Rat einen Nachtragskredit in der Höhe von rund 2,6 Millionen Franken beantragen. Seither spart das Museum, wo es kann. Direktorin Elena Filipovic hat Projekte sistiert, Investitionen verschoben, zeigt weniger Ausstellungen als in den Vorjahren und besetzt nur jene Stellen neu, die betriebsnotwendig sind.
Doch wie aus einem Bericht der Bildungs- und Kulturkommission des Grossen Rates hervorgeht, kann die Museumsleitung viele Sparmassnahmen nicht langfristig beibehalten. Diese betreffen meist Bereiche im Hintergrund, die «die Qualität nachhaltig gefährden». Die mehrmonatige Schliessung des Hauses für Gegenwartskunst generiert nun zusätzlich Druck. Welche finanziellen Auswirkungen das Ganze mit sich bringt, ist noch nicht absehbar und hängt stark davon ab, wie lange das Haus geschlossen bleibt.
Mit «When We See Us» feierte das Kunstmuseum Basel im 2024 einen Erfolg. Nun fehlen dem Haus die Besucherinnen und Besucher.
Foto: Julian Salinas (Kunstmuseum Basel)
Der Rückgang bei den Besuchszahlen ist aber bereits offensichtlich. «Sie sind tiefer, als wir erhofft und budgetiert haben», so Karen Gerig. «Wir finden es sehr bedauerlich, dass wir eines unserer drei Häuser nicht öffnen und somit weniger Gegenwartskunst zeigen können. Vor allem während der Art Basel haben wir das bemerkt.»
Nächstes Museums-Millionenprojekt ist bereits in Sicht
Die ohnehin angespannte finanzielle Situation hat bereits dazu geführt, dass Regierungspräsident Conradin Cramer einen Steuerungsausschuss installierte, der Museumsdirektorin Filipovic bis Ende 2026 begleiten sollte. Es habe sich gezeigt, dass die museumsinterne Finanzplanung und das Controlling «ungenügend» waren, so die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Grossen Rates.
Auch die Rekrutierung eines neuen Finanzchefs steht aus. Die Stelle war bereits im Februar ausgeschrieben, ist aber nach der Trennung von Ex-Finanzchef Tim Kretschmer im vergangenen September noch immer nicht besetzt. Die Rekrutierung ist laut Gerig im Gange, aber man habe sich noch nicht für eine Person entschieden.
«Hätten wir direkt mit der Suche nach einer Nachfolge begonnen, hätten wir nicht angemessen die Lehren aus den Ereignissen ziehen können.» Die Analyse und Evaluation seien für die Geschäftsleitung mit der neuen Direktorin zentral gewesen. «Wir wollten uns Zeit nehmen für eine solide Evaluation und Definition für die künftige Rolle der Leitung Verwaltung und Finanzen.»
Zur aktuellen Entwicklung der Finanzen kann das Museum aktuell keine Angaben machen. Das nächste Grossprojekt, die Sanierung des Hauptbaus am St.-Aban-Graben, ist derweil in Sicht. Die Regierung schätzte die Kosten für die Sanierung, die voraussichtlich 2029 starten und vier Jahre dauern wird, zuletzt auf 160 Millionen Franken. Der Hauptbau wird während der gesamten Renovation geschlossen sein. Ausweichen soll das Museum dann auf den Neubau und – genau – das Gebäude für Gegenwartskunst. Zum Glück dürfte der Wasserschaden bis dann behoben sein.
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EinloggenMélanie Honegger ist Redaktorin im Ressort Kultur & Gesellschaft und berichtet schwerpunktmässig über das Basler Kulturleben.Mehr Infos
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