„Queer bleibt hier“ – unter diesem Motto zogen am Samstag etwa 600 Menschen beim Christopher Street Day durch Bernau. Rechtsextreme versammelten sich zum Gegenprotest, blieben aber deutlich in der Unterzahl.
Der Christopher Street Day in Bernau (Landkreis Barnim) am Samstag ist friedlich verlaufen.
Nach Informationen eines rbb-Reporters zogen mehr als 600 Menschen mit dem CSD vom Bahnhof aus durch die Stadt. An einer rechtsextremen Gegendemonstration nahmen etwa 40 Personen teil. Die Gegendemonstranten hatten ein Transparent mit der Aufschrift „Deutsche Jugend voran“ dabei. Die Gruppierung wird laut Verfassungsschützern als rechtsextremistisch und gewaltorientiert eingestuft.
CSD zieht am Samstag unter erhöhtem Polizeischutz durch Bernau
Der Bernauer CSD soll am Samstag stattfinden trotz Protest-Aufrufen durch Rechtsextreme. Die Polizei hat starke Präsenz angekündigt. Stadt und Organisatoren bekennen sich zum Schutz der queeren Gemeinschaft.mehr
Ermittlungen gegen zwei Gegendemonstranten
Der Bürgermeister von Bernau, André Stahl (Linke), sagte rbb|24, er freue sich, „dass es friedlich geblieben ist, dass trotz Regens so viele Menschen gekommen sind und dass Bernau für Toleranz und Vielfalt auf die Straße gegangen ist“.
Auch die Polizei zog eine positive Bilanz: „Es gab keinerlei Auseinandersetzungen zwischen den Versammlungsteilnehmern“, sagte Sprecher Roland Kamenz dem rbb. Allerdings ermittle die Polizei gegen zwei Teilnehmer der Gegendemonstration und habe von diesen die Personalien aufgenommen, weil beide eine „verbotene Symbolik“ an ihrer Kleidung hatten, so Kamenz. Laut Deutscher Presse-Agentur handelte es sich in einem Fall um SS-Runen an einem Gürtel.
Woher kommt der Hass junger Rechtsextremer auf queere Menschen?
In Bad Freienwalde griffen am Wochenende mutmaßlich Rechte eine Veranstaltung für Vielfalt an. Immer wieder attackieren junge Rechte queere Menschen oder Veranstaltungen. Das liegt tief in ihrer Ideologie begründet. Von Yasser Speckmehr
Hunderte bei CSDs in Neuruppin, Bad Belzig und Luckenwalde
Die Organisatoren des Bernauer CSD unter dem Motto „Queer bleibt hier“ zeigten sich auf rbb|24-Anfrage „hochzufrieden“. Sie hatten rund 500 Teilnehmende erwartet, die hätten sie auf jeden Fall erreicht. „Es waren deutlich mehr, und zwar nicht nur queere Menschen, sondern auch viele Unterstützer aus der Gesellschaft“, so Mareike aus dem Organisations-Team, die ihren Nachnamen aus Sicherheitsgründen nicht nennen möchte.
Auch in Bad Belzig (Kreis Potsdam-Mittelmark) und Luckenwalde (Teltow-Fläming) gab es am Samstagnachmittag CSD-Paraden. In Bad Belzig kamen laut Polizei etwa 180 Teilnehmende, in Luckenwalde zogen rund 70 Menschen durch die Stadt. Beide Veranstaltungen verliefen nach Polizeiangaben störungsfrei. An einem weiteren CSD-Umzug in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) nahmen laut Polizei bis zu 150 Personen teil.
Die Polizei sicherte die Demonstrationen, weil die rechtsextreme Szene immer wieder zu Aktionen gegen CSDs aufrief. Im Juni war es zu einem gewaltsamen Angriff einer Gruppe teils Vermummter auf ein Fest für Vielfalt in Bad Freienwalde gekommen – laut Brandenburgs Innenminister Wilke gibt es Hinweise auf rechtsextreme Täter. Am vergangenen Wochenende hatte es beim CSD in Falkensee (Kreis Havelland) eine rechtsextreme Gegendemo gegeben.
Sendung: rbb24 Inforadio, 12.07.2025, 16 Uhr