Am Montag wuselte und trubelte es auf der Trainingsanlage des FC Augsburg. Sandro Wagners erste öffentliche Auftritte wurden von Neugier und zahlreichen Zaungästen begleitet. Am Freitagvormittag geht beim Fußball-Bundesligisten vieles wieder seinen gewohnten Gang. Zwar ist die zugängliche Übungseinheit für Augsburger Verhältnisse gut besucht – knapp 30 Fans sind da –, doch wirkt alles weit weniger aufgeregt. Ehe Marius Wolf sich dem FCA anschloss, spielte er in Dortmund, Köln, Berlin und Frankfurt. In Augsburg war er bislang anderes gewohnt. Auch er nimmt einen Wagner-Effekt und Aufbruchstimmung wahr. „Man spürt die Vorfreude im ganzen Verein. Speziell auch auf dem Platz hat man gespürt, dass da viel Leidenschaft drinsteckt.“
Wolf hat die fußballfreie Zeit genossen. War in Italien und Frankreich unterwegs, genoss die Sonne auf Mallorca und verbrachte viel Zeit mit der Familie und Freunden. Jetzt wird wieder gearbeitet. Im Mai ist Wolf 30 Jahre alt geworden. Hat unzählige Trainer kennengelernt, hat in vielen Vereinen gespielt und hat entsprechend viele Vorbereitungen mitgemacht. Einsätze in der Champions League, Länderspiele und DFB-Pokalsiege – all das zählt in den nächsten Wochen nicht, schildert er. Er sehe sich aufgrund seiner langen Karriere nicht in einer Poleposition gegenüber den Teamkollegen. „Ich fange immer bei null an, das habe ich bei jedem neuen Trainer so gemacht. Ich muss mich genauso anbieten und zeigen wie jeder andere Spieler. Wir brauchen in der Mannschaft in jedem Training und in jedem Spiel diese Leistungskultur.“
Wolfs Stammplatz auf der rechten Seite des FCA ist nicht zementiert
Tatsächlich scheint Wolfs Platz in der künftigen Stammelf nicht zementiert zu sein, ein Neuzugang für die rechte Seite ist nicht abwegig. Mit den Auftritten des Außenbahnspielers waren die Verantwortlichen in der vergangenen Saison nicht immer zufrieden. Insgeheim hätten sie mehr erwartet. Wolf hingegen wirkt zufrieden. „Ich finde, dass ich eine ordentliche Saison gespielt habe. Ich habe viel gespielt und konnte der Mannschaft helfen – nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits des Rasens.“
Wolf, das meinen viele, kann eigentlich mehr, als er in seinem ersten Jahr in Augsburg gezeigt hat. Wobei sich die Frage stellt, inwieweit sich Wolf im defensiv ausgerichteten System des ehemaligen Trainers Jess Thorup zügeln musste. Die Stärken des Spielers liegen in seinen offensiven Momenten. Wenn er Raum vor sich hat, zur Grundlinie durchbricht und Flanken nicht aus dem Halbfeld schlagen muss. In der vergangenen Spielzeit musste er vor allem verteidigen und seine rechte Seite schließen. Spricht Wolf über seine persönliche Saisonbilanz, so redet er nicht zufällig davon, dass er sich „defensiv stabilisiert“ habe. Spricht er über die kommende Saison – wohl auch kein Zufall –, so hebt er die Offensive heraus. „Mehr Scorer-Punkte sind ein Ziel von mir“, betont der ehemalige Nationalspieler.
Trainer Sandro Wagner verrät wenig über seine Taktik
Wenig verraten Trainer Wagner und die Spieler in den ersten Tagen darüber, wie der FCA künftig auftreten möchte. Von einer offensiven Spielweise ist keine Rede, aktiv aber soll sie sein. Wolf reiht sich ein, geht nicht genauer auf die taktische Herangehensweise ein, die die Spieler am Freitag auf einem separaten Platz – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – einstudieren. In seinen Ausführungen über Wagners Vorhaben bleibt Wolf vage. „Er ist ein Trainer, der einen anderen Ansatz wählt. Man wird ziemlich schnell sehen, was sein Ansatz ist. Der Trainer hat eine klare Handschrift. Wir versuchen das möglichst schnell zu verinnerlichen.“
Erste Einblicke ermöglicht das Testspiel beim TSV Gersthofen (Samstag, 14 Uhr). Wolf hat – wie beschrieben – etliche dieser Tests gegen Amateurteams in einer Vorbereitung mitgemacht. Nach dem Spiel werden die FCA-Profis und er sich in den neuen Auswärtstrikots nahbar geben, werden Selfies machen und Autogramme schreiben. Auch das gehört zu den Pflichten eines Profis. „Für die Fans ist es schön, solche Testspiele in der Region zu haben“, sagt Wolf. „Klar ist aber auch: Das Wichtigste ist in solchen Spielen, sich nicht zu verletzen, Spaß zu haben und konditionelle Fortschritte zu machen.“
Die Partie im Norden Augsburgs ist der Abschluss einer intensiven ersten Woche. So locker die erste Einheit am Montag war, so anstrengend waren die folgenden. Wolf schmunzelt. „Ein Reinkommen war das nicht – so wie wir trainiert haben. Für eine erste Trainingswoche haben wir extrem viel gemacht.“
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