Treue Streiter mit Einfluss?
Musk hat trojanisches Pferd in Trumps Regierung platziert

Von Roland Peters, New York
10.07.2025, 18:42 Uhr

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Mit seinem „Department of Government Efficiency“ versucht Elon Musk den US-Staatshaushalt zu schrumpfen und scheitert. Nun ist er Gegner von Präsident Trump. Seine Mitarbeiter sind weiterhin in der Regierung tätig. Wie loyal sind sie?

Aus der Bromance ist eine Schlammschlacht geworden. Elon Musk sollte Donald Trumps Wahlversprechen erfüllen, den Staat zu schrumpfen. Er war nicht erfolgreich – und zofft sich seit Wochen öffentlich mit dem Präsidenten. Einfluss auf die Regierung hat der Superreiche weiterhin über das von ihm gegründete „Department of Government Efficiency“, kurz DOGE, das Mitarbeiter in verschiedenen Behörden beschäftigt. Deren Loyalität wird nun hinter verschlossenen Türen getestet, berichtet das „Wall Street Journal“. Sie würden gefragt: Trump oder Musk?

Offenbar wollen die Republikaner vermeiden, dass sich das trojanische Pferd DOGE öffnet. Musk ist äußerst unzufrieden mit dem von Trump abgesegneten Schwenk der Republikaner, den Staatshaushalt nicht zu schrumpfen, sondern mithilfe von Neuverschuldung zu vergrößern. Musk hatte DOGE gegründet und versucht, das Haushaltsdefizit durch Einsparungen zu verringern. Gebracht hat es unterm Strich nichts. Derzeit gibt die Regierung mehr Geld aus als unter Trumps Vorgänger Joe Biden im vergangenen Jahr. Das neue Haushaltspaket treibt die Staatsschulden weiter in die Höhe.

„Interne Machtkämpfe und Paranoia“

Vorläufiger Höhepunkt der neuen Rivalität ist Musks Ankündigung, mit einer eigenen Partei, der „America Party“, bei den Kongresswahlen im kommenden Jahr anzutreten. Und wegen der politischen Ausrüstung vorrangig mit Trump und den Republikanern zu konkurrieren. Die Hürden dafür sind hoch; ob Musk sie überspringen kann, ist unklar.

„Eine kleine Gruppe von Musk-Getreuen kämpft für das Vermächtnis und den Einfluss der Behörde“, heißt es in dem Bericht des WSJ. Sie wehren sich demnach gegen Mitarbeiter des Weißen Hauses, welche die Rolle von DOGE schwächen wollen. „Interne Machtkämpfe und Paranoia“ seien die Folge. Trumps Regierung hat demnach begonnen, die Arbeit von DOGE unter die Lupe zu nehmen, auch Verträge zu kündigen oder rückgängig zu machen.

„Das ist offensichtlich mehr als verrückt“, wird eine Textnachricht des früheren DOGE-Chefs Steve Davis an einen DOGE-Mitarbeiter im „Wall Street Journal“ zitiert, in der er Anfang Juni den Streit zwischen Musk und Trump kommentiert. „Aber die Aufgabe und die Maßnahmen bleiben unverändert, bis wir zum Rücktritt gezwungen werden.“ Davis war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr für die Behörde tätig. Am 10. Juni soll Musk wichtige DOGE-Mitarbeiter persönlich ermutigt haben, ihren Kurs beizubehalten. Die Frage ist – was hat Musk davon?

Musk habe großen Einfluss auf die zurückgebliebenen Mitarbeiter, über seinen früheren DOGE-Vertreter Davis, der Anweisungen durch informelle Gespräche, schreibt die Zeitung. Davis war als Musks rechte Hand in dessen Unternehmen X, SpaceX und The Boring Company tätig. Er kommuniziere mit DOGE über Messenger und rufe bestimmte Mitarbeiter manchmal mehrmals pro Woche an.

Panik in Behörden

Musk hatte mit DOGE und seinen handverlesenen Mitarbeitern, viele davon Programmierer, mit radikalen Kürzungsplänen eine regelrechte Panik in den US-Behörden ausgelöst. Staatsangestellte arbeiten dort üblicherweise wegen ihrer Expertise, während die höheren Stellen je nach Regierung politisch besetzt werden. Der Supreme Court hat in dieser Woche nach juristischem Hin und Her grünes Licht für Massenentlassungen und Budgetkürzungen in mehr als zwei Dutzend Behörden gegeben.

Das könnte als Erfolg für DOGE gewertet werden. Schließlich ist es nun viel wahrscheinlicher, dass die Regierung die Säuberung des Personals durchsetzt, die im berüchtigten Strategiepapier „Project 2025“ sowie vor seiner Vereidigung von Vizepräsident JD Vance gefordert worden waren. So könnte sie die angestrebte private Loyalität zu Trump und dessen Agenda sicherstellen. Die ist dem Bericht zufolge bei DOGE ebenfalls fraglich.

Musk seien staatliche Aufträge im Wert von 3 Milliarden US-Dollar von 17 verschiedenen Behörden versprochen worden, schreibt die „New York Times“, die meisten davon für sein Raumfahrtunternehmen SpaceX. Trump hatte bei seiner Antrittsrede auch eine bemannte Marsmission angekündigt. Musk hat immer wieder die Absicht erklärt, den Planeten besiedeln zu wollen.

„Arbeit zu Ende bringen“

Der Erfolg von SpaceX ist von Regierungsaufträgen abhängig. Trump drohte im Juni, den staatlichen Geldfluss zu stoppen. „Der einfachste Weg, um in unserem Haushalt Milliarden und Abermilliarden Dollar einzusparen, ist die Streichung der staatlichen Subventionen und Verträge für Elon“, schrieb der Präsident in seinem Netzwerk Truth Social: „Ich war immer überrascht, dass Biden das nicht getan hat!“

Manche ehemaligen und derzeitigen DOGE-Mitarbeiter sagten laut WSJ, dass Verbündete von Musk die begonnene Arbeit „zu Ende bringen“ und insbesondere Regierungswebsites und IT-Systeme überarbeiten wollten. Die Pläne hätten sie Trumps Stabschefin Susie Wiles präsentiert. Doch der Verdacht im Weißen Haus sei, dass Musk und Davis ihre ehemaligen Untergebenen beeinflussten, damit sie den Unternehmen ihrer früheren Chefs helfen könnten. Schließlich steht für den Superreichen viel auf dem Spiel.