Stadler-Einigung in Berlin: Länger arbeiten für den Erhalt des Standorts
Der Ostschweizer Schienenfahrzeughersteller Stadler hat sich mit den Arbeitnehmervertretungen über die Zukunft des Berliner Werks geeinigt. Der Standort bleibt bis 2032 garantiert, dafür müssen die 1700 Beschäftigten drei Jahre lang zwei Stunden mehr pro Woche ohne Lohnausgleich arbeiten.
Montage von Strassenbahnen im Stadler-Werk in Berlin-Pankow.
Bild: Imago
Am Donnerstag ist die Einigung unter Dach gebracht worden. An diesem Tag haben nach der Gewerkschaft IG Metall auch deren Mitglieder bei Stadler dem Verhandlungsergebnis mit der Geschäftsleitung von Stadler Deutschland zugestimmt. Der vereinbarte Zukunftstarifvertrag enthält für das Werk in Berlin-Pankow eine Standortgarantie bis 2032. Gewerkschafter Jan Otto bezeichnet diese als «ein deutliches Zeichen für die langfristige Perspektive für Stadler in Berlin».
Neben der Standortgarantie ist auch eine Beschäftigungssicherung vereinbart worden, die «einen Grossteil der Arbeitsplätze dauerhaft sichert». Konkret ist die Rede von 85 Prozent der Jobs, die sicher erhalten bleiben sollen. Allerdings gilt diese Beschäftigungssicherung zunächst nur bis Ende März 2029. Danach werde sie neu festgelegt, «basierend auf der dann vorliegenden wirtschaftlichen Situation», sagt Stadler-Sprecherin Julia Bülow. Gewerkschafter Jan Otto sagt aber: «Ich bin überzeugt, dass Stadler in den nächsten Jahren eher mehr Fachkräfte brauchen wird.»
Erst mal mehr arbeiten, dann weniger
Im Gegenzug sollen die Beschäftigten in den ersten drei Jahren 40 statt wie bisher 38 Stunden pro Woche arbeiten, und das ohne Lohnausgleich. Vom Tisch ist dafür eine nominale Lohnreduktion, und auch das Weihnachtsgeld bleibt unangetastet. Über die Mehrarbeit werde keiner begeistert sein, aber den meisten sei die Planungssicherheit für die nächsten sieben Jahre wichtig, heisst es seitens des Betriebsrats.
Zudem ist ein weiterer Teil der Vereinbarung, dass ab Anfang 2029 der aktuelle Flächentarifvertrag auch für die Stadler-Beschäftigten gelten soll. Dieser sieht eine 35-Stunden-Woche vor. Stadler schreibt in diesem Zusammenhang ab dann von einer schrittweisen Angleichung der Entlöhnung an den Flächentarifvertrag.
Über strukturelle Massnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Berliner Stadler-Werks, in dem unter anderem die neuen Wagen für die Berliner U-Bahn gebaut werden und das generell gut ausgelastet ist, ist noch nichts bekannt. Stadler hofft auch, zusammen mit Siemens bei der heiss ersehnten Ausschreibung der Berliner S-Bahn zum Zug zu kommen.