Fast wäre es für den TC BW Neuss am zweiten Spieltag der Tennis-Bundesliga zu einem Déjà-vu-Erlebnis gekommen. Denn der Aufsteiger lag am Freitag beim TK BW Aachen wie schon beim Saisonauftakt daheim gegen den Gladbacher HTC nach den Einzeln mit 3:1 vorne, lief dann aber Gefahr, den Vorsprung noch zu verspielen und sich wieder mit einem Unentschieden zufriedengeben zu müssen. Doch dieses Mal zeigten die Neusser gute Nerven, sicherten sich dank eines gewonnenen Doppels mit 4:2 den ersten Saisonsieg und können so mit insgesamt schon drei Punkten auf dem Konto am Sonntag selbstbewusst zum TK GW Mannheim reisen.

Der Unterschied zur Auftaktpartie am vergangenen Sonntag: In Aachen trugen die Neusser ein gutes Stück selber dazu bei, dass es nach den Einzeln hektischer wurde als nötig. „Da haben wir von der Mannschaftsführung her einen Fehler gemacht. Das müssen wir uns ankreiden“, meinte Clinton Thomson, der zusammen mit Teamchef Marius Zay die Planungen rund um das Neusser Bundesliga-Team macht. Dieses Mal gingen sie ein hohes Risiko, indem sie darauf verzichteten, einen sechsten ausländischen Profi mitzunehmen, obwohl sie wussten, dass es hinten raus für ihre beiden Topspieler Franciso Comesaña (Argentinien, ATP 65) und Thiago Seyboth Wild (Brasilien, ATP 129) zeitlich knapp werden könnte. Zwar verlegten sie die Flüge, die die beiden zu ihren Auftritten bei den ATP-Turnieren in Gstaad (Schweiz) und Båstad (Schweden) bringen sollten, auf den spätestmöglichen Zeitpunkt am Abend, doch der Spielverlauf in Aachen verzögerte sich so sehr, dass Thomson die beiden nach den Einzeln zum Flughafen nach Brüssel fahren musste.

Zwischenzeitlich hatte es allerdings so ausgesehen, als würde das gar keine Rolle spielen. Denn die Neusser waren auf einem sehr guten Weg, die Partie schon nach den Einzeln zu entscheiden. Denn in den ersten drei Matches hatte nur der Brasilianer Thiago Seyboth Wild bei seinem BW-Debüt Mühe mit seinem Gegner, dem Norweger Viktor Durasovic (ATP 231). Er fand zwar über das ganze Match nicht zu seiner Topform, doch im Match-Tie-Break spielte er seine ganze Erfahrung aus und machte aus einem 3:5-Rückstand einen 10:6-Sieg. Weil zuvor schon der Franzose Geoffrey Blancaneaux (ATP 287) und der Argentinier Franciso Comesaña ihre Partien deutlich gewonnen hatten, gab Harold Mayot (ATP 184) bei einer 3:0-Führung sein Debüt für Neuss. Der Franzose hätte gegen den Niederländer Max Houkes (ATP 245) also schon alles klarmachen können, doch daraus wurde nichts. „Wir wussten, dass er aktuell nicht so selbstbewusst ist. Und dann hat er in den wichtigen Momenten tatsächlich einige Vorhände ins Aus geschlagen“, erklärte Clinton Thomson mit Blick auf den mit 6:10 verlorenen Match-Tie-Break, wollte aber auch festgehalten wissen: „Leider hat Geoffrey den Sack nicht zugemacht, er hat aber super gekämpft.“

Dennoch brauchte es nun ohne die beiden Topspieler also die Doppel, um für ein Happy End zu sorgen. Wobei die eine Paarung aus dem Russen Marat Sharipov (ATP 258) und dem BW-Youngster Florian Kaiser bestand. Weil die Wahrscheinlichkeit eher gering war, dass die beiden eine Chance gegen das Aachener Duo Durasovic/Gille haben würden, lag die große Hoffnung auf den Franzosen Mayot und Blancaneaux. Und sie enttäuschten sie nicht. Zwar schlugen sich Sharipov/Kaiser mit einem klar gewonnen ersten Satz besser als gedacht, unterlagen dann aber doch im Match-Tie-Break. Doch Mayot/Blancaneaux hielten dem Druck stand und setzten sich unter dem Strich glatt in zwei Sätzen durch.

Klar, dass die Erleichterung bei den BW-Verantwortlichen groß war, schließlich ist der Saisonstart mit nun drei Punkten aus zwei Partien für einen Aufsteiger als gelungen zu bezeichnen. Wer am Sonntag versuchen wird, auch in Mannheim etwas Zählbares mitzunehmen, stand indessen am Freitagabend noch nicht fest. Die Franzosen Harold Mayot und Geoffrey Blancaneaux sowie Marat Sharipov werden auf jeden Fall dabei sein. „Wer sonst noch dazu stößt, ist allerdings noch offen“, wusste Clinton Thomson zu berichten.

TK BW Aachen – TC BW Neuss 2:4

Einzel: De Jong – Comesana 4:6, 2:6; Durasovic – Seyboth Wild 4:6, 6:1, 6:10; Houkes – Mayot 6:3, 6:7 (2), 10:6; De Loore – Blancaneaux 1:6, 0:6; Doppel: De Jong/Houkes – Mayot/Blancaneaux 4:6, 4:6; Durasovic/Gille – Sharipov/Kaiser 3:6, 6:1, 10:6