Frankfurt/Worms – Elf Jahre lang war er das Gesicht des „Tatort“ aus Frankfurt. Im Herbst 2024 fiel seine letzte Klappe. Jetzt rechnet Schauspieler Wolfram Koch mit seinem Ex-Arbeitgeber, dem Hessischen Rundfunk (HR), ab. Und macht deutlich, wie bitter der Abschied für ihn und seine Ermittler-Kollegin Margarita Broich wirklich war.
„Der letzte Drehtag war schon sehr traurig“, sagt Koch zu BILD. „Wir hatten hervorragende Kollegen – von der Requisite bis zur Kamera. Viele arbeiten jetzt woanders oder sind im Haus und stellen nur noch Blumenkübel für Talkshows auf. So zerstört man Kreativität durch Sparmaßnahmen. Der HR musste alle Eigenproduktionen auslagern.“
Ein gutes Team vor der Kamera und auch dahinter: Wolfram Koch und seine Kollegin Margarita Koch beim „Tatort“-Dreh im März 2019
Foto: imago images/brennweiteffm
Erst vergangene Woche verkündete HR-Intendant Florian Hager (49) auf der Hauptversammlung des Rundfunkrats, dass der Sender das Haushaltsjahr mit einem Plus von 39 Millionen Euro abschloss. Ein ordentlicher Überschuss, während beim „Tatort“ die Kreativität dem Rotstift zum Opfer fiel.
Lesen Sie auch„Man wollte junge Leute“
Warum das Duo wirklich aufhörte? Wolfram Koch: „Der HR wollte neue Wege gehen. Wir hätten vielleicht noch etwas weitergemacht, aber es war auch in Ordnung, aufzuhören.“ Und weiter: „Man wollte junge Leute.“ Ob der Sender die richtigen gecastet haben? Ja, findet Wolfram Koch. Der erste „Tatort“ mit den neuen Kommissaren Edin Hasanovic und Melika Foroutan ist für Herbst 2025 geplant. Koch: „Großartige Leute. Ich wünsche ihnen alles Gute.“
Im kommenden Herbst starten Melika Foroutan (49) und Edin Hasanović (33) in der ARD als Frankfurt-Ermittler
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Für Koch heißt es jetzt mehr Theater statt TV
Wolfram Koch gehört zu den bekanntesten deutschen Theaterschauspielern, er steht mit Leidenschaft auf den großen Theaterbühnen Europas. Schon immer. Auch während seiner „Tatort“-Zeit. Er: „Hamburg, Berlin, Zürich, Stuttgart – der Kalender ist voll. Ich habe den Luxus, nur zu machen, was ich will.“ Bei den Nibelungen-Festspielen (Premiere in Worms war am Freitag) spielt er zurzeit den hinterlistigen Krieger Hagen von Tronje. Eine Rolle wie gemacht für den Charakterdarsteller: „Ich spiele oft Schweinehunde, intrigante Typen. Hauptsache nicht langweilig.“
Ein Haufen Kies und Plastikstühle: Wolfram Koch (l.) mit Siegfried-Schauspieler Eivin Nilsen Salthe auf der Bühne der Nibelungen-Festspiele in Worms
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„Tatort“-Comeback im Rollstuhl?
Der Kontakt zu Kommissar-Kollegin Margarita Broich ist nie abgerissen. Wolfram Koch zu BILD: „Wir schreiben uns regelmäßig. Wir vermissen die Zeit, die wir zusammen hatten. Es war wie eine Familie.“ Ganz ausgeschlossen ist ein TV-Comeback als „Tatort“-Ermittler der beiden übrigens nicht: „Margarita und ich haben mal überlegt, als Pathologen zurückzukehren, so als schrulliges Paar. Völlig verbrannt, im Rollstuhl, streitend. Als Spaßprojekt vielleicht. Ich denke, wir sollten uns bewerben!“