Erstes Hempels-Magazin

AUDIO: Hempels kämpft gegen Rückgang von Straßenmagazin-Verkäufen (1 Min)

Stand: 11.07.2025 11:16 Uhr

Am 11. Juli 1995 wurde das Straßenmagazin Hempels in Kiel gegründet. Seitdem verdienen sich Obdachlose und Bedürftige mit dem Verkauf etwas dazu. Heute, 30 Jahre später, kämpft das Heft mit sinkenden Auflagen.

von Paul Wessels

Seit sechs Jahren steht Hempels-Verkäufer Bodo regelmäßig vor einem Supermarkt in Eckernförde (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Von jedem verkauftem Heft des Straßenmagazins kann der 58-Jährige die Hälfte behalten, also 1,60 Euro. Im Monat verdient er sich so durchschnittlich 70 bis 100 Euro dazu. „Damit bezahle ich vor allem die Tierarztkosten für meinen Hund Fly“, erzählt er. Neben ihm verkaufen über 200 Menschen das Straßenmagazin in ganz Schleswig-Holstein.

Hempels-Auflage sinkt: Warum immer weniger Menschen das Heft kaufen

Hempels-Verkäufer Bodo in Eckernförde

„Bodo“ kommt ursprünglich aus Plön und lebte lange auf der Straße.

Die erste Hempels-Ausgabe aus dem Februar 1996 haben die Verkäufer noch selbst geschrieben. Gedanken der Wohnungslosen, Witze oder Berichte aus der Szene – ungeschminkte Straßengeschichten standen im Fokus. Damals kostete das Magazin zwei Mark.

Doch die Auflage von Hempels ist in den letzten 10 Jahren um knapp ein Drittel zurückgegangen, auf aktuell 14.000 Exemplare im Monat. Immer weniger Menschen kaufen Zeitungen oder haben Bargeld dabei. Laut Mitgründer und Vorstandsmitglied Jo Tein können sie das aber noch mit Produkten wie Kochbüchern oder Kalendern kompensieren. An einer Zahlungsmöglichkeit per Smartphone und QR-Code arbeiten sie ebenfalls.

Projekte wie Hempels wird es in Zukunft weiter geben müssen, denn Armut und die Zahl der Wohnungslosen steigt deutlich.

Jo Tein, Mitgründer und Vorstandsmitglied Hempels

Verkäufergeschichten: Die Menschen hinter dem Magazin

In 30 Jahren wurden über vier Millionen Hefte verkauft und so mehrere Millionen Euro für die Verkäufer erwirtschaftet. Neben dem Magazinverkauf finden jährlich knapp 30.000 Menschen Unterstützung in den Einrichtungen in Kiel.

Anlässlig des Jubiläums zeigt Hempels ausgewählte Geschichten ihrer Verkäuferinnen und Verkäufer in der Fotoausstellung „Menschen wie wir“. Sie startet am 11. Juli in der Kieler St. Nikolai Kirche und wird später auch in Lübeck, Husum (Kreis Nordfriesland) und Flensburg zu sehen sein.

Ein Fahrzeug der Tierambulanz steht auf einem Platz.

Das Angebot richtet sich nach Angaben der Stadt Kiel vor allem an Obdachlose und Menschen mit geringem Einkommen.

Obdachlose am Alexanderplatz in Berlin.

In Deutschland sind etwa 50.000 Menschen obdachlos – und es werden immer mehr. „Housing First“ heißt ein Konzept aus den USA, das dagegen helfen soll. Wie funktioniert das in einer Metropole wie Berlin? Von Andreas König.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 12.07.2025 | 19:30 Uhr