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Buchvorstellung KreismuseumPräsentieren das neue Buch zum Siedlungswesen im Landkreis Diepholz: Kreismuseumsleiter Nils Meyer (links), Herausgeber und Mit-Autor Ralf Weber und Verleger Wilfried Meyer. © Michael Walter

Neues Buch: 200 Jahre Wohnungsnot und Siedlungsbau im Kreis Diepholz

„Raum ist in der kleinsten Hütte“ – dieses geflügelte Wort haben Historiker Ralf Weber und sein Autoren-Team als Titel für ihr neustes Buch gewählt. Darin beschäftigen sie sich mit der Geschichte der Siedlungen im Landkreis Diepholz vom 18. Jahrhundert bis 1970. Das Buch ist soeben im WM-Verlag Weyhe erschienen. Ab Sonntag, 13. Juli, gibt es dazu eine Ausstellung im Kreismuseum.

Dort auf der Diele feierte das Autorenteam jüngst den Abschluss dieses Projekts, das alle Beteiligten die vergangenen drei Jahre über beschäftigt hat.

„Jeder wohnt irgendwo. Aber viele wissen gar nicht, wie die Siedlungen entstanden sind, in denen sie leben“, erklärt Verleger Wilfried Meyer den Ansatz des Buchs. „Heute spricht man in Bauleitverfahren über Parkbuchten und Begleitgrün. Aber dass wir hier immer wieder Wohnungsnot hatten und die Leute jahrelang in Baracken gelebt haben, ist den meisten überhaupt nicht bewusst.“

Dass wir hier immer wieder Wohnungsnot hatten und die Leute jahrelang in Baracken gelebt haben, ist den meisten überhaupt nicht bewusst.

Jede Wohnsiedlung ist auch immer ein Spiegelbild der Zeit, in der sie entstand. Und viele lassen sich heute noch erkennen. Die Beamtenhäuser an der Waldstraße in Syke, zum Beispiel, haben alle ein einheitliches Gesicht, obwohl sie sich in Details unterscheiden. Ein einheitlicher Stil ist beispielsweise auch an der Eisenbahnersiedlung in Kirchweyhe gut zu erkennen, ebenso an der Wintershall-Siedlung in Barnstorf. Die wahrscheinlich größte zusammenhängende Siedlung im Landkreis, die bis heute ihre ursprüngliche Struktur erkennbar erhalten hat, taucht in dem Buch hingegen gar nicht auf: Die Syker Neustadt.

Andere Siedlungen sind heute nahezu spurlos verschwunden. Mit einer davon hat sich die Barrier Mit-Autorin Inge Arbeiter beschäftigt: Mit der Baracken-Siedlung in Steimke. Kurz nach Kriegsende sind auf dem Steimker Berg zahlreiche Heimatvertriebene in einer alten Flak-Stellung einquartiert worden, die zu diesem Zweck um etliche Baracken erweitert wurde. Das war zunächst nur als Provisorium gedacht. Trotzdem lebten noch viele Jahre später einzelne Familien in diesen Baracken. Heute sind sie längst komplett abgetragen und nur noch wenige wissen, wo genau sie gestanden haben.

Fast ein halbes Jahr hat Wilfried Meyer mit der Sichtung und Edition der Beiträge des 18-köpfigen Autorenteams verbracht. „Monate, in denen ich praktisch nichts anderes gemacht habe“, sagt der mittlerweile 83-Jährige. Dieses Buch ist sein 40. Projekt. Auch sein letztes? Und mit dem für ihn typischen spitzbübischen Blitzen in den Augen erklärt er: „Ich hab einen Sprachfehler. Ich kann nicht nein sagen.“